SAXEED Mittweida: Neues Leitungsteam, neues Format, neuer Ort, neue Erfolge
SAXEED Mittweida: Neues Leitungsteam, neues Format, neuer Ort, neue Erfolge
Erstes Gründungsforum mit Auszeichnung für Startnext-Gründer und Mittweidaer Absolvent Tino Kreßner. Erfolg auch für die „Startup Factory Saxony“ mit Mittweidaer Beteiligung beim Leuchtturmwettbewerb des Bundes.
„Tradition ist keine Strategie“ heißt es im Innovationsmanagement. So zeigt sich das Gründungsnetzwerks sächsischer Hochschulen SAXEED am Standort Mittweida im Wandel: Am 25. Juni lud das Netzwerk zum ersten „Gründungsforum Mittweida“ ein, ein Treffen das zukünftige, aktuelle und ehemalige Gründer:innen zusammenbrachte. Neu seit dem Sommersemester sind auch die Projektleiter in Mittweida: Professor Alexander Knauer von der Fakultät Angewandte Computer- und Biowissenschaften und Professor Ulrich Buser von der Fakultät Medien. Sie vertreten die beiden größten Fakultäten der Hochschule Mittweida und stehen für die interdisziplinäre Ausrichtung von SAXEED von MINT bis zu Sozialwissenschaften. Zusammen mit Standortleiter Dr. Dirk Liebers sind die Professoren das Kernteam von SAXEED in Mittweida.
Zu ihrem ersten Gründungsforum konnten die drei über sechzig Teilnehmende begrüßen. Die neue Adresse für das einmal im Semester stattfindende Treffen von Gründer:innen und Gründungsinteressierten aus der Hochschule Mittweida ist ab sofort in der Regel das Innovations- und Gründerzentrum „Werkbank32“ der Teleskopeffekt GmbH. Inzwischen Teil des Hochschulcampus ist dieser Ort im doppelten Sinne naheliegend ifür Ideen und Gründungsinitiativen aus der Hochschule und für den Austausch und das Vernetzen mit Expert:innen rund um das Thema Existenzgründung. Auch für weitere neuen Veranstaltungsformate von SAXEED Mittweida wie „Idea & Beer“ steht die Location zur Verfügung.
Von der Gründung zum Exit
Weil junge Gründende von den Erfolgen und auch Misserfolgen älterer Gründer:innen profitieren, teilen diese ihrer Erfahrungen und berichten im Gründungsforum von ihrer unternehmerischen Reise. Als wirklich „älter“ konnte Keynote-Speaker Hannes Hartung aber kaum durchgehen.
Der Mittweidaer Absolvent des Studiengangs Allgemeine und Digitale Forensik gründete nach dem Studium die „Increase Your Skills GmbH“ und war damit so erfolgreich, dass er sein Unternehmen noch vor seinem 30. Geburtstag an einen internationalen Marktführer verkaufen konnte. Hartungs Geschäftsidee: 95 Prozent aller Cybersecurity-Vorfälle sind auf menschliche Schwachstellen zurückzuführen. Gezielte Trainingsprogramme und Simulationen von Cyberangriffen helfen Unternehmen, ihre Sicherheitslücken zu schließen und ihre IT-Infrastruktur zu stärken.
Guten Rat gegeben – Expert:innen im Austausch
Auch für Hannes Hartung gilt: Gründungen sind in aller Regel keine einsamen, selbst laufenden Garagen-Geschichten, vielmehr brauchen sie ein starkes Netzwerk, die richtige Unterstützung und natürlich Geld. Was in (Mittel-)Sachsen möglich ist, war Thema des sich an die Keynote anschließenden Panels mit Hannes Hartung, Dr. Liebers und weiteren Expert:innen: Regina Hessenmüller-Lampke, CFO und Co-Gründerin der CMMC GmbH sowie Absolventin der Hochschule Mittweida, Anja Wohlgethan von der Sächsischen Aufbaubank (SAB), Marion Mattern von der Teleskopeffekt GmbH in Mittweida, Christian Mordowicz vom Technologiegründerfonds Sachsen (TGFS) und Heinz Truckenbrodt von futureSAX, der Innovationsplattform des Freistaats Sachsen. Sie machten die Zuhörer:innen auf die vielen Möglichkeiten aufmerksam, Finanzierung, Wissen und Begleitung für die eigene Gründung zu bekommen.
Startup-Preisträger: Mutig sein, fokussiert loslaufen, aus Fehlern lernen
Höhepunkt des Abends war die Verleihung des „Prof.-Detlev-Müller-Startup-Preis“. Der Stifter vergibt den Preis einmal im Jahr an erfolgreiche Gründer:innen der Hochschule Mittweida – in diesem Jahr zum siebten Mal. Müller ist selbst erfolgreicher Gründer, machte sich 1991 mit einem Ingenieurbüro selbständig, der heutigen IMM electronics GmbH. Sein Wissen gibt er als Honorarprofessor an der Hochschule weiter.
Auch der diesjährige Preisträger hat in seinem Studium davon profitiert: Der Master-Studienabschluss an der Fakultät Medien im Jahr 2012 und die Unternehmensgründung von Tino Kreßner im Jahr 2009 liegen schon einige Jahre zurück, aber mit der von ihm und einen Partner ins Leben gerufenen Crowdfunding-Plattform Startnext hat er inzwischen 275.000.000 Euro Fundingsumme eingeworben und so 32.000 Projekte erfolgreich finanziert. Fünf weitere Plattformen sind entstanden, darunter SINN – die Zukunftsplattform für soziale Innovationen in Sachsen.
Professor Alexander Knauer sagt über den Preisträger: „Tino Kreßner hat die Landschaft des gemeinschaftlichen Engagements und der kreativen Finanzierung maßgeblich verändert. In einer Welt, in der innovative Ideen und visionäre Projekte oft an den Grenzen traditioneller Finanzierungswege scheitern, hat er mit seiner Idee die Türen geöffnet und Brücken gebaut.“ Professor Ulrich Buser ergänzt: „Der diesjährige Preisträger ist ein echter Sozialinnovator durch seinen unermüdlichen Einsatz und die klare Vision, nachhaltige und kreative Idee über eine partizipative und transparente Kapitalvergabe zu fördern.“
Starke Erfolge im Bundesprogramm EXIST
Das Mittweiader SAXEED-Team betreut und berät seit 22 Jahren Gründungsinteressierte und Startups an der Hochschule Mittweida. Als jüngstes Beispiel ist das Gründerteam von „Carry Home“ hinzugekommen, das sich erfolgreich um das renommierte EXIST-Gründerstipendium des BMWK beworben hat. Tom Prennig, Justus Behr und Alisa Sparish beantworten die Sicherheitsbedenken moderner digitaler Haushalte und Unternehmen gegenüber Cloud-Anwendungen mit ihrer innovativen Lösung: Daten werden lokal gespeichert und mittels KI direkt vor Ort verarbeitet. Smart-Home-Anwendungen können so ohne Datenschutzbedenken integriert werden.
Ihr Startup kann das Team seit Mai ein Jahr lang mit dem EXIST-Gründerstipendium weiterentwickeln. Dr. Liebers schildert den Werdegang: „Zum ersten Mal haben die drei im Modul „Entrepreneurship & Digital Innovation Management“ des Blockchain-Masters bei Professor Knauer ihre Idee und die technischen Möglichkeiten präsentiert, Daten im eigenen Smarthome-Netzwerk zu kontrollieren. Wir waren schnell von dem Konzept des Teams überzeugt und entwickelten gemeinsam den Antrag. Für mich ist dies ein schönes Beispiel für die interdisziplinäre Zusammenarbeit in Mittweida.“
Einen weiteren Erfolg beim Bundesprogramm EXIST können die Hochschule Mittweida und ihre lokale Partnerin Teleskopeffekt GmbH verbuchen: Beim Leuchtturmwettbewerb „Startup Factories“ des Bundes hat es die „Startup Factory Saxony“, ein Projekt im Verbund mit weiteren sieben sächsischen Hochschulen und Unternehmen, in die Finalrunde geschafft und erhält eine finanzielle Förderung für die nächsten neun Monate der Konzeptphase.
Der Leuchtturmwettbewerb der Bundesregierung hat das Ziel, die Anzahl und Qualität wissensbasierter Ausgründungen deutlich zu steigern. Die „Startup Factory Saxony“ will dies erreichen, indem sie neben Gründungsteams aus Hochschulen weitere Zielgruppen erschließt und über die Wachstumsphase hinaus unterstützt. So soll Sachsen als Leuchtturm für Startup-Gründungen im Deeptech-Bereich etabliert und attraktiver für internationale Unternehmer:innen werden. Rektor Volker Tolkmitt freut sich, dass die Hochschule Teil des Projekts ist und den Mittweidaer Gründungskosmos mit einbringt: „Die breite Allianz macht es möglich, unterschiedliche Regionen in Sachsen mit sehr heterogenen Wirtschaftsstrukturen einzubinden und den Freistaat so insgesamt zu stärken.“
Fotos: Helmut Hammer (1-7, 9-10), SAXEED Mittweida (8)