Weihnachtsmusik im Wandel(n)

Weihnachtsmusik im Wandel(n)

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Drei Musiker:innen aus der Hochschule erfüllen mit sechs Instrumenten die Mittweidaer Stadtkirche. In der Hochschule entwickelte Elektronik lässt Orgel und Glockenspiel erlingen.

Blick auf Empore und Kirchenschiff. Auf der Empore sitzt eine männliche Person am Spieltisch der Orgel, rechts daneben stehen zwei weibliche Personen, eine spielt Geige, die andere Querflöte.
Ungewohntes Bild für die Weihnachtsmusik aus der Hochschule in der Mittweiader Stadtkirche: die Zuhörenden unten im Altarraum und nur die Musiker:innen gemeinsam auf der Empore. Doch dabei bleibt es nicht im Verlauf des Konzerts.

Traditionen helfen, sich auf das Weihnachtsfest einzustimmen. Traditionen neu zu interpretieren und mit Überraschungen zu beleben, tut dem keinen Abbruch. Für die Besucherinnen der – traditionellen – Weihnachtsmusik mit Professor Frank Czerner am 5. Dezember war es jedenfalls neu, diesmal im Altarraum der Mittweidaer Stadtkirche Platz zu nehmen und nicht auf der Orgelempore. „Das haben wir schon immer so gemacht“, würde auch zu einer wissenschaftlichen Einrichtung nicht passen, die sich als grenzenloses Experimentierfeld der Möglichkeiten versteht.

Klang aus dem gesamten Kirchenraum

Kamen die Besucher:innen also in diesem Jahr dem Professor an der Orgel und seinen beiden Begleiterinnen Silia Aichele an der Querflöte und Gina Marie Ehrhardt an der Geige nicht so nahe wie sonst, war für die drei der musikalische Einsatz eine fast sportliche Herausforderung: Denn während im Verlauf des einstündigen Konzerts die Ladegast-Jehmlich-Orgel oder im Altarraum der Steinway-Flügel phasenweise zusammen mit dem Glockenspiel, der „Celesta“ von 2022, erklangen, spielten Geige und Querflöte mal vom mittleren Joch der Empore des nördlichen Seitenschiffes, mal von der Orgelempore, mal direkt vom Altarraum aus. Das mobile Musiker:innen-Trio sorgte so auch dafür, dass die Musik von drei unterschiedlichen Orten im Kirchenschiff gleichzeitig erklang.

Technik lässt Musik erklingen

Dass Czerner am Flügel im Altarraum mit rechter Hand auch die ferne immobile Celesta spielen konnte, macht deren elektronische Fernsteuerung über ein eigenes mobiles Manual möglich. Dahinter steckt ein anderer Professor aus Mittweida: Christian Schulz. Der hatte vor vielen Jahren für den alten störungsanfälligen mechanischen Spieltisch der Mittweidaer Orgel einen elektronischen Bypass entwickelt. Daraus ist ein System entstanden, das als „Orgel-Elektronik System Eule“ inzwischen weltweit eingesetzt wird und auch die Ansteuerung des von der Orgel räumlich abgesetzten Glockenspiels ermöglicht. Aktuell erprobt Schulz an der Mittweidaer Celesta eine dynamische Steuerung, die schon bald das Röhrenglockenspiel der „Porsche-Orgel“ in der Leipziger Nikolai-Kirche in unterschiedlicher Lautstärke erklingen lassen wird.

Weltliche und geistliche Weihnachtsthemen verbunden

Zur Einstimmung der Weihnachtsmusik in der Stadtkirche „Unser lieben Frauen“ in Mittweida erklangen das „Big Ben“-Motiv, „Amazing Grace“, „Hark the Herald Angels Sing“. Meditativ ging es weiter mit der jüdischen Weise „Kennst du das alte Lied“, verwoben mit dem Thema „Maria durch ein Dornwald ging“. Es folgten Improvisationen zu bekannten Melodien: „My Bonnie is over the Ocean“ und „Jingle Bells“, das in „Leise rieselt der Schnee“ überging, dessen Melodie von der Geige weitergeführt wurde, bevor Querflöte und Flügel/Celesta wieder miteinstimmten:. Das „Finale“ bildete „Nun freut euch, ihr Christen“, das zunächst auf der Orgel angestimmt und dessen dritte und vierte Strophe im Altarraum mit Flügel, Celesta, Geige und Querflöte weitergeführt wurde. Das komplette Konzert steht auch zum Nachzuhören zur Verfügung. Die Aufnahme hat Andreas Löffler erstellt.