Neubeginn vor 30 Jahren: Zum Geburtstagskaffeetrinken einer Geretteten
Neubeginn vor 30 Jahren: Zum Geburtstagskaffeetrinken einer Geretteten
Die Hochschule Mittweida feierte ihren Geburtstag als Hochschule für Angewandte Wissenschaften.
Dass es tatsächlich die längste Kuchentafel in der Geschichte der Hochschulstadt Mittweida war, ist nicht bewiesen. Die Chancen stehen aber gut. Rund 200 Beschäftige und viele Ehemalige der Hochschule Mittweida waren am Nachmittag des 15. Juli zum Kaffeetrinken auf den Technikumplatz gekommen. Dem Anlass angemessen nahmen sie Platz auf gepolsterten Stühlen an weißgedeckten Tischen und ließen sich bedienen – zunächst von der Hochschulleitung, dann von den flinken und freundlichen Studierenden des Studentenrats der Hochschule. Von diesen dürfte niemand dabei gewesen sein, als vor 30 Jahren aus der Ingenieurhochschule Mittweida die „Hochschule für Technik und Wirtschaft Mittweida (FH)“ wurde. Das war 1992 – und 125 (+2) Jahre nach der Gründung des Technikums keine Neugeburt auf der grünen Wiese, sondern ein Neubeginn am alten Platz.
Hochschule in Gefahr
Rektor Ludwig Hilmer eröffnete die Feier zum 30. Geburtstag seiner Hochschule, die sich heute so nennt, wie sie sich seit 1992 versteht: „Hochschule für Angewandte Wissenschaften“. Hilmer: „1992 war für die Hochschule Mittweida ein Neubeginn, der ein bisschen unbemerkt blieb, denn erstens feierte man schon im Mai 1992 den 125. Geburtstag und zweitens gab es bereits seit 1991 ein Fachhochschulstudium in Mittweida. Aber dennoch war es kein sanftes Neubeginnen, denn die Hochschule war politisch hochbedroht. 1992 wurde sie fast unbemerkt gerettet. Der eigentliche Neubeginn und der Grundstein für die erfolgreiche Zukunft war schon vorher die Wahl des Rektors Professor Reinhard Schmidt im Jahr 1990. Wir haben ihm, der Gründergeneration um Professor Lothar Otto und dem zweiten Rektor Professor Werner Totzauer viel zu verdanken.“
Totzauer folgte Schmidt als Rektor von 2000 bis 2006. Otto war von 1990 bis 2003 Verwaltungsdirektor bzw. Kanzler der Hochschule, von 2006 bis 2012 ihr Rektor.
Hochschule in Veränderung
Altrektor Reinhard Schmidt (84) war einer der Ehrengäste, der das Wiedersehen mit der Hochschule und Weggefährt:innen der Übergangszeit sichtlich genoss. Ihnen und Schmidt ist es maßgeblich zu verdanken, dass es den Neubeginn und mit neuer Bildungsform als Fachhochschule eine Zukunft für die Hochschule gab, die nun auf eine großartige Entwicklung zurückblickt: mit einer fachlichen Verbreiterung, neuen Fakultäten, wachsenden Studierendenzahlen – damals waren es 600, heute sind fast 7000 – und vielen neuen Studiengängen, darunter die bundesweit beispielgebenden Medien- und Forensik-Studiengänge, die den ersten Newcomer-Bereichen Wirtschaft und Soziale Arbeit folgten.
Hochschule in der Hochschulstadt
Die Geburtstagsfeier auf dem Technikumplatz unterhalb des Hauptgebäudes der Hochschule, der ein städtischer Platz ist und den Campus mit der Innenstadt verbindet, war auch ein Symbol dafür, dass die Hochschule Mittweida in den vergangenen dreißig Jahren immer Hochschule in der Stadt geblieben ist – auch mit den jüngsten Neubauten: Zentrum für Medien und Soziale Arbeit, Horst-Exner-Bau und Gerhard-Gebhardt-Bau. Mittweidas Oberbürgermeister Ralf Schreiber, selbst Absolvent und ehemaliger Mitarbeiter der Hochschule, war natürlich Geburtstagsgast und möchte sich seine Stadt ohne die Hochschule gar nicht vorstellen: „Sie prägt unsere Stadt. Wir sind stolz auf die Hochschule und tragen mit Stolz den Namen Hochschulstadt Mittweida.“
Hochschule in Bewegung
Für Rektor Ludwig Hilmer ist das nun beginnende 31. Lebensjahr der Hochschule ein besonderes. „Wir machen uns fast gemeinsam vom Acker“, sagte der mit 9 Jahren und 7 Monaten am längsten amtierende Rektor der Hochschule seit 1992 im Blick auf das Ende der eigenen Amtszeit Ende September und auf den Ruhestand von Hochschulkanzlerin Sylvia Bäßler ab März 2023. Seit 2005 leitet sie in dritter Amtszeit das Hochschulmanagement.
Auf dem Kuchenbuffet stand auch wohlschmeckendes Selbstgebackenes der Hochschulangehörigen. Die Hochschulleitung hatte im Vorfeld aufgerufen und unter den Bäcker:innen aus der Hochschulfamilie Freikarten für den Hochschulball am Abend verlost.
Mit dem 15. Juli klang die Reihe der Sommersemester-Events an der Hochschule aus. Unter anderem das Campusfestival Mittweida Ende Juni und die Nacht der Wissenschaften am 1. Juli waren Höhepunkte, die coronabedingt erst nach zweijähriger Pause wieder stattfinden konnten.