„Es ist für mich eine Ehre, nach so langer Zeit mit Verletzungen, Ups and Downs und vielen weiteren Rückschlägen den Adler wieder auf der Brust tragen zu dürfen“, so Berger: „Es gibt nichts Schöneres, als zusammen mit anderen Nationen Sport zu treiben.“
Die 23-Jährige weiß, wovon sie spricht. Als deutsche Meisterin im Sprung trug sie unter anderem bei den Olympischen Spielen in London 2012 das Abzeichen der deutschen Nationalmannschaft. In ihrer Spezialdisziplin sicherte sie sich mit 15,016 Punkten Platz vier. Nur weil die Kampfrichter Fehler der Silber- und Bronzemedaillengewinnerinnen übersahen, verpasste das damals jüngste Mitglied des deutschen Teams das ersehnte Edelmetall.
Vier Operationen nach Knieverletzung
Wie wichtig es für Leistungssportler ist, schon währenddessen an die Zeit nach dem Spitzensport zu denken, musste Berger schmerzvoll erfahren: Vier Mal musste sie nach einer schweren Verletzung am Knie operiert werden. Die einjährige Pause verhinderte ihre Teilnahme an den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro.
Erst im Jahr 2017 gab die gebürtige Schwäbin ihr Comeback. Mit dem SSV Ulm 1846 schaffte sie auf Anhieb den Aufstieg in die Bundesliga und hielt in der Folgesaison die Klasse. Dabei trat sie allerdings „nur“ am Stufenbarren an. „Ich musste vorsichtig sein. Nach vier Operationen ist das Knie einfach nicht mehr so stabil wie früher“, erklärt sie.
Erst im Juli 2018 konnte Berger das tun, was zwei Jahre vorher noch ausgeschlossen schien: Sie nahm das Training ihrer Paradedisziplin wieder auf. Im November feierte sie beim letzten Bundesligawettkampf ihr emotionales Comeback. „Nur mein Trainer und mein Team wussten Bescheid, nicht mal meinem Vater habe ich es vorher verraten. Ich wusste vorher nicht, ob es vom Knie her funktioniert“, so Berger.
Berger tritt am Stufenbarren und beim Sprung an
Mittlerweile fühlt sie sich sicher. Bei der Universiade trat Berger als einzige deutsche Turnerin an – am Stufenbarren und im Sprung. Unter Druck setzte sie sich dabei nicht. „Mein Ziel ist, einen guten Wettkampf zu turnen, und dann sehen wir weiter“, so Berger: „Die Halle ist schön und die Geräte sind gut. Ich musste mich erst daran gewöhnen, weil sie von einem anderen Hersteller sind als die, an die ich gewohnt bin.“
Die Sommer-Universiade ist mit rund 10.000 Teilnehmern und Teilnehmerinnen aus über 170 Nationen die weltweit größte Multisportveranstaltung nach den Olympischen Spielen. Die Athleten bewegen sich in ihrer Disziplin auf nationalem Spitzenniveau und treffen in Neapel auf erstklassige internationale Teilnehmerfelder.
Vierter Platz für die Hochschule Mittweida
Am 7. Juli standen die Einzelwettkämpfe im Kunst- und Geräteturnen auf dem Programm. Die Vorbereitung sei gut gelaufen, sagt Berger: „Es ist etwas chaotisch von der Organisation, aber es wird alles versucht! Die Stimmung ist gut, wir sind auf einem Kreuzfahrtschiff im Hafen untergebracht.“
Ihr Ziel erreichte die 23-Jährige und schrammte dabei haarscharf an den Medaillen vorbei. Ihre Qualifikationswertung von 13.250 Punkten am Barren schraubte sie mit einer sauber durchgeturnten Übung im Finale auf 13.450 Punkte hoch.
„Ich wusste, dass ich meine Übung beherrsche und habe deshalb alles riskiert, um alles perfekt zu öffnen. Ich habe so das Beste rausgeholt, nachdem die Konkurrenz sehr stark war. Ich bin sehr zufrieden, auch wenn eine Medaille schön gewesen wäre“, sagte die Qualifikationssechste. Die ersten drei Plätze sicherten sich Hitomi Hatakeda (Japan; 14.000) sowie Tatiana Nabieva (Russland; 13.900) und Asuke Teramoto (Japan, 13.800).
Studium und Spitzensport parallel
Nach der Universiade geht es für Berger wieder nach Süddeutschland. Sie studiert am Münchner Campus M21, einer Partnerakademie der Hochschule Mittweida seit 2016 in der Vertiefung Sport-, Medien- und Eventmanagement des Studiengangs Angewandte Medien.
„Durch den Sport hatte ich früh mit Medien zu tun“, begründet Berger ihre Studienwahl. „Ich will auf jeden Fall dem Sport treu bleiben und später in die Vermarktung von Sportlern oder Sportarten einsteigen.“
Zwei ihres sechs Semester dauernden Studiums ist die Studentin an der Hochschule Mittweida eingeschrieben. „Letztes Jahr im September war es echt super! Ich konnte mich optimal auf die Deutschen Meisterschaften vorbereiten und wurde von der Hochschule bestens unterstützt. Dafür bin ich sehr dankbar, da es nicht selbstverständlich ist“, sagt Berger.
Eine Berichterstattung gibt es zu ausgewählten Sportarten und Entscheidungen der Universiade im Livestream. Eurosport fasst zudem täglich Highlights im Fernsehen zusammen. Wer den Wettkampf und die Vorbereitungen hautnah verfolgen will, sollte @janine_berger96 auf Instagram folgen.