Herr Dr. Walzik, woran denken Sie, wenn von „Wandel“ die Rede ist?
Den wesentlichen, notwendigen Wandel sehe ich darin, von einem Inhaltsdenken zu einem Handlungsdenken zu gelangen. Es geht also – nicht nur an Hochschulen – darum, davon abzukommen, in Inhalten zu denken, die „vermittelt“ oder „gelernt“ werden sollen. Vielmehr ist es sinnvoll, Lernende darauf vorzubereiten, Handlungsanforderungen erfolgreich bewältigen zu können. Dazu sind Wissensinhalte durchaus notwendig. In einer Gesellschaft jedoch, in der sich Wissen schneller und schneller verdoppelt, sollten daher auch Lernkompetenzen viel stärker betont werden. Dazu gehört auch die Fähigkeit, sich mit seiner gesamten Person in Bezug zu den entsprechenden Themen zu setzen, sie nicht nur zu „lernen“. Es geht künftig weniger um Lernen als um echte Bildung.
Könnten Sie diese Gedanken in Bezug zur Hochschullehre setzen?
Ja, das kann ich. (grinst)
Von welchem signifikanten Wendepunkt in Ihrem (beruflichen oder persönlichen) Leben erzählen Sie gern?
Das kommt ganz auf den Kontext an. Wenn es, wie oben angedeutet, um echte Persönlichkeitsbildung und Selbstklärung geht, nehme ich als Beispiel aus meinem Leben zuweilen die Entscheidungssituation, nach einigen beruflichen Jahren in der Schweiz wieder nach Deutschland zurückzukehren.
Nach seinem Abitur in Mainz absolvierte Sebastian Walzik zunächst eine Ausbildung zum Industriekaufmann, bevor er an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Wirtschaftspädagogik studierte. Er promovierte an der Universität St. Gallen zum Thema „Sozialkompetenzen an der Hochschule fördern“ und bietet heute neben seiner Lehrtätigkeit vor allem Hochschulen bei der Curriculumentwicklung sowie mit didaktischen Seminaren und Hospitationen Unterstützung an. Im Vorfeld des Tags der Lehre am 6. November 2019 will Dr. Sebastian Walzik den Mittweidaer Lehrenden gemeinsam erarbeiten, wie sie ihre Lehre gestalten können, um Themen kompetenzorientiert und stoffreduziert zu vermitteln, ohne dabei an Tiefe zu verlieren.
Der Tag der Lehre findet an der Hochschule Mittweida am 6. November statt. Unter dem Thema „Lernen im Wandel - Lehren aus der Wende“ tauschen sich die Lehrenden der HSMW dazu aus, wie sie ihre Lehre weiter verbessern können. Auch Studierende beteiligen sich, indem sie sich mit Future Skills beschäftigen oder sich über ihre Arbeit als Tutorinnen und Tutoren austauschen. Am Abend lädt die Hochschule im Studio B zudem die Öffentlichkeit ein: Der Dialog Kontrovers Extra im Studio B widmet sich dem Thema „30 Jahre gewendetes Deutschland – Quo Vadis?“.