Smart, slow oder provinziell: kleine Stadt in der großen Moderne

Smart, slow oder provinziell: kleine Stadt in der großen Moderne

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Ringvorlesung „Was ist modern?“ am vergangenen Mittwoch mit wissenschaftlichem Blick auf die Stadt Mittweida

Prof. Dr. phil. Stephan Beetz

Mittweida hat als eine "zentrale kleine Stadt" - und gerade nicht Kleinstadt! - von der Industrialisierung um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert eindeutig profitiert. Das ist eine Erkenntnis aus den Untersuchungen des Mittweidaer Soziologen Stephan Beetz. Beetz ist Professor an der Fakultät Soziale Arbeit der Hochschule und forschte exemplarisch an der Stadt Mittweida über Stadt- und ländliche Entwicklung. In der Ringvorlesung in der vergangenen Woche belegte er mit einer Reihe von Daten eindeutig, dass Städte wie Mittweida die rasante Entwicklung Sachsens möglich gemacht haben.

Hier im "Land der kleinen Städte" seien die Zeiten aber vor der De-Industrialisierung und der zaghaften Re-Industrialisierung nach der Wende mitunter bessere gewesen, so Beetz. Die Reichsbahnverbindung nach Berlin zum Beispiel war 1939 mit zweieinhalb Stunden fast eine bis anderthalb Stunden schneller als heute mit der Deutschen Bahn.

Nichtsdestotrotz ergeben sich gegenwärtig auch Entwicklungschancen für kleine Städte, da Modernisierung nicht allein ein Phänomen der Metropolen ist. Kleine Städte können hier ihre Potenziale als smarte, wendige, kreative Akteure wahrnehmen, wenn sie sich vernetzen, ihre tatsächliche oder vermeintliche Provinzialität auch als Stärke oder sogar als Marke selbstbewusst entwickeln und behaupten.

Modernität ist heute in einer Wissens- und Informationsgesellschaft weniger standortgebunden. Der Hypergeschwindigkeit, der Pseudointimität virtueller Beziehungen und anderen Schattenseiten der aktuellen Modernisierung können kleine Städte die Unmittelbarkeit und Überschaubarkeit eines funktionierenden Gemeinwesens entgegen halten, ohne so etwas wie "Großstadtflucht" zelebrieren zu müssen.

Die Gretchenfrage ist, und das hat auch die Diskussion im Anschluss an den Vortrag deutlich gemacht, ob es gelingt, kleine Städte auch als "offene Gesellschaften" durchlässig, streitbar und lebendig zu machen. Dass hier Mittweida mehr Potenzen hat als die Stadt nutzt, war ein schnell gefundener Konsens zwischen Studierenden, Hochschulangehörigen und Mittweidaer Bürgern.

Von der Stadt zum Menschen

Die Veranstaltung dieser Woche steht unter der Überschrift: "Vom Spickzettel zur implantierten Speichererweiterung - Über die Modernisierung des Menschen"

Es wird gesagt, dass der Mensch mit dem Aufkommen von Kultur seine eigene Evolution in die Hand genommen hat. Das klingt groß: Theologie, Theater und Therapie ersetzen Mutation und Selektion. Nun, sicher nicht ganz, sagt der Biologe. Und wie verhält es sich mit Prothesen, künstlichen Organen, Hirnschrittmachern und Gentherapie? Der Molekularbiologe und Biochemiker Professor Röbbe Wünschiers (Hochschule Mittweida) will bei seinem Vortrag mit den Besuchern über diese Fragen ins Gespräch kommen.

Zeit: Mittwoch, 7. Mai, 17:45 Uhr

Ort: Carl-Georg-Weitzel-Bau (Haus 1 der Hochschule), Raum 1-019C, Technikumplatz 17 - oder im Livestream

Alle Hochschulangehörigen sowie Bürgerinnen und Bürger der Stadt sind herzlich eingeladen.

Das komplette Programm der Öffentlichen Ringvorlesung ist hier zu finden.