„Ich könnte im Homeoffice von überall aus arbeiten, aber ich bleibe lieber in Mittweida“, sagt Bentke. Bereits im Jahr 2014 kam er aus seiner Lausitzer Heimat Forst (Brandenburg) nach Mittelsachsen. Eigentlich, um sich dem Studium der Angewandten Informatik zu widmen und sich auf Softwareentwicklung zu spezialisieren. Parallel verliebte er sich in seine Hochschulstadt: „In Mittweida habe ich alles gefunden, was ich zum Leben brauche, vom Studentenclub, über Campusfestival bis hin zum Kino.“
Dass Bentke sich nach seinem Bachelor-Abschluss dazu entschied, sein Studium in Sachsen fortzuführen und in Mittweida zu bleiben, lag vor allem an den engen Kontakten der Hochschule Mittweida zu den Unternehmen der Region. „Ich habe im Bachelor-Studium nebenher bei slock.it gejobbt, mich dabei immer intensiver mit der Blockchain-Technologie beschäftigt und mein Praktikum schließlich dort gemacht“, erklärt Bentke. Das erst im Jahr 2015 in Mittweida gegründete Startup hatte mit seinen smarten Türschlössern Aufsehen erregt, bei dem über sogenannte Smart Contracts die Rechte zum Entsperren der Schlösser über die Ethereum-Blockchain geregelt werden. Das US-Unternehmen Blockchains LLC übernahm es im Jahr 2019, das Team arbeitet weiterhin von Mittweida aus.
Blockchains LLC ist dabei nur eins von vielen Beispielen für den Transfer von Ideen und Wissen aus der Hochschule Mittweida in die Region. Bei dem vom BMBF geförderten WiR!-Projekt „Blockchain-Schaufensterregion Mittweida“ kooperieren unter Führung von Hochschule, Stadt und Volksbank Mittweida eG verschiedenste Unternehmen und Institutionen. Ihr gemeinsames Ziel: die Region zu einem Hotspot der Blockchain-Technologie zu entwickeln.
Studieren und Arbeiten in der Blockchain-Schaufensterregion Mittweida
„Wir haben immer die Ausbildung von Fachkräften hier für die Region im Auge gehabt“, sagt Prof. Dr. Andreas Ittner. Als Professor für Verteilte Informationssysteme war er maßgeblich am Aufbau der Blockchain-Kompetenz in Mittweida beteiligt. Außerdem war es seine Initiative, die zur Etablierung des ersten Master-Studiengangs auf dem europäischen Festland führte. „Dieser Plan trägt nun Früchte, was mich persönlich sehr freut.“
Im Jahr 2018 erstmals angeboten, zeichnete sich „Blockchain & Distributed Ledger Technologies (DLT)“ von Beginn an durch eine direkte Verbindung von Forschung und Praxis aus. „Die Anwendung der Blockchain-Technologie entwickelt sich derart rasant, dass es keine Lehrbücher gibt – und wenn, wären sie binnen Monaten veraltet“, sagt Ittner, der auch Direktor des Blockchain Competence Center Mittweida (BCCM) ist. Stattdessen setzt der Studiengang auf direkten Input aus der Anwendung. So steht in jedem Jahr mit der Blockchain Autumn School eine Fachkonferenz auf dem Plan, bei der die Studierenden von Expertinnen und Experten direkt lernen und sich austauschen können.
„Als ich während meines Praktikums vom Blockchain-Master erfuhr, war ich sofort begeistert“, sagt Bentke rückblickend. Binnen vier Semestern hat er das Studium nun als erster Student erfolgreich beendet, obwohl er weiterhin für Blockchains LLC arbeitete. In seiner Masterarbeit widmete er sich dem sogenannten IN3-Protokoll und schlägt unter anderem Lösungen für das Trittbrettfahrerproblem vor. „Da sind so viele Themen hineingeflossen, die wir direkt im Studium behandelt haben. Das zeigt die hohe Praxisrelevanz der Inhalte.“
Auch wenn die Blockchain-Technologie weiterhin in aller Munde ist, Bentke denkt vorerst nicht daran, Mittweida zu verlassen. Er arbeitet auch in Zukunft für Blockchain LLC: „Schon im Studium haben mir die kurzen Wege auf dem Campus und innerhalb der Stadt gefallen. Die persönliche Nähe zu den Professorinnen und Professoren, dass man sich bei Fragen und Problemen jederzeit an Sie wenden konnte und Antworten bekam, das war natürlich das I-Tüpfelchen.“
Weitere Informationen zum Blockchain-Master.