Die besten Informatikforscher aus der ganzen Welt treffen sich auf Schloss Dagstuhl im saarländischen Wadern - und das nur auf persönliche Einladung. Zum vierten Mal folgte auch Thomas Villmann, Professor für Computational Intelligence und Technomathematik an der Hochschule Mittweida, der Einladung in das Schloss.
Beim Dagstuhl-Seminar Bridging Information Visualization with Machine Learning von Montag bis Freitag der vergangenen Woche ging es um Data-Mining, das heißt um das automatisierte Erkennen von Mustern in großen Datenmengen und deren Visualisierungen, die durch effiziente mathematische Algorithmen erst möglich wird.
40 Forscher aus 12 Ländern kamen zusammen, um im gegenseitigen Austausch miteinander an diesem aktuellen Problem der Informatik zu arbeiten. Im Fokus standen Datenvisualisierungstechniken für hoch-dimensionale und komplex-heterogene Daten. Solche Daten treten in vielen Bereichen auf, zum Beispiel in der Medizin oder in der Forensik. Ihre Verarbeitung geschieht weitestgehend maschinell-automatisch und erfordert effiziente und adaptationsfähige Algorithmen und mathematische Modelle zur Datenanalyse. Im Zusammenspiel mit dem Anwender entwickeln sie sich zu leistungsfähigen Analysetools.
Beitrag aus Mittweida: Klassifikationssicherheit
Thomas Villmann konnte die in seiner Mittweidaer Forschungsgruppe Computational Intelligence gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrungen an die internationalen Kollegen weitergeben und selbst neue Ideen und Anregungen für die eigene Arbeit sammeln. Die Forschungsgruppe der Hochschule Mittweida entwickelt aktuell Algorithmen für medizinische Diagnoseassistenzsyteme und arbeitet hier mit der Abteilung Neurologie am Paracelsus-Klinikum Zwickau zusammen.
Aus diesem Projekt brachte Professor Villmann Probleme der Klassifikationssicherheit bei der automatischen Klassifikation von Objekten in die Diskussion ein. Bei der Klassifikationssicherheit geht es um die Frage, wie sicher sich der Algorithmus ist, ein Objekt, das heißt einen Patienten, richtig klassifiziert zu haben, und ob er sich gegebenenfalls selbst als "inkompetent" für ein gegebenes Problem einschätzen muss. Bei den Diagnoseassistenzsystemen, an denen Professor Villmann und sein Team arbeiten, treten solche Probleme auf, wenn es um Krankheitsklassifikation von Patienten an Hand von elektronisch gespeicherten Befunden geht. Sie finden sich aber auch in vielen anderen Anwendungsfällen, wo es um die sichere Zuordnung von Daten zu Sachgebieten geht und an denen die anderen Teilnehmer des Seminars arbeiten, zum Beispiel die automatische Bilderzuordnung zu Themengebieten in der Forensik oder spektraler Daten zu lokalen geophysikalischen und landwirtschaftlichen Bodenverhältnissen.
Fruchtbares Seminar
Professor Villmann wird viele neue Erkenntnisse und Anregungen aus dem Seminar in seine weitere Forschungsarbeit einfließen lassen. So hat zum Beispiel der Automobilbauer Porsche in Weissach bei Stuttgart ebenfalls Interesse an der automatisierten Klassifikation von Daten mit entsprechender Klassifikationssicherheit und arbeitet mit dem Professor aus Mittweida zusammen. Aber auch die Studierenden in der Lehrveranstaltung "Computational Intelligence" und die Promotionsstudenten im Forschungsseminar können aus erster Hand von diesen neuesten Erfahrungen profitieren.
Schloss Dagstuhl ist ein Institut der Leibniz-Gemeinschaft. Es fördert Grundlagen- und anwendungsorientierte Forschung sowie wissenschaftliche Fort- und Weiterbildung und den Wissenstransfer zwischen Forschung und Anwendung. Es ist ein weltweit anerkanntes Begegnungszentrum für Informatik und wird von Bund und Ländern finanziert.
Weitere Informationen zur Forschungsgruppe Computational Intelligence an der Hochschule Mittweida
Weitere Informationen zum Dagstuhl-Seminar