Unsterblich? Unersetzbar? Unternehmensnachfolge planen!

Unsterblich? Unersetzbar? Unternehmensnachfolge planen!

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Sensibles Thema: 5. MIKOMI-Wirtschaftsdialog zur Unternehmensnachfolge bot Informationen sowie viel Raum für Diskussionen und individuelle Beratung

Generationenübergreifendes Publikum beim<br>Thema Unternehmensnachfolge

Als erfolgreicher Unternehmer verdrängt man im Tagesgeschäft gern den Gedanken, eines Tages sein Lebenswerk in andere Hände geben zu müssen. Doch eine vorausschauende Planung der Unternehmensnachfolge ist für alle an der Zukunft des Unternehmens Interessierten wichtig: Gesellschafter, Mitarbeiter, Kunden, Lieferanten und Banken. MIKOMI lud Ende Januar in die Hochschule Mittweida zu einem umfassenden Wirtschaftsdialog "Unternehmensnachfolge" ein. Über 70 Unternehmer und Vertreter von Wirtschaftsverbänden verfolgten den von vier Experten unter der Moderation von Prof. Dr. Andreas Hollidt beleuchteten Dialog.

Deutschland zählt rund 700.000 übernahmewürdige Unternehmen, von denen 135.000 in den nächsten fünf Jahren übernahmereif werden. Sachsen ist besonders betroffen. Zahlreiche nach der Wende gegründete Unternehmen stehen heute vor einem Generationswechsel. "Die Unternehmensnachfolge ist ein typisches und äußerst aktuelles Mittelstandsproblem", stellt Prof. Hollidt in seiner kurzen Einführung fest.

Die Frage der Ersetzbarkeit

"Bin ich ersetzbar?", fragt Rechtsanwalt Nils Doege von der KPMG AG und eröffnet seinen Impulsvortrag. So schwer das Eingeständnis fällt , müssen die Zuhörer des Wirtschaftsdialogs die Frage weitestgehend bejahen. Doege macht deutlich: "Dann ist der nächste Schritt, sich zu fragen, wie das Unternehmen ohne einen laufen würde und könnte." Wichtig sei zu Beginn die Identifizierung des Vermögens. Hollidt gibt zu bedenken: "Ein Techniker kann einen Tisch genau vermessen, ein Wirtschaftswissenschaftler kann aber nicht so einfach den Wert eines komplexen Unternehmens bestimmen." Der Altgesellschafter muss im nächsten Schritt die Nachfolge grob strukturieren und vorbereitende Maßnahmen treffen. Dabei sei es immer ratsam, professionelle Berater hinzuzuziehen.

Professor Kerstin Walther-Reining, Professorin an der Hochschule Mittweida, referierte über die zivilrechtlichen Rahmenbedingungen der Unternehmensnachfolge. Wird vorab keine Individualvorsorge getroffen, gilt das gesetzliche Erbrecht. Auch sie mahnt zur rechtzeitigen Planung: "Nichts ist so sicher im Leben wie der Tod." Die Zuhörer lachen, aber sie ahnen: Der ungemütliche Gedanke an das "Was wäre wenn..." muss weitergedacht werden.

Besonderer Fall: Familienunternehmen

Phillip Karmann ist Wirtschaftsprüfer und Partner bei der Deloitte & Touche GmbH und erzählt von seinen Erfahrungen: "Es gibt eben keinen physikalischen Erhaltungssatz. Ich habe zahlreiche Unternehmen gesehen, bei denen wie bei einem Luftballon die Luft entwichen ist." Mit "Luft" meint Karmann den Wert eines Unternehmens. "Das liegt an dem nicht hinreichend einbezogenen Puzzlestück der Psychologie oder dem Unternehmer, der an die eigene Unsterblichkeit geglaubt hat." Besonders bei familieninterner Nachfolge entstehe ein Spannungsfeld zwischen dem Erhalt des Familienfriedens, dem Fortbestand des Unternehmens und der Sicherung des Familienvermögens.

Ein Beispiel für die erfolgreiche Nachfolgegestaltung ist das Kranbauunternehmen "Mechanik Taucha Fördertechnik GmbH". Olaf Brauer, der das Geschäft in einem Jahr vollständig übernehmen wird, gibt seine bisher gesammelten Erfahrungen an das Publikum weiter. Das Altgewohnte müsse kennengelernt und im ersten Schritt weitestgehend akzeptiert werden. Positiv bewertet er die Konstellation, in der sich der Nachfolger zu 50% einbringen kann - zur anderen Hälfte muss er dem Vorgänger aber auch entgegenkommen. "Trotzdem sollte der Altgesellschafter seinen Nachfolger an die lange Leine lassen, auch wenn er sie zwischenzeitlich wieder kürzer fasst."

In der anschließenden Fragerunde stellten sich alle Referenten gemeinsam den Fragen der Zuhörer. Individuelle Situationen konnten diskret in kleinen Gesprächsrunden besprochen werden. Zu dem Flackern eines projizierten Kaminfeuers diskutierten Zuhörer und Referenten noch lange. Eines ließ sich deutlich heraushören: Eine umfangreiche Befassung mit der Thematik der Nachfolge und eine vorausschauende Planung ist für jeden Unternehmer unumgänglich.