"Mittweida ist ein ganz kleinwenig klein - im Vergleich zu Paris." Das war der erste Eindruck von Camit Brunét, einer Nachwuchswissenschaftlerin aus Frankreich, die sich gemeinsam mit rund fünfzig Wissenschaftlern aus elf Ländern und vier Kontinenten in der vergangenen Woche zum 10. Workshop on Self-Organizing Maps und Learning Vector Quantization an der Hochschule traf.
Vom 2. bis 4. Juli war die Hochschule Mittweida Gastgeber dieser Tagung, die eine der bedeutenden internationalen Konferenzen auf dem Gebiet der Computational Intelligence ist. Darin geht es um nichts weniger als die Nachahmung biologischer Vorbilder durch künstliche neuronale Netze. Self-Organizing Maps (selbst-organisierende Merkmalskarten) sind mathematisch-biologische Modelle solcher künstlicher neuronaler Netze, deren biologische Vorbilder bei der sensorischen Reizwahrnehmung im Gehirn eine zentrale Rolle spielen. Diese Modelle werden in ihrem Lernverhalten intensiv studiert, um sie dann als intelligente Komponenten in technischen Systemen anzuwenden, zum Beispiel bei der Steuerung von Robotern, bei der Erkennung von Falschgeld in Bankautomaten oder der Qualitätsanalyse von Kaffeebohnen.
Professor Thomas Villmann und seine Mittweidaer Forschungsgruppe Computational Intelligence wurden mit der Organisation und Ausrichtung der diesjährigen Konferenz in Mittweida von einem internationalen Gremium ausgewählt - eine Auszeichnung für die Forschungsgruppe auf diesem innovativen Grenzgebiet der Forschung zwischen Mathematik, Informatik und Biologie. Seit 2009 ist Villmann Professor an der Hochschule Mittweida und hat seitdem ein Forschungsteam aufgebaut, das als eines der weltweit führenden in diesem Bereich gilt. Ihm gehören derzeit acht Doktoranden (intern und extern) sowie zwei erfahrenen Postdoc-Wissenschaftler an.
Die Hochschule Mittweida war mit dieser Tagung Treffpunkt einer hochkarätigen internationalen Forschergemeinde. Ein spezieller Teilnehmer hatte jedoch nur einen kurzen Anreiseweg: Der Service-Roboter August der Smarte der Kollegen um Professor Hans-Joachim Böhme und Dr. Sven Hellbach von der HTW Dresden assistierte den Konferenzorganisatoren. Dieser Roboter wird auch mit Lernmodellen der Mittweidaer Forscher gesteuert, so dass er autonom mit seinem menschlichen Gegenüber interagieren kann. August begrüßte die Teilnehmer der Konferenz und gab Hinweise zum Hochschulstandort Mittweida und zum Konferenzablauf.
Neben dem wissenschaftlichen Programm hatten die Gäste Gelegenheit, die Umgebung kennenzulernen: Neben einer Führung mit anschließendem Ritteressen auf der Burg Kriebstein gab es eine Dampferfahrt auf der Elbe und ein Gala-Dinner in Dresden.
Die Hochschule Mittweida hat in der vergangenen Woche internationales Wissenschaftsflair erlebt. Das "kleine" Mittweida reiht sich mit der Ausrichtung dieser zweijährig stattfindenden Konferenz ein in die Liste prominenter Vorgänger wie Helsinki, Paris, Kitakiushu oder Santiago de Chile.