Großartige Filme zu machen, ist ein Handwerk. Mittweidaer Medienstudenten lernen das. Groß gemusterte Stoffe am Webstuhl zu machen, ist auch ein Handwerk. Das lernt heute aber niemand mehr. Beide Gewerke kommen zusammen, wenn 26 Studenten des Studiengangs Medienmanagement an der Hochschule Mittweida ein anwendungsnahes Projekt umsetzen: Acht kurze Filme zeigen ab sofort im Textil- und Rennsportmuseum (TRM) Hohenstein-Ernstthal die einzelnen Arbeitsschritte der Entstehung eines Jacquards-Stoffes.
Am Montag übergaben Rika Fleck, Rebecca Grautstück und Andreas Hiekel von der Fakultät Medien der Hochschule die Videos an Gisela Rabe und Marina Palm vom Museum.
Davor lagen zwei Jahre Arbeit. Die Studenten mussten sich erst einmal mit der zweihundert Jahre alten Webtechnik beschäftigen und sich dann überlegen, wie das filmisch umzusetzen geht. Die Filme dürfen nicht zu lang(weilig) sein, müssen ein breites Publikum ansprechen und den Entstehungsprozess vom Entwurf bis zum fertigen Gewebe korrekt zeigen.
Rika Fleck, Dozentin an der Fakultät und Betreuerin des zweijährigen Projekts: "Für die Studenten war es eine große Herausforderung - raus aus dem Vorlesungssaal und sich mit den komplizierten Arbeitsschritten vor Ort im Museum auseinanderzusetzen und kreative Bilder dazu zu entwickeln."
Filmische Rettungsaktion
Die Videos sind dabei so etwas wie eine Rettungsaktion: Denn es gibt kaum noch Fachpersonal, das das alte Handwerk beherrscht und die Webmaschinen den Museumsbesuchern vorführen kann. Die Videos kann sich nun jeder Besucher auf einem großen Monitor anschauen. Rebecca Grautstück, Auszubildende zur Mediengestalterin an der Fakultät Medien: "So bleibt das Wissen über das Handwerk erhalten."
Auch für die Studenten und ihr Handwerk war das Projekt ein Gewinn: Medienmanagement-Student Andreas Hiekel: "Das war ein Projekt, in dem wir uns künstlerisch ausprobieren konnten, um zum Beispiel mit Licht oder spezieller Kameratechnik die Webtechnik und den Entstehungsprozess spannend zu visualisieren."
Studium dicht an der Praxis
Für das Medienstudium in Mittweida ist dieser Anwendungsbezug typisch, auch Kooperationen mit Partnern außerhalb der Hochschule. Dazu gehört auch der Einsatz externer Dozenten. Im aktuellen Projekt waren das Frank Wehmeyer, freier Kameramannes aus Leipzig, der die Studenten bei den zweitägigen Dreharbeiten begleitet hat, und Stephan Marche als externer Berater für den Schnitt.
Die eigentliche Umsetzung war aber Sache der Studenten, schließlich gibt es für die Filme Noten im Modul "Medienproduktion". Wie die Museumsbesucher die Videos bewerten, erfahren alle am Projekt Beteiligten erstmals am Sonntag, dem 17. Mai. An diesem Tag ist Internationaler Museumstag und in Hohenstein-Ernstthal feiert man 20 Jahre Textil- und Rennsportmuseum - und die Premiere der Filme in der Öffentlichkeit.
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Fotos: Andreas Hiekel