Feierliche Exmatrikulation eines besonderen Jahrgangs
Feierliche Exmatrikulation eines besonderen Jahrgangs
Mit dem Studium begonnen vor der Pandemie und die Herausforderungen digitaler Lehre gemeistert. Über 900 erfolgreiche Abschlüsse gefeiert in Präsenz.
Gefeierter Studienbeginn und feierliche Exmatrikulation haben im individuellen Studierendenlebenslauf einen Abstand von gewöhnlich zwei oder drei Jahren, je nach Abschlussart. Im akademischen Kalender der Hochschule Mittweida sind es nur wenige Wochen, und so feierte die Hochschulfamilie mit den Absolvent:innen dieses Sommers und ihren Angehörigen am Donnerstag (20.10.) und Freitag (21.10.) der vergangenen Woche gleich zweimal den „akademischen Rausschmiss“ in der Evangelischen Stadtkirche von Mittweida.
Eingeladen waren alle 936 Absolvent:innen, die ihr Studium im Zeitraum vom 1. April bis 3. Oktober 2022 erfolgreich abgeschlossen hatten. Zu den Feiern angemeldet hatten sich insgesamt 220 von ihnen. Sie nahmen im Altarraum Platz. Ihnen gegenüber füllten Angehörige und Professor:innen das Kirchenschiff.
Ziehen Sie Ihre Straße fröhlich!
Hausherrin Nina-Maria Mixtacki, Pfarrerin der Evangelischen Kirchgemeinde Mittweida und Studierendenpfarrerin begrüßte die akademische Festgemeinde mit dem Schlusssatz einer Begebenheit, von der in der Bibel berichtet wird: „Er zog seine Straße fröhlich.“
Es ist die Geschichte eines Mannes der im Leben viel erreicht hat. Er ist Finanzminister der Königin von Äthiopien. Aber ihm fehlt etwas. Das findet er auf einer Pilgerfahrt 3000 Kilometer von seiner Heimat entfernt und mit der Hilfe eines Mannes, der ihm seine Fragen beantwortet. Mit der gewonnen Erkenntnis und einer neuen Ausrichtung für sein Leben zieht er fröhlich in die Zukunft.
Nichts, was man erreicht, ist nur eigene Leistung
Eine Geschichte der Festrede am Donnerstag handelte auch von einem erfolgreichen Mann. Festredner Professor Dr. h.c. Hans-Peter Niedermeier, berichtete von seiner Begegnung mit einem Medizin-Nobelpreisträger, der gewürdigt für seinen Erfolg diesen „vierteilte“: 25 Prozent eigene Leistung, 25 Prozent Kolleg:innen und Mirtarbeiter:innen, 25 Prozent Glück und schließlich 25 Prozent Unterstützung und Rückhalt durch die eigene Familie.
Der Hochschulfamilie stellte Niedermeier ein sehr gutes Zeugnis aus: Ihren Auftrag, jungen Menschen „die Wurzeln zu stärken und ihnen Flügel zu verleihen“, habe die Hochschule Mittweida verinnerlicht. „Sie ist ein großartiger Bildungspartner.“
Im zweiten Teil seine Festrede hielt Niedermeier einen flammenden Appell: Angesichts der aktuellen Krisenherde sei es das Gebot der Stunde, sich gemeinsam für unsere Demokratie und unseren freiheitlichen Rechtsstaat einzusetzen „– stärker vielleicht, als wir das früher getan haben“.
Herausforderung angepackt: Studium in der Pandemie
Die Feierliche Exmatrikulation im würdigen Raum der spätgotischen Hallenkirche mit dem Aufsetzen des Hutes und der Übergabe der Urkunden durch die Professor:innen ist ein Akt, der über das Papier der Urkunde hinaus für die Absolvent:innen zum Ausdruck bringt: „Wir haben das geschafft. Und wir wollen den Erfolg mit euch feiern.“ Verwandte und Freund:innen waren wieder ausdrücklich mit eingeladen als die, die zu diesem Erfolg beigetragen haben, sei es über die finanzielle Unterstützung im Studium, sei es über die ideelle – gerade in der Pandemie.
Das betonte auch Prorektor Volker Tolkmitt, der den Akt der Exmatrikulation symbolisch verzog. Er erinnerte daran, dass der aktuelle Abschlussjahrgang der letzte, sei der noch vor der Pandemie in Präsenz ins Studium gestartet ist und das Studium im Digitalen fortgesetzt hat.
Die aktuellen Absolvent:innen haben, so Tolkmitt, gerade auch in den besonderen Herausforderungen des Studiums mit kurzfristig neuen Lehr- und Prüfungsformen gelernt und gezeigt, dass sie die die Zukunft meistern. „Sie können stolz sein auf das, was Sie erreicht haben. Sie sind aber nicht allein stolz, Sie haben Angehörige mitgebracht, die mit Ihnen stolz sind. Und natürlich sind wir auch stolz darauf, dass wir es Ihnen ermöglichen konnten, das Studium in der Pandemie fortzusetzen. Sie stehen damit genau wie die Hochschule für Innovation und für das Ausprobieren. Das hat uns gemeinsam zum Erfolg geführt."
Es gab keinen Masterplan
Festredner am Freitag war Dr. Stephan Lowis, Vorstandsvorsitzender der envia Mitteldeutsche Energie AG. In 10 (+1) kurzen und knackigen Thesen gab er den Absolvent:innen Tipps mit auf den Weg in die Zukunft. Aufgeteilt in zwei „Pakete“ teilte Lowis seine Erfahrungen, zunächst als „noch kein Chef“ und darunter zum Beispiel: „Haben Sie Freude an dem, was Sie tun. Denn nur dann sind Sie gut und werden auch als gut wahrgenommen. ... Seien Sie mutig. Springen Sie auch mal ins kalte Wasser. ... Sie müssen sich anbieten.“
In Paket 2 „Jetzt bin ich Chef:in“ unter anderem: „Harte Entscheidungen treffen und aushalten ... Führen Sie auf Augenhöhe. Nehmen Sie die unsichtbaren Schulterklappen weg, die Sie als Führungskraft immer haben.“ Lowis ergänzte schließlich Tipp 11: „Feiern Sie Erfolge hart – aber im Rahmen der Gesetze.“
Feiern und Studieren in Präsenz
Mit der Immatrikulationsfeier vor zwei Wochen am 5. Oktober zum Start ins Wintersemester und den Feierlichen Exmatrikulationen der vergangenen Woche setzt die Hochschule erneut ein Zeichen für Studieren und Leben in Präsenz auf dem Campus in Mittweida.
Am 16. Juni hatte die Hochschule zunächst die Feierliche Exmatrikulation für die Absolvent:innen des Wintersemesters 2019/2020, Sommersemesters 2020 und Wintersemesters 2020/2021 nachgeholt, deren Feiern zuvor coronabedingt nicht stattfinden konnten. Am 17. Juni fand die Feier für die Absolvent:innen des Wintersemesters 2021/2022 statt.
Unter den 936 Absolvent:innen des Sommers 2022 sind 401 Frauen. 236 sind internationale Absolvent:innen aus 36 Ländern. Die beste Abschlussnote war 1,1. Sie wurde elfmal vergeben.
Die Aufzeichnungen der beiden Feierlichen Exmatrikulationen stehen zum Nachschauen zur Verfügung – sowie demnächst auch die Fotos.