Für die Betreiber von Sport- und Produktionshallen kann der Winter zum Alptraum werden. Der Schnee droht Hallendächer zum Einsturz zu bringen. Über 30 Hallen mussten allein in Chemnitz im vergangenen Dezember gesperrt werden. Die Bilder vom Einsturz der Eissporthalle in Bad Reichenhall vom Januar 2006 sind noch in Erinnerung.
Wissenschaftler und Mitarbeiter der Fakultät Elektro- & Informationstechnik der Hochschule Mittweida haben nun ein Warnsystem entwickelt und erfolgreich patentieren lassen, das die Überwachung der Schneelasten zuverlässiger macht. Den ausführlichen Test unter Praxisbedingungen besteht das "SnowFox" genannte System in diesen Wintertagen in der Mittweidaer Dreifelderhalle.
Betritt man die Halle, um sich das neue System anzuschauen, sieht man jedoch erst einmal nichts: keine großen Messapparaturen, keine Rechner, keine Installationen. Erst beim nahen Betrachten einer der massiven hölzernen Dachträger in luftiger Höhe erkennt man, dass in ihm ein dünnes Kabel eingebaut wurde. Wie eine Nervenbahn durchzieht es den Träger und verschwindet schließlich in einem kleinen Plastikkästchen, in dem sich das eigentliche Messgerät und ein kleines Steuergerät befinden. Das Kabel ist ein Lichtwellenleiter. Je nach der Schneelast auf dem Hallendach biegt sich der Träger - und mit ihm der Lichtwellenleiter - durch. Die Biegung im Lichtwellenleiter wird vom System gemessen und ausgewertet.
Um das Durchbiegen der Dachträger zu überwachen und bei gefährlichen Lasten einzugreifen, mussten bisher die Hallenwarte mühsam jeden Tag ein- oder zweimal mit einem Laser-Entfernungsmesser nachmessen. Zukünftig wird der Lichtwellenleiter diese Aufgabe übernehmen und in Intervallen, zum Beispiel alle zehn Minuten, diese Daten liefern und auf einem Bildschirm anzeigen.
Ende Februar haben die Mittweidaer Wissenschaftler das System in der Mittweidaer Sporthalle installiert und seit März werden die Daten täglich abgerufen und ausgewertet. Der Wintereinbruch in den letzten Tagen kam dabei den Wissenschaftlern gerade recht. Auch der verwendete Lichtwellenleiter ist "made in Mittweida", eine Entwicklung der fiberware GmbH.
Projektleiter Professor Döring weist vor allem auf die niedrigen Kosten hin und darauf, dass "SnowFox" nachträglich ohne Eingriff in den vorhandenen Dachaufbau eingebaut werden kann. Zudem sei die Technik völlig unempfindlich gegen Schmutz und Staub. Werde das Verfahren bereits beim Bau der Halle vorgesehen, sinken die Kosten nochmals. Nach der Testphase in der Mittweidaer Sporthalle soll die Messtechnik in der nächsten Winterperiode in weiteren Hallen eingesetzt werden, dann auch an anderen Dachkonstruktionen wie Holzfachwerk oder Stahl.