"Allgemeine und Digitale Forensik" heißt der neue Bachelorstudiengang der Hochschule Mittweida. Im September 2014 sollen die ersten Studierenden sich mit der computergestützten Aufklärung von Verbrechen beschäftigen.
Dabei geht es nicht nur um Computerkriminalität, denn auch bei klassischen Verbrechen fällt eine große Menge von Daten an, die computergestützt gesichert und ausgewertet werden muss. In beiden Fällen entstehen digitale Spuren, mit denen sich die sogenannte digitale Forensik beschäftigt.
Freistaat Sachsen noch im Hintertreffen
Spezialisten für digitale Forensik sind aber bei Polizei und Staatsanwaltschaft rar. "Auch Sachsen ist hier im Hintertreffen", sagt der Chemnitzer Polizeipräsident Uwe Reißmann. "Der Freistaat hat einen hohen Bedarf an Top-Spezialisten bei der Polizei." Gerade angesichts des geplanten Stellenabbaus stehe deshalb die Qualität der Ausbildung im Vordergrund.
Diese Qualität erhofft sich Reißmann von den Absolventen des neuen Mittweidaer Forensik-Studiengangs, und die Erwartungen des Polizeichefs stützen sich auf eine langjährige Zusammenarbeit von Hochschule und Polizei.
Mit den wissenschaftlichen Grundlagen und der Entwicklung konkreter Methoden digitaler Forensik beschäftigt sich die Hochschule seit einigen Jahren. Dazu kommt die breite und interdisziplinäre Ausrichtung der Hochschule in den Natur-, Ingenieur- und Sozialwissenschaften.
Aus ihren Erfahrungen haben die Mittweidaer Wissenschaftler um Professor Dirk Labudde den sechssemestrigen Bachelor-Studiengang "Allgemeine und Digitale Forensik" entwickelt.
Einzigartiger Studiengang
"Unser neuer Studiengang ist einzigartig in Deutschland", sagt Labudde. "Wir decken nicht nur die klassische Computer-Forensik ab, sondern beleuchten alle Felder der Informatik im Umfeld der Forensik. Unsere Absolventen sollen Methoden und Verfahren beherrschen, die Daten für eine mögliche Strafverfolgung erzeugen können." Deshalb ist auch die allgemeine Forensik Gegenstand des Studiengangs. Sie beschäftigt sich mit Methoden wie dem genetischen Fingerabdruck, der Gesichts- und Spracherkennung sowie toxikologischen und ballistischen Befunden.
Die Hochschule Mittweida erfasst bereits heute einen große Nachfrage von privaten Sicherheitsunternehmen, aus der Finanzwirtschaft und aus der Industrie. Rektor Ludwig Hilmer rechnet aber auch nach vielen Anfragen aus der Polizei damit, dass "sich der Freistaat Sachsen die Gelegenheit nicht entgehen lässt, den zukünftigen Absolventen unseres neuen Studiengangs auch den Weg in die polizeiliche Laufbahn zu öffnen".
Zusätzliche Weiterbildungsangebote für die Polizei
Schon jetzt bilden sich Angehörige der sächsischen Polizei an der Hochschule Mittweida weiter. Von Dienstag bis heute nahmen rund zwanzig Fachleute aus verschiedenen Arbeitsbereichen von Polizei und Staatsanwaltschaft an einem Seminar teil, das Einblicke in wichtige Aspekte und praktische Anwendungen der digitalen Forensik bot. So konnten die Pressevertreter heute den Teilnehmern dabei zuschauen, wie sie am Computer das Gesicht eines Verstorbenen anhand seines Schädels rekonstruieren.
Mit den Erfahrungen und Rückmeldungen aus diesem Seminar will die Hochschule weitere Angebote in Zusammenarbeit mit der Polizei schaffen.
Detaillierte Informationen zu Inhalt und Aufbau des neuen Studiengangs