Obwohl der am 15. Januar 1843 geborene Carl Georg Weitzel vor seiner Anstellung am Uhlandschen Technicum in Mittweida im Jahr 1866 gerade erst in Karlsruhe seine Ausbildung als Ingenieur an der mathematischen Schule und der Ingenieurschule des dortigen Technikums abgeschlossen hatte, übernimmt er nur kurz darauf die Leitung der Bildungseinrichtung in Mittweida.
Weitzel gründet des Technikum Mittweida im Jahr 1867 neu, als das Uhlandsche Technicum nach Frankenberg verlegt wurde. Die selbstgestellte Aufgabe der Werbung bewältigt er mit Geschick, Aufwand und Risikobereitschaft. Allein für Werbung gibt er 20 bis 25 Prozent seines Etats aus, anfangs übersteigt dieser Posten sogar den der Lehrergehälter.
Weitzel schaltet Kampagnen in Zeitschriften und verschickt Werbebriefe. Er geht aber noch einen Schritt weiter und wirbt Protektoren als Schirmherren. Sie empfehlen im Auftrag des Technikums einen Besuch des Technikums – Influencer Marketing im 19. Jahrhundert.
Auch namhafte Absolventen gewinnt Weitzel für die Mehrung des eigenen Ruhms: Schon 1880 druckt er im Programm, das die Angebote und Leistungen der Einrichtung vorstellt, Empfehlungen für den Besuch des Technikums ab. Als die steigende Zahl zu Platzmangel führt, gibt er sie als "Verzeichnis ehemaliger Studierender" separat heraus.
Die Maßnahmen zahlen sich aus. Studieren Ende 1867 noch rund 50 Studenten in Mittweida, sind es sechs Jahre später 107. Immer mehr Räume in der Rochlitzer Straße mietet Direktor Weitzel deshalb. Trotzdem schreibt das Technikum weiter rote Zahlen. Gerüchte um eine Verlegung nach Döbeln kommen auf, die Mittweidaer Geschäftsleute richten eine Petition an den Stadtrat: ‚Das Technikum muss bleiben!‘ Weitzel drängt auf einen Neubau, den der Stadtrat schließlich bewilligt.
Weitzel legt somit im übertragenen Sinne auch den physischen Grundstein für die heutige Hochschule Mittweida, schließlich ist das in mehreren Bauabschnitten bis zum Oktober 1900 fertiggestellte Gebäude, heute als Haus 1 bekannt, nach ihm benannt
Ritterkreuz, Ehrenbürger, Kammerrat
Schon 1889 werden die Leistung des Direktors honoriert: Weitzel wird das Ritterkreuz 1. Klasse des Sächsischen Albrechtsordens verliehen, Jahre später wird er Ehrenbürger der Stadt Mittweida und das Sächsische Königshaus verleiht ihm den Titel Kammerrat.
1892 schließlich verlässt Weitzel Mittweida. Schon sechs Jahre zuvor hatte er die Leitung wegen „andauernder Kränklichkeit“ abgeben und das Inventar an die Stadt verkaufen wollen. Sein Lehrerkollegium überredete ihn zum Verbleib. Erst als der junge Alfred Udo Holzt als Lehrer für Mathematik und Maschinenbau ans Technikum kommt, findet Weitzel seinen geeigneten Nachfolger.
Nach seinem Weggang nach Dresden verfasst Weitzel "Unterrichtsbriefe in Gesprächsform" für den mathematischen Unter¬richt. Anderen Schriften thematisieren insbesondere Hinweise die Ingenieurausbildung und ergänzen die von ihm zuvor herausgegebene Lehrbuchsammlung "Schule des Maschinentechnikers", in der er das zeitgenössische Wissen des Maschinenbaus zusammenfasste. In "Wie wird man Maschinentechniker? Wie wird man Elektrotechniker?" macht Weitzel bereits im Jahr 1885 auf die Wechselwirkungen zwischen Maschinenbau und Elektrotechnik aufmerksam.
Carl Georg Weitzel stirbt am 13. Dezember 1927 in Saalhausen bei Dresden. Er wird unter großer Anteilnahme auf dem alten Kirchhof zu Mittweida beigesetzt.
Weiterführende Literatur zum Artikel:
- Domschke, J.P., Hofmann, H., Hahn, A., Stascheit, M., Stascheit, W., Langhammer, S.: Carl Georg Weitzel – Gründer des Technikums Mittweida, Hrsg.: Förderkreis „Hochschule Mittweida“ e.V., 2001
- Domschke, J. P., Hofmann ,H.: Vom Technikum Mittweida zur Hochschule, Sächsische Heimatblätter, Heft 3, 2009, S. 203-215
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