Landwirtschaftliche Flächen, die früher für den Abbau fossiler Rohstoffe genutzt wurden, können heute gleich doppelt zur Auseinandersetzung mit Bioökonomie dienen. Das nutzt das ARCHE-Naturprojekt, das jetzt von der Initiative Wissenschaft im Dialog als eines von bundesweit nur 15 Projekten und als einziges in den neuen Bundesländern gefördert wird.
„Die meisten Menschen können sich unter dem Begriff Bioökonomie noch wenig vorstellen. Aber nur wenn Wissen über etwas vorhanden ist, kann man diesem einen Wert beimessen – und gegebenenfalls das eigene Verhalten anpassen“, erklärt Stefanie Walter ihre Motivation zur Unterstützung des Projekts. Insbesondere bei Jugendlichen sieht die 29-jährige Nachwuchswissenschaftlerin ein großes Potenzial, das Bewusstsein zu verstärken.
Die Hochschule Mittweida und der Naturschutzverband Sachsen e.V. planen ein Reallabor auf einer Fläche, die zuvor für den Abbau fossiler Rohstoffe genutzt wurde. Schülerinnen und Schülern sollen beim ARCHE-Naturprojekt ihr Wissen im Bereich Bioökonomie verbessern und gleichzeitig das Wissen in die breite Öffentlichkeit tragen. „Die am Projekt beteiligten Schüler erleben und erforschen die Fläche: Sie ermitteln beispielweise den Biodiversitätsindex über einen längeren Zeitraum“, so Walter. „Parallel arbeiten sie mit modernder Medientechnologie wie etwa 360-Grad-Kameras und Drohnen, um die Entwicklung des Areals für andere Rezipienten erlebbar zu machen und so auch deren Wissen zu verbessern.“
Das Wissenschaftsjahr 2020 – Bioökonomie, das eine Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung ist, soll die ersten Schritte hin zu einer biobasierten Wirtschaftsweise greifbar machen. Es greift die Frage auf, wie die Menschheit nachhaltiger leben, Ressourcen schonen und gleichzeitig den Lebensstandard sichern kann. Eine Antwort könnte eine Umstellung sein: weg von einer auf fossilen Ressourcen basierenden Wirtschaftsform, hin zu einer nachhaltigen, biobasierten Wirtschaftsweise – der Bioökonomie.
Dass ausgerechnet Areale, die zur Gewinnung fossiler Rohstoffe genutzt wurden, geeignet sind, das Wissen um Biodiversität und Bioökonomie zu steigern, überrascht zunächst. „Diese Flächen sind aber oft einzigartige und essenzielle Habitate für gefährdete Tier- und Pflanzenarten“, sagt Walter, die an der Hochschule Mittweida im Bachelor Medienmanagement sowie die Masterstudiengänge Information and Communication Science mit der Vertiefung Public Affairs/Political Campaigning und berufsbegleitend Nachhaltigkeit in gesamtwirtschaftlichen Kreisläufen studierte.
Ihr in Mittweida erworbenes Wissen nutzte Stefanie Walter, um mit dem Naturschutzverband Sachsen e.V. das interdisziplinäre Reallabor ARCHE-Naturprojekt für das Wissenschaftsjahr 2020 zu konzipieren und mit ihrem integrierten Kommunikationskonzept den Diskurs über die Wissenschaft zu fördern.
Der von der Initiative Wissenschaft im Dialog (WiD) ausgerufene Hochschulwettbewerb zum Wissenschaftsjahr „Zeigt eure Forschung!“ lädt Bürgerinnen und Bürger dazu ein, den möglichen Wandel im Rahmen zahlreicher Diskussions- und Mitmachformate im Dialog mit Wissenschaft und Forschung aktiv mitzugestalten. Die Förderung in Höhe von 10.000 Euro für das ARCHE-Naturprojekt fließt deshalb vollumfänglich in die Realisierung des Reallabors und die mediale Begleitung.
Damit ist die Hochschule Mittweida nach 2018 schon zum zweiten Mal im Wettbewerb "Zeigt eure Forschung!" erfolgreich: Vor zwei Jahren gewann das Projekt "Soziales Unternehmertum" unter dem Wettbewerbsmotto "Arbeitswelten der Zukunft".
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