Generation Tagesschau vs. Generation Tiktok
Generation Tagesschau vs. Generation Tiktok
Abschluss der Reihe Dialog Kontrovers am 11. Juni mit Diskussion zur Mediennutzung. Rückblick auf den 28. Mai: Generationen im KI-Diskurs
Der Dialog Kontrovers an der Hochschule Mittweida unter der Überschrift „Kampf der Generationen“ endet am Dienstag, 11. Juni, mit einer generationenübergreifenden Diskussion zur Frage „Generation Tagesschau vs. Generation Tiktok: Sprachlos trotz Medienvielfalt?“.
Während viele Jugendliche und junge Erwachsene kein lineares Fernsehen mehr schauen, verbrachten über 65-Jährige im Jahr 2022 noch knapp sechs Stunden am Tag vor dem TV-Gerät. Gleichzeitig nimmt das Vertrauen in die Tagesschau als „erste Adresse für Nachrichten und Informationen“ ab. Sind aber über Soziale Medien verbreitete Videos, deren Autorenschaft und Herkunft oft unklar sind, Alternativen, um sich „unabhängig“ zu informieren?
Am Dienstag, 11. Juni, 17:30 Uhr diskutieren im Studio B der Hochschule Mittweida die Leipziger Journalistin Ine Dippmann, Thomas Rathgeb, Leiter der Abteilung Medienkompetenz, Jugendschutz und Forschung“ der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK), und Laura Sieg, Studentin im Studiengang Global Communication in Business and Culture an der Hochschule Mittweida.
Der Mittweidaer Medienwissenschaftler Professor Gunter Süß moderiert die Veranstaltung, zu der auch interessierte Bürger:innen herzlich eingeladen sind.
Rückblick:„Generationen im KI-Diskurs: Chancen vs. Bedenken“
Auch der fünfte und vorletzte Dialog Kontrovers in diesem Semester „Generationen im KI-Diskurs: Chancen vs. Bedenken“ am 28. Mai war generationenübergreifend besetzt. Verschiedene Perspektiven auf KI trafen in der von Dr. Marika Kaden moderierten Runde aufeinander: die Schülerin, der Didaktiker und der Wissenschaftler.
Joline Munzer, Schülerin der elften Klasse des Augustusburger Regenbogen-Gymnasiums stellte fest, dass nicht alle Menschen ihrer Generationen KI in Umfang und Tiefe gleich nutzen. Am Beispiel, wie sie und ihre Mitschüler:innen KI im Schulalltag nutzen, werde für sie aber immer mehr ersichtlich, dass die aktuelle schulische Bildung nur noch bedingt zeitgemäß ist. Wichtig sei es, Vertrauen in die neue Technologie zu haben, aber sich den eigenen kritischen Blick auf KI zu bewahren und zu lernen, sie zu hinterfragen.
Stefan Müller, Referent für Hochschuldidaktik an der Westsächsischen Hochschule Zwickau ist begeistert über die Möglichkeiten der natürlichen Dialogführung mit einer Maschine: „Ich habe nie programmieren gelernt, und […] ich (muss) es auch nie […] der Computer kennt jetzt meine Sprache, ich muss nicht die Computersprache lernen.“ Müller sieht gleichzeitig voraus, dass der Datenschutz an Relevanz abnehmen wird, denn die KI könne uns nur sinnvoll assistieren und lernen, wenn sie möglichst viele Informationen über uns hat".
Der Dritte in der Runde war Dr. Thomas Villmann, Professor für Technomathematik und Computational Intelligence an der HSMW. Villmann berät unter anderem den Freistaat Sachsen bei dessen KI-Strategie. Beim Dialog Kontrovers zeigte er, welchen Stellenwert KI in unserem Alltag schon hat und wo sie – für manche überraschend – schon nicht mehr wegzudenken ist, zum Beispiel in der modernen Landwirtschaft und medizinischen Diagnostik. Persönlich schätze er es auch, sich ein Buch von seiner Lieblingsstimme vorlesen zu lassen. Angst vor KI hat Villmann jedenfalls nicht, es dauere aber noch lange, bis sie dem Menschen überlegen ist.
Alle drei waren sich einig, dass KI die Lern-, Lebens- und Arbeitswelten aller Generationen schon verändert hat und das auch weiterhin tun wird. Wir erleben bereits eine Automatisierung von Routineaufgaben, die breite Nutzung von Sprachassistenten, KI-Übersetzung, Recherchefunktionen und Textgenerierung. Stefan Müller erinnerte an die Aufgaben der Hochschulen, daran anzuknüpfen, denn „Studieren heißt nachdenken und in Dialog gehen, Auseinandersetzungen, Dinge hinterfragen und weiterdenken“. Lehrende müssen die junge Generation auf „eine agile, chaotische Welt vorbereiten“.
Ein Fazit: Alle Generationen können auf unterschiedliche Weise von KI profitieren: Kinder und Jugendliche profitieren besonders im Bildungsbereich, Berufstätige durch erhöhte Produktivität und Effizienz am Arbeitsplatz, Senioren durch verbesserte Gesundheitsversorgung und Assistenzsysteme. Letztlich hängt der Nutzen von den individuellen Bedürfnissen und dem Vertrauen in die KI ab. Die notwendigen Kompetenzen und Voraussetzungen für die Nutzung von KI sind aber nicht angeboren, sondern müssen erlernt werden. Wichtig ist daher, schon den Jüngeren die notwendigen Fähigkeiten zu vermitteln, insbesondere das Hinterfragen und Prüfen KI-generierter Inhalte sowie das Bewusstsein für ethische Aspekte der Nutzung von KI.