Von Mittweida nach Kalifornien

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David Eder ist Absolvent der Hochschule Mittweida. Inzwischen arbeitet er für LinkedIn und lebt in Santa Barbara. Wie er zu diesem Job kam und wie ihm sein Informatik-Studium dafür den Weg geebnet hat, erzählt er im Interview.

David Eder schaut mit verschränkten Armen an eine Wand gelehnt in die Kamera.
David Eder studierte Informatik an der HSMW und arbeitet nun für LinkedIn in Kalifornien. Foto: Martin Dörsch

 

Herr Eder, Sie haben neben Ihrem Job an der Hochschule Mittweida Informatik studiert, arbeiten inzwischen bei LinkedIn in der Software-Entwicklung. Wie hat das Studium zu Ihrer Karriere beigetragen?

David Eder: Das Informatik-Studium in Mittweida hat definitiv dazu beigetragen, dass ich viel mehr Software-Engineering gemacht habe. In meiner vorigen Ausbildung hatte ich damit auch zu tun, aber erst durch das Studium habe ich begonnen, Software im Medienbereich zu schreiben. Das Studium hat mir einen Ansporn gegeben und mich nach vorne gebracht. Ich habe ja im Fernstudium studiert. Gelernt habe ich größtenteils in Graz parallel zum Job, die Prüfungen haben wir dann in Mittweida abgelegt. Ich habe mehrere Studiengänge absolviert, aber in Mittweida war es mit Abstand am besten. Die super Organisation dort hat geholfen, einfacher am Ball zu bleiben. In anderen Fernstudiengängen kann es durchaus passieren, dass man den Anschluss und die Verbindung verliert.

Wie kam es dazu, dass Sie in die USA auswanderten?

Eder: Das ist eine längere Geschichte. Um es kurz zu machen: LinkedIn übernahm 2015 meinen alten österreichischen Arbeitgeber und integrierte ihn nach der Übernahme durch Microsoft 2016 in LinkedIn Learning, seiner Marke für Online-Learning. So arbeite ich eigentlich seit neun Jahren in der gleichen Firma, die ursprünglich in Graz mehrsprachige Video-Tutorials produzierte. Später bei LinkedIn arbeitete ich anfangs im Recording-Bereich für die Produktion von Coachings und Video-Tutorials, der immer größer wurde. Vom ehemaligen Studio-Manager in Graz bin ich zum Lead Software Engineer aufgestiegen. Der Umzug in die Nähe des Firmensitzes von LinkedIn bei Santa Barbara in Kalifornien war konsequent, klappte wegen Corona aber erst im Februar 2022.

Was sind Ihre Aufgaben?

Eder: Wir sind mittlerweile ein reines Software Engineering Team, verteilt über die ganze Welt. Pro Jahr entsteht auf LinkedIn Learning viermal so viel Content, wie Netflix beispielsweise im gleichen Zeitraum produziert. Knapp 4.000 Videos beziehungsweise Video-Trainings entstehen jährlich. Mein Team und ich arbeiten an Software, die die Mengen an Daten automatisiert verarbeitet, um den Prozess für die Kolleg:innen zu erleichtern. Wir haben unter anderem sogenannte Whisper Booths. Das sind kleine, schallisolierte Räume, in denen die Expert:innen sitzen und ihre Videos aufnehmen. Da entstehen schnell um bis zu 100 Stunden Material pro Booth. Unsere Software prüft schon vor der Aufnahme beispielsweise, ob die Technik korrekt funktioniert. Das ist ganz typische Technische Informatik an der Schnittstelle zur Elektrotechnik: ein Echtzeitsystem für die Fehlerdiagnose, das Hardware und Signale überwacht. Warum das so wichtig ist: Die Speaker:innen produzieren ihre Videos für LinkedIn Learning meist neben ihrem eigentlichen Job und sind nach der Aufnahme nicht mehr vor Ort. Wenn es bei der Aufzeichnung hakt und wir das nicht rechtzeitig bemerken würden, wäre das ein echtes Problem für die Kolleg:innen, die anschließend das Material bearbeiten und online verfügbar machen. Durch Microsoft sind wir jetzt auch im Cloud-Business und arbeiten daran, weltweit Studios einzurichten. Da sind auch große Studios dabei, wo die Menschen vor der Kamera reden. Es ist immer etwas anderes und daher auch wirklich spannend.

Sie arbeiten in Ihren Traumjob. Was geben Sie neuen und künftigen Studierenden mit auf den Weg?

Eder: Es kommt bei weitem nicht nur auf die theoretische Ausbildung an, sondern auch auf die praktische Erfahrung. Versucht, früh in dem Bereich zu arbeiten, in dem ihr später arbeiten wollt. Das geht auch in einem Direktstudium – selbst wenn es nur ein paar Stunden in der Woche sind oder ein Praktikum in der vorlesungsfreien Zeit. Es ist unheimlich wichtig, Erfahrung zu sammeln. Ich bin sehr froh, dass ich Studium und Arbeit kombinieren konnte. Das sind fünf Jahre Erfahrung, die ich sonst jetzt nicht hätte.