Sie ist die erste und bisher einzige: Ane Zuniga Gurruchaga. Wenn es nach Professor Uwe Mahn ginge, sollen noch viele ihrem Beispiel folgen. Die 22-jährige Ane aus Spanien ist die erste Studierende, die im Doppelabschlussprogramm mit der Universität des Baskenlandes in San Sebastián für ein Jahr an der Hochschule Mittweida studiert. Nach diesem Jahr hat sie dann zwei Abschlüsse den „Grado en Ingeniería“ der EUSKAL HERRIKO UNIBERTSITATEA, wie ihre Uni in Baskischer Sprache heißt, und den Bachelor of Engineering aus Mittweida.
Ziel Mittweida
Bis dahin hat sie ein gefülltes Studienprogramm in Mittweida. Im Wintersemester sind das vor allem Module, die ihre Heimat-Hochschule in ihrem Elektrotechnik-Studiengang so nicht bietet: Mikroprozessortechnik, Signale und Systeme, Konstruktionslehre und CAD-Anwendung sowie Elektrische Antriebssysteme. Und das alles auf Deutsch. Gute Deutschkenntnisse (Level B1) sind Voraussetzung für die Teilnahme am Programm. Für Deutsch als Fremdsprache hatte Ane sich bereits in der Schule entschieden: „Vielleicht ist es gut für meine Zukunft, Deutsch zu lernen“, war die Überlegung damals, die sich jetzt bestätigt.
„Internationale Mobilität von Studierenden ist in Corona-Zeiten nicht einfacher geworden, aber sie bleibt möglich“, betont Saskia Langhammer vom International Office der Hochschule. Ane kam am 7. Oktober in Deutschland an, machte einen Corona-Test noch am Flughafen und blieb zunächst in Quarantäne.
Ziel: Studienabschlüsse in zwei sich ergänzenden Studiengängen
Professor Mahn erklärt: „Besonders an unserem gemeinsamen Programm ist, dass verschiedene Studiengänge miteinander kombiniert werden können, die sich ergänzen.“ So ist es Studierenden der Elektrotechnik aus San Sebastián wie Ane möglich, in Mittweida im Studiengang Mechatronik immatrikuliert zu werden und damit einen zweiten, fachlich verschiedenen Studienabschluss zu erhalten. Auch die Kombination mit Maschinenbau ist möglich. Für den Doppelabschluss muss man zwar ein Jahr länger studieren, ist aber durch die interdisziplinäre Kopplung aus meist einer klassischen Disziplin mit neuen Inhalten aus Automation und Informationstechnik für die aktuellen Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt bestens gewappnet. „Industría 4.0“ ist auch in Spanien ein wichtiges Zukunftsthema.
Das Studium in Mittweida schließt ein Praktikum in einem Unternehmen ein. So kann Ane schon während des Studiums Firmen in Deutschland kennenlernen und Kontakte knüpfen. „Ideal wäre ein Unternehmen, das internationale Geschäftsbeziehungen hat, und dass ich dort auch meine Abschlussarbeit schreiben kann“, wünscht sich Ane. Professor Mahn ist hier zuversichtlich: „Davon profitieren dann beide Seiten. Unsere internationalen Studierenden sind gute Botschafter in der sächsischen Wirtschaft.“
Ane ist zwar noch die einzige Studentin im Doppelabschlussprogramm mit San Sebastián, aber sie ist nicht die einzige Austauschstudentin. Zusammen mit ihr sind in diesem Semester 27 internationale Studierende für ein oder zwei Semester an der Hochschule Mittweida.
Ziel Spanien
Doppelprogramm heißt auch: Mittweidaer Studierende sind in San Sebastián willkommen, dort zwei Semester zu studieren. Fünf Austauschstudierende je Partner erhalten dafür ein ERASMUS+-Stipendium.
Den Weg von Mittweida nach San Sebastián empfiehlt Professor Mahn ausdrücklich. Das Doppelprogramm kommt für alle Mittweidaer Studierende der Ingenieurwissenschaften in Frage. Der Professor lehrt regelmäßig dort und schätzt die guten Bedingungen: „moderne Gebäude, gut ausgestattete Labore und engagierte Lehrende, und das in einer reizvollen geografischen und kulturellen Umgebung“. Die Universität des Baskenlandes erstreckt sich über die drei Hauptstandorte Bilbao, Vitoria-Gasteiz, Donostia - San Sebastián und noch einige weitere kleinere Standorte, wie Eibar, wo man sich auf erneuerbare Energien spezialisiert hat. Etwa 45.000 Studierende sind insgesamt an der Universität des Baskenlandes eingeschrieben. Am Standort in San Sebastián sind es circa 7 000, 1 800 davon an der Fakultät Ingenieurwissenschaften (Escuela de Ingeniería de Gipuzkoa), mit der das Doppelabschlussprogramm ausgearbeitet wurde. Dieser Standort hat eine vergleichbare Größe wie die Hochschule Mittweida mit ihren aktuell 6800 Studierenden.
Interessierte können sich unverbindlich an Professor Uwe Mahn wenden – und immer auch an das International Office der Hochschule Mittweida. Saskia Langhammer: „Kommen Sie auf uns zu. Wir hoffen, dass im nächsten Jahr Auslandsaufenthalte wieder leichter möglich sind. In jeden Fall beraten und unterstützen wir Sie bei der Vorbereitung und allen Fragen rund um Finanzierung, Sprache, Anerkennung von Studienleistungen und so weiter.“