Der Chemnitzer FC sieht die Kooperation als einen wichtigen Baustein für seine künftige strategische Ausrichtung. „Wir sind froh und stolz, mit der Hochschule Mittweida und MIKOMI einen starken und namhaften Partner in der Region gefunden zu haben, der uns auf unserem neuen Weg begleitet und diesen auch tatkräftig unterstützt“, sagt Tommy Klotke, Leiter Marketing und Vertrieb beim Chemnitzer FC. „Nach den turbulenten Ereignissen der letzten Jahre wollen wir bewusst einen Neustart und als Chemnitzer FC für signifikante Werte stehen, mit denen sich die Chemnitzerinnen und Chemnitzer identifizieren können. Wir wollen unser soziales Engagement stärken, nachhaltig agieren und uns zukunftsorientiert aufstellen.“
In den zurückliegenden drei Jahren hatte der Chemnitzer FC einen steinigen Weg bewältigt. Neben wirtschaftlichen Schwierigkeiten war der Chemnitzer Fußballclub in der Vergangenheit auch mit diskriminierenden Ereignissen in die Schlagzeilen geraten. Nach einer Odyssee durch die Insolvenz, den sportlichen Auf- und Abstieg und einer Unterstützeraktion von Fans und Sponsoren ist das Insolvenzverfahren nunmehr offiziell abgeschlossen.
Zusammen mit dem MIKOMI wurde für den Neustart in eine positive Zukunft eine Umfrage als Chance für die künftige strategische Ausrichtung des Vereins entwickelt. „Als weltoffene Hochschule stehen wir – genau wie der Fußball – für die Gemeinschaft und gesellschaftliche Werte: gegen Diskriminierung, Rassismus und Radikalisierung“, sagt Prof. Dr. Volker Tolkmitt, Prorektor für Bildung an der Hochschule Mittweida. Gefragt sind nun Meinungen, Erfahrungen und Hinweise der Mitglieder, Fans, Sponsoren, Fußballbegeisterter, ehemaliger Anhänger des Klubs. Auch Unternehmen und andere Institutionen können sich in einer separaten Befragung beteiligen. Die gesammelten Meinungsbilder werden anschließend ausgewertet und bilden die Basis für die gemeinsame Entwicklung einer Eigenidentität in Form eines Leitbildes.
„Wir sehen im Chemnitzer FC einen wichtigen Player und Kooperationspartner und stehen als Institut der Hochschule hinter dem Verein, den Fans und Unterstützern. Veränderung wird nur durch aktives Handeln hervorgerufen und das möchten wir sehr gern unterstützen“, sagt Claudia Gränitz-Kleiber vom MIKOMI.
Geschichtsträchtige Verbindung
Mit der Kooperation wird eine geschichtsträchtige Verbindung mit neuem Leben gefüllt. Udo Steinberg, der am damaligen Technikum Mittweida, dem Vorläufer der heutigen Hochschule für Angewandte Wissenschaften, studierte, war nicht nur Gründer des Mittweidaer Ballspielclubs und Torjäger, Trainer und Ingenieur in Barcelona. Steinberg war am 2. Dezember 1899 mit weiteren Kommilitonen ebenso Mitbegründer des Chemnitzer SC Britannia, einem der Vorgängervereine des heutigen Chemnitzer Fußball-Club. Als Abgesandter der beiden Vereine aus Mittweida und Chemnitz war er zudem an der Gründung des Deutschen Fußball-Bunds in Leipzig beteiligt.
„Es freut mich, wenn aus der Geschichte eine fruchtbare Kooperation in der Gegenwart entsteht. Noch mehr freue ich mich, wenn diese Zusammenarbeit unter Anwendung wissenschaftlicher Methoden einen positiven Wandel bewirkt“, erklärt Prof. Dr. Ludwig Hilmer, Rektor der Hochschule Mittweida. „Sport spielte in der Hochschule Mittweida während ihrer über 150-jährigen Geschichte immer eine immense Rolle. Seit 1999 sind wir offiziell Partnerhochschule des Spitzensports. Es freut mich, dass wir mit unserem MIKOMI nun den Chemnitzer FC bei seiner nachhaltigen Neuausrichtung begleiten.“
Das MIKOMI der Hochschule Mittweida bringt in die Kooperation die wissenschaftliche und unternehmenspraktische Expertise ein. Die Entscheidung für die Kooperation fiel bewusst – auch und gerade, weil es eine zentrale Aufgabe des Institutes sei, Unternehmen und Organisationen in schwierigen Situationen und beim Wandel zu begleiten, erklärt seine Leiterin, Undine Schmalfuß. Die Umfrage ist nur der erste Schritt der Kooperation, bei der das MIKOMI den gesamten Veränderungsprozess begleitet. Studierende der Hochschule Mittweida erhalten zudem die Chance, den Chemnitzer FC im Rahmen von Praktika und Abschlussarbeiten zu unterstützen und dabei praktische Erfahrungen zu sammeln, unter anderem zu Change Management und professioneller Institutionskommunikation.