Zusammen zum Erfolg
Zusammen zum Erfolg
Im Rennsportteam der Hochschule Mittweida kommt es auf das Zusammenspiel vieler Menschen, Fähigkeiten und Einzelteile an. Ein kleiner Einblick in Hard- und Software des Elektroboliden.
Technikum Mittweida Motorsport (TMM) ist eines von 500 Teams der internationalen Formula Student, einem anspruchsvollen studentischen Konstruktionswettbewerb für Rennfahrzeuge. Seit 2006 hat sich TMM stetig weiterentwickelt und inzwischen acht Rennboliden konstruiert und auf die Räder gestellt. Die beiden jüngsten, El Cobra und Black Mamba, fahren elektrisch. Der Elektro-Rennwagen für die kommende Saison 2024, eine Weiterentwicklung auf Basis der Black Mamba, ist in den letzten Konstruktionsphasen und wird für den Einsatz auf den Formula Student Events optimiert, die an renommierten Standorten wie dem Hockenheimring stattfinden.
TMM unterscheidet sich von der Struktur nicht von einem Profi-Rennstall. Denn die Aufgaben des Formula-Student-Teams sind nicht nur das Design, die Konstruktion und die Herstellung des Fahrzeugs, sondern auch die Finanzierung, das Marketing und die Planung der Rennstrategie. So gibt es kaufmännische und technische Abteilungen mit unterschiedlichen Aufgaben für Studierende aus allen Fakultäten der Hochschule Mittweida. Alle arbeiten aber an einem Ziel: in den Rennen erfolgreich zu sein. Dort geht es nicht nur um die schnellste Runde. In die Bewertung gehen neben Geschwindigkeit und Beschleunigung auch Effizienz, Zuverlässigkeit, Design und Kostenmanagement ein.
Zusammenspiel von 5 und 462 Volt
Es ist naheliegend bei einem elektrisch angetrieben Rennwagen: Die Elektrotechnik-Abteilung ist eine der wichtigsten Abteilungen von TMM. Ihr Leiter, Fabian Jugel, studiert im 5. Semester Elektrotechnik-Automation mit dem Schwerpunkt auf Industrie 4.0 und gibt Einblick in die Arbeit seines 23-köpfigen Teams. „Wir haben eine Schlüsselrolle, angefangen bei der Entwicklung des Hochvolt-Akkus bis zur Fertigung von Platinen und dem Zusammenstellen des Kabelbaums. Bei einem E-Auto kommt es auf das Zusammenspiel an, angefangen beim Fahrwerk über den Rahmen bis hin zur Feinabstimmung des Motors. Letztendlich müssen wir ein System schaffen, das in jeder Hinsicht robust, sicher und steuerbar ist.“ Der Akku muss dem Rennwagen bei den Rennevents auf der anspruchsvollen Endurance-Strecke über 22 Kilometer und wechselnde Leistungsabfragen hinweg immer genug Energie liefern. „Ist er zu klein, sind wir zu langsam oder bleiben stehen. Ist er zu groß, wird das Auto zu schwer“, sagt Fabian Jugel. Die benötigte Kapazität genau zu ermitteln, ist also entscheidend. Und danach geht es an den Entwurf, denn solch einen Akku kann man nicht irgendwo fertig kaufen.
Der Hochvolt-Akku (462 Volt) für den TMM-Rennboliden durchläuft einen anspruchsvollen Prozess, vom Entwurf des Aluminiumgehäuses, einzelner Segmente, des Steuerraums, der Platinen bis hin zu den einzelnen Akkuzellen, die aufwendig miteinander verschweißt werden. Für die Platinen im Hoch- und Niedrigvoltbereich gibt es innerhalb der Elektrotechnik-Abteilung ein spezielles Team. Auch hier gibt es nicht Fertiges aus dem Regal. Alles wird in Mittweida entworfen und anschließend von Spezialfirmen bestückt, die TMM als Sponsoren unterstützen. Komplett made in Mittweida ist der Kabelbaum, der sämtliche elektrischen Geräte im Fahrzeug miteinander verbindet.
Zusammenspiel von Hardware und Software
Im vergangenen Jahr noch Teil der Elektrotechnik-Abteilung arbeiten die studentischen Software-Spezialisten nun als eigenes Team mit den Kolleg:innen von der E-Technik eng zusammen. John Robin Pfeifer leitet das Team. Der 21-Jährige studiert im 3. Semester Angewandte Informatik mit dem Fokus auf Softwareentwicklung. „Aufgrund des wachsenden Stellenwerts von Software sind wir nun eigenständig und konzentrieren uns auf das Batteriemanagement und die Fahrzeugteuerung sowie die Kommunikation im Fahrzeug, die über einen CAN-Bus erfolgt. Dabei sammeln wir laufend Daten über den Zustand aller Systeme. Das ist Voraussetzung für die Optimierung des Autos und natürlich auch ein notwendiger Sicherheitsfaktor.“
Noch Zukunftsmusik für TMM in der laufenden Saison, aber die Software-Abteilung um John Robin Pfeifer beschäftigt sich auch mit dem autonomen Fahren. Im Rahmen des Formula Student Driverless Cup werden bereits „fahrerlose“ Wettbewerbe ausgetragen. Kameras und Sensoren erkennen vorgegebene Strecken anhand farbiger Markierungen. Ein – selbstentwickeltes – Programm interpretiert die Daten, um die Hindernisse sicher zu umfahren.
Zusammenspiel von Studierenden und Sponsoren
TMM lebt nicht nur von den engagierten Studierenden der Hochschule Mittweida, sondern auch von zahlreichen Sponsoren, die das Team dabei unterstützen, die Herausforderungen der aktuellen Saison zu meistern. Sponsoren stellen auch wertvolles Know-how und Dienstleistungen zur Verfügung oder tragen zur Finanzierung zum Beispiel der Reisekosten und Startgebühren bei. Ein neuer finanzieller Unterstützer für die Saison 2024 ist iGaming, eine Spezialagentur für digitale Themen, Onlinemarketing und Web Development.