Erster Angriff auf Cybercrime-Delikte
Erster Angriff auf Cybercrime-Delikte
Immer mittwochs: Studierende der Hochschule der Sächsischen Polizei (FH) lernen in Mittweida Methoden der digitalen Forensik kennen.
Öfter die Polizei im Haus zu haben, ist normalerweise Indiz für ein fragwürdiges Verhalten der Bewohner:innen. Anders an der HSMW im Haus 8. Dort sind seit diesem Wintersemester regelmäßig angehende Polizist:innen zu Gast. Auch am heutigen Mittwoch. Die Hochschule der Sächsischen Polizei (FHPol) in Rothenburg setzt bei der Ausbildung von Polizistinnen auf die Kompetenz der Mittweidaer IT-Forensik-Spezialist:innen. Jeder Jahrgang der FHPol absolviert in Mittweida den praktischen Teil der Einführung in die digitale Forensik.
Ronny Bodach, Professor für IT Sicherheit/Digitale Forensik an der Hochschule Mittweida erklärt: „Wir bereiten die zukünftigen Kommissar:innen auf den ‚Ersten Angriff' vor, also auf die als erste erforderlichen Maßnahmen für die Beweissicherung im Zusammenhang mit Cybercrime-Delikten und Delikten, in denen IT-Geräte und Infrastrukturen eine Rolle spielen. Das ist inzwischen ein Großteil der Delikte, denn ohne Smartphone und Messengerdienste kommen auch Kriminelle nicht aus.“
Bodach organisiert die Studientage in Mittweida und ist einer der Dozent:innen. In einer der Übungen führt er die Studierenden an die Methoden zur Sicherung von vergänglichen digitalen Spuren auf den sogenannten „IT-Asservaten“ heran. Die Studierenden lernen anhand eines fiktiven Szenarios, welche digitalen Spuren mit den Mitteln der digitalforensischen Untersuchung auf den sichergestellten Asservaten extrahiert und untersucht werden können. Der komplette Workflow für den Umgang mit IT-Asservaten vom Erstkontakt über die Analyse bis hin zur gerichtsfesten Dokumentation wird praktisch eingeübt.
Die Mittweidaer Dozent:innen übertragen hier gezielt die im Studiengang „Allgemeine und Digitale Forensik“ der HSMW entwickelten und erprobten Lehrinhalte. So werden auch spezielle Themengebiete der Mobilfunkforensik und deren Spurenextraktionsmöglichkeiten beleuchtet. Übungen zur sogenannten OSINT-Recherche (Open Source Intelligence) runden das Ausbildungsprogramm ab. Mit ihr lassen sich öffentlich zugängliche Informationen zu Personen, Objekten und Ereignissen systematisch auswerten.
„Unseren zukünftigen Absolventinnen und Absolventen geben wir damit hilfreiche Herangehensweisen für ihre zukünftige kriminalistische Arbeit an die Hand“, sagt Kriminalhauptkommissar Silvio Berner, kommissarischer Leiter des Studienbereichs „Polizeiliche Informatik“ an FHPol. „Theorie und Praxis sind in Mittweida eng verzahnt. Der Tag hier hat einen besonderen Stellenwert für den Studienanteil der ‚Digitalen Spuren und IT-Forensik‘ in unserem Bachelorstudiengang der Laufbahngruppe 2.1“
Gemeinsam gegen Kriminalität
Die Kooperation mit der FHPol besteht schon seit dem Jahr 2017. Seit dem aktuellen Wintersemester ist jeden Mittwoch in der Vorlesungszeit auch eine Gruppe von etwa zehn angehenden Kommissar:innen zum Studientag an der Hochschule Mittweida. Auch in anderen Bereichen arbeiten die IT-Forensik-Spezialist:innen aus Mittweida mit Ermittlungsbehörden zusammen. Sie schulen neben der Polizei Staatsanwaltschaften, sind als Sachverständige in Gerichtsprozessen oder als Gutachter:innen in laufenden Verfahren hinzugezogen, wie zum Beispiel bei der Videoanalyse vom Raub im Grünen Gewölbe. Solche Außeneinsätze und die Kontakte zu den Ermittlungsbehörden sind direkter Input für Forschung und Lehre in den Forensik-Studiengängen der Hochschule Mittweida. Das – freigegebene – reale Material aus den Fällen macht das Studium anschaulich, aktuell und praxisnah.