Nicht einfach nur schnell sein

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Technikum Mittweida Motorsport (TMM) vor der neuen Saison. Neue Strukturen und neues Auto nach einem Jahr ohne Rennen.

3D-Modell eines Rennwagens in Schwarz, vor dem Logo von TMM-Electric im Hintergrund
Name und endgültiges Design sind noch geheim. Am 13. März ist Rollout für den neuen Rennboliden der Hochschule Mittweida.

Einem Rennsportteam mag man unterstellen, dass es ihm nie schnell genug gehen kann. Das gilt gewiss für die Rennen – bei den Vorbereitungen auf eine neue Rennsaison sind andere Tugenden gefragt. Nach zwei Jahren Abwesenheit bei Rennevents und manchen Rückschlägen beim Bau des neuen Elektro-Rennwagens steht Technikum Mittweida Motorsport (TMM) in diesem Frühjahr wieder in der Startaufstellung einer neuen Saison.

Zwei Termine sind rot im Kalender markiert: Der Rollout, das heißt die öffentliche Vorstellung des neuen Autos auf dem Sachsenring am 13. März, und das erste Rennen der Formula Student (FS) auf dem TT Circuit im niederländischen Assen Mitte Juli.

Vor der Teilnahme stehen nicht nur ein fertiges und fahrendes Auto, sondern auch die erfolgreiche Bearbeitung der „Registration Quizzes“. Nur über die schnellen und richtigen Antworten auf Fragen zum FS-Regelwerk und Berechnungen von Komponenten kann sich ein Team für die Saison qualifizieren – und sich unter 300 Teams einen der wenigen Startplätze sichern. Daran und am finalen Zusammenbau des Rennwagens arbeitet das 111-köpfige Team gerade mit Hochdruck.

Die studentischen Köpfe von TMM kommen aus (fast) allen Fakultäten der Hochschule, denn die Teilnahme an der Formula Student ist ein interdisziplinäres Projekt, in dem von der Mechanik und Elektrik bis zu Kalkulation und Marketing alles in den Händen der Studierenden liegt und wettbewerbsentscheidend ist.

Technik angepasst

Hinter dem Team liegt ein herausforderndes Jahr: Aufgrund von Verzögerungen bei externen Fertigungsprozessen konnte TMM für die Saison 2024 kein Rollout und Teilnahmen an Rennevents realisieren. Besonders die anspruchsvolle Konstruktion von Radnaben und Radträgern hat sowohl die Mittweidaer Techniker:innen als auch die externen TMM-Partner aus dem Maschinenbau vor große Herausforderungen gestellt.

Auch die jährlich neuen Regelwerke der Formula Student erfordern Anpassungen an vielen Komponenten des Fahrzeugs. So haben drei Teammitglieder die gesamte Fahrzeugkinematik neu konzipiert. Aber auch bewährte technische Lösungen aus früheren Fahrzeugen konnten übernommen werden, darunter das freihängende Differentialgetriebe des HECtor (2012–2015) sowie die Sitz- und Kopfpolsterkonstruktion der Black Mama (2022–2023). Nach dem finalen Zusammenbau stehen die Testfahrten an, um das Zusammenspiel von Fahrwerk, Antrieb und Leistungselektronik optimal abzustimmen.

Internes angepackt

Auch das Zusammenspiel im Team und die Organisation interner Prozesse waren in den vergangenen Monaten Gegenstand der Vorbereitung auf die neue Saison.

„Wir haben das Wintersemester genutzt, um unsere internen Prozesse zu optimieren und das Team für die Zukunft besser aufzustellen“, sagt Emily Thieme von TMM (2. v. l. im Bild unten). „Schwerpunkte waren die Verbesserung organisatorischer Abläufe und die Effizienzsteigerung innerhalb des Teams unter anderem durch die Einführung der beiden Hauptabteilungen Elektrotechnik und Mechanik.“

Die 21-jährige Emily war bis Ende 2024 kaufmännische Leiterin von TMM. Sie bleibt zwar im Team, aber um sich auf ihre Bachelorarbeit zu konzentrieren, hat die Studentin des Wirtschaftsingenieurwesen ihren Posten an eine Nachfolgerin übergeben. Die Fluktuation im Team ist typisch für ein studentisches Projekt. Neue Mitglieder stoßen dazu, andere verlassen es, weil sie ihr Studium erfolgreich abgeschlossen haben. Da kommt es sehr auf die „alten Hasen“ an, die ihr Wissen und ihre Erfahrung an die Jüngeren weitergeben.

Auch hier hat TMM die Zeit genutzt. „Zum Beispiel haben wir mit der Einführung von Microsoft Teams als neue Kommunikationsplattform den Wissenstransfer innerhalb des Teams verbessert und konnten so auch die neuen Mitglieder schneller in ihre Aufgaben integrieren.“ Darüber hinaus hat TMM für die Neuzugänge spezielle Übungsaufgaben und Werkstücke entwickelt, die den Einstieg erleichtern.

Zum Wintersemester 2024/25 konnte TMM 27 neue Mitglieder gewinnen. Besonders erfreulich dabei ist die Erweiterung des Fahrdynamik-Bereichs von drei auf sieben Personen. Auch das Team Öffentlichkeitsarbeit geht gestärkt in die neue Saison.

Unterstützer gewonnen

Der erste öffentliche Auftritt des neuen Boliden, dessen Name noch geheim ist, ist am 13. März auf dem Sachsenring. Dann will TMM besonders auch seinen Sponsoren die Ergebnisse der Arbeit der vergangenen Monate vorstellen. Auch hier gibt es Neuzugänge: Seit Jahresbeginn ist das Familienunternehmen Kömpf24 – Garten. Wohnen. Leben unter den Sponsoren.

Emily Thieme freut sich: „Ohne die finanzielle und technische Unterstützung unserer Sponsoren wäre ein solches Engagement im Motorsport nicht realisierbar. TMM startet mit großer Motivation in die neue Saison.“