Wenn Tresorknacker-Joe und Bankräuber-Ede ihren nächsten Überfall aushecken, nutzen sie wahrscheinlich auch moderne Kommunikationsmittel wie SMS oder Chat. Joe und Ede sind schlau: Sie vermeiden verdächtige Wörter und der "Überfall" wird als "Besuch bei Oma" abgesprochen. Dennoch hinterlassen die beiden Ganoven digitale Daten, die die Polizei sicherstellen kann.
Die Auswertung dieser Daten ist aufwendig. Bei kleineren und mittleren Fällen dauert die Bearbeitung des gesamten Materials rund sechs Monate", erklärt Doktorand Michael Spranger aus der Forschungsgruppe Bioinformatik: "Unser großes Ziel ist es, diese Zeit zu verkürzen und die Täter schneller einzuholen."
Hierfür entwickeln die Forscher ein Softwarepaket, das der Polizei viel Arbeit abnehmen kann. So sollen die Ermittler eine kriminalistische Fragestellung zum Beispiel "Wer hat mit wem Kontakt gehabt?" oder "Sind Person A und B identisch?" eingeben und das Programm sucht in den sichergestellten Daten nach entsprechenden Belegstellen. "Am Ende erhält der Nutzer eine Wissenslandkarte, die zum Beispiel zeigt, wann, wer, mit wem über welches Thema geschrieben hat", erklärt Professor Dirk Labudde von der Fakultät Mathematik/Naturwissenschaften/Informatik. Das angewendete Verfahren heißt Textmining. Es sucht in Texten relevante Informationen über die kriminalistische Hypothese.
"Das Besondere ist, dass wir in sehr heterogenen Texten suchen. Darunter sind SMS, Chat-Nachrichten, aber auch Bilddateien und Kopien", sagt Michael Spranger: "Spannend wird es, weil SMS und Chat-Nachrichten natürlich sehr kryptisch sind. Niemand würde schreiben, dass am Montag eine Bank überfallen will, und welche Waffen er dafür verwendet. Das Programm muss also auch verborgene Informationen filtern." Am Ende werden die relevanten Informationen verknüpft, um Antworten auf die kriminalistische Fragestellung zu erhalten.
"Dabei kommen viele neuartige mathematische Algorithmen zum Einsatz", sagt Prof. Labudde. Zusätzlich müssen die Forscher noch einige Wahrscheinlichkeitsrechnungen einbeziehen, um am Ende verwertbare Ergebnisse zu erhalten. Das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst fördert das Projekt mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds. Labudde und sein Team wollen am Ende des Jahres einen ersten Prototyp präsentieren.