„Ingenieurwesen war immer mein Plan“, sagt Fabio Bonitz, der gerade die Prüfungen des Sommersemesters seines Studiengangs "Automation – Industrie 4.0" an der Hochschule Mittweida hinter sich hat. „Aber es sollte auch etwas Praktisches und Handwerkliches sein." So entschied sich der heute 20-Jährige vor zwei Jahren für ein ganz besonderes Studienmodell, das ihn zunächst nicht nach Mittweida führte, sondern zu einem Ausbildungsbetrieb in seiner Heimatstadt Leipzig, der EMAG Maschinenfabrik. Das Unternehmen kooperiert über die Siemens Professional Education (SPE) mit der Hochschule Mittweida im sogenannten ausbildungsintegrierenden Studium.
Das Zusammenspiel der drei Partner bedeutet für Fabio Bonitz: Er hat nach zweieinhalb Jahren beruflicher Ausbildung den IHK-Abschluss als Industriemechaniker und nach weiteren anderthalb Jahren den akademischen Abschluss Bachelor of Engineering in der Tasche – inklusive einer attraktiven Vergütung über die ganzen vier Jahre.
Beide Ausbildungswege verlaufen parallel. Die Hochschule vermittelt anwendungsnahe Theorie, SPE ist für die überbetriebliche Berufsausbildung zuständig und bei der EMAG lernt er das praktische Handwerkszeug.
Erfolgsmodell mit neuen Möglichkeiten
Ihre Kooperation haben die Partner Hochschule Mittweida und SPE jüngst erweitert und den neuen Studiengang „Elektrotechnik – Automation“ mit seinen drei Studienrichtungen „Automation – Industrie 4.0“, „Vernetzte Elektromobilität“ und „Mechatronik“ in das Modell aufgenommen. „Die drei Studienrichtungen sind eine hervorragende Konstellation. Der neue Studiengang eröffnet uns neue Möglichleiten“, freut sich Uwe Möbius, Ausbildungsleiter bei SPE in Chemnitz, bei der Unterzeichnung der Kooperations-Vereinbarung am 15. Juli 2020 in Mittweida und ergänzt: „Wir knüpfen an das Erfolgsmodell im Maschinenbau an, das seit 2008 bestand und hervorragende Ingenieure hervorgebracht hat.“
Professor Jörg Matthes, Dekan der Fakultät Ingenieurwesen, betont: „Ausrichtungen im Ingenieurwesen ändern sich immer wieder. So haben wir natürlich in das neue Studienprogramm Anforderungen und Anregungen aus der Industrie und unserer Ausbildungspartner einfließen lassen.“
Das ausbildungsintegrierende Studium kombiniert anders als andere „duale“ oder berufsbegleitende Studiengänge eine vollständige Berufsausbildung mit IHK-Facharbeiterabschluss und ein vollständiges Studium mit dem Abschluss als Bachelor of Engineering nach insgesamt vier Jahren. Die Studierenden studieren also lediglich ein Jahr länger als ihre Kommilitonen im grundständigen Studiengang, haben aber bereits nach zweieinhalb Jahren den IHK-Abschluss in der Tasche.
Dekan Jörg Matthes erklärt den Benefit des kombinierten Modells für beide – Studierende und Unternehmen: „Gegenüber der reinen Berufsausbildung vermittelt die akademische Ausbildung mehr methodisches Denken, das flexibler auf sich verändernde Herausforderungen reagieren und Innovationen vorantreiben kann. Gleichzeitig bringen die Ingenieur-Absolventen praktische Fertigkeiten aus der Berufsausbildung mit.“
Vielfältige Kombinationsmöglichkeiten
Das Modell bedient sowohl breite Interessen der Studierenden als auch von der Wirtschaft nachgefragte Kompetenzen. Die Vereinbarung zwischen der Hochschule Mittweida und der Siemens Professional Education umfasst derzeit den Studiengang "Elektrotechnik – Automation" mit den drei Schwerpunkten Automation, Mechatronik oder E-Mobilität. Das Studium lässt sich mit drei Berufsausbildungen kombinieren: zum/zur Elektronikerin in Betriebstechnik oder in Automatisierungstechnik oder zum/r Mechatroniker/in.
Derzeit wird auch eine Erweiterung des Modells um Studiengänge in den Gebieten Wirtschaftsingenieurwesen und Informatik geprüft.
Interessenten wenden sich an die Siemens Professional Education, die den Kontakt zu den Ausbildungsunternehmen vermittelt. Nach Abschluss des Ausbildungsvertrages erfolgt die Einschreibung in das kooperative Studium an der Hochschule.
Weitere Informationen zu den dualen Studiengängen der Fakultät Ingenieurwissenschaften.