Industrie 4.0 ist in aller Munde - auch am vergangenen Dienstag beim MIKOMI Wirtschaftsdialog an der Hochschule Mittweida. Das Institut für Mittelstandskooperation an der Hochschule (MIKOMI) hatte Vertreter aus der regionalen Wirtschaft, aus Verbänden und Wissenschaft zusammengeführt.
Für viele Mittelständler ist das Thema Industrie 4.0 in der aktiven Umsetzung noch weitgehend Neuland. Die Fragen sind: Was kann Industrie 4.0 und wie relevant ist das für kleine und mittelständische Unternehmen - auch gerade im Kontext zu Datensicherheit und Fachkräftemangel. Der Wirtschaftsdialog eröffnete den Unternehmern ein Forum für Erfahrungsaustausch und suchte nach Antworten für den sächsischen Mittelstand.
Mitmachen ohne Ziel?
Des Kaisers neue Kleider erzählt die Geschichte eines Volkes, das nicht weiß, worum es geht und trotzdem mitmacht. Das Märchen erinnert in der modernen Wirtschaftswelt an die Geschehnisse im Zuge der Industriewende 4.0. Die Unternehmen machen mit, vernetzen und automatisieren, wissen aber nicht, wohin die Zukunft sie führen wird.
MIKOMI gab mit dem Wirtschaftsdialog "Fabrik der Zukunft. Auf dem Weg zur Industrie 4.0" Anhaltspunkte und Raum zur Reflektion. Prof. Dr. Siegfried Wirth von der TU Chemnitz ermahnte die Zuhörer: "Das Denken in vorhandenen Produkten und Prozessen ist nicht innovationsfördernd." Es bedürfe einem permanenten Drang zur Verbesserung, um dauerhaft wettbewerbsfähig zu bleiben. Die reale und digitale Welt verschmelzen zusehends. Nur wer die Flexibilität innerhalb seines Unternehmens sichere, sei den immer spezifischer werdenden Aufträgen gewachsen.
Mensch-Maschine-Schnittstelle
Eine bedeutende Rolle spielt dabei die Schnittstelle vom Mensch zur Maschine. Trotz aller Automatisierung muss der Mensch immer im Mittelpunkt stehen. Rainer Wais, Werksleiter bei JELD-WEN Deutschland GmbH & Co. KG aus Mittweida, betonte: "Die Optimierung von Anlagen hat immer den Menschen im Blick". Zukünftig werde der sich aber mit anderen Aufgaben und Anforderungen konfrontiert sehen. Noch seien die Benutzeroberflächen und Schnittstellen systemabhängig. Prof. Dr.-Ing. Leif Goldhahn vom Zentrum für innovative Arbeitsplanung und Arbeitswissenschaft - InnArbeit an der Hochschule Mittweida stimmte zu: "Bisher verfügen wir nur über Einzellösungen für bestimmte Unternehmen und Aufgaben, wir brauchen aber sinnvolle und universelle Schnittstellen". Die sächsische Wirtschaft braucht dafür qualifizierte Mitarbeiter und ein umfassendes Weiterbildungsangebot. "Wir müssen die Menschen schulen", erklärte Prof. Dr. Siegfried Wirth und verdeutlicht den Teilnehmern des Dialogs die Schnelllebigkeit der modernen Technologien und das knappe Gut der vorhandenen Fachkräfte.
Die Frage nach dem Datenschutz
In der anschließenden Fragerunde sprach ein Teilnehmer die Sicherheit innerhalb der Vernetzung der Anlagentechnik an. "Ich möchte Herr meiner Daten bleiben!", sagte er und erntete zustimmendes Raunen der anderen Zuhörer. Das Problem der Sicherung der Daten sei tatsächlich noch nicht gelöst, so Prof. Dr. Siegfried Wirth. "Digitale Daten sind für ein Unternehmen genauso wichtig wie deren Technologien und dürfen nicht nach außen gelangen." Rainer Wais fasste zusammen: "Wir haben noch wahnsinnig viel Luft nach oben."
Der Wirtschaftsdialog ist einer der regelmäßigen Veranstaltungen des Instituts für Mittelstandskooperation an der Hochschule Mittweida - MIKOMI. Das Institut bringt Wirtschaft und Wissenschaft näher zusammen und will sich als Impulsgeber für die Region stark machen - immer mit dem Blick auf die besonderen Ansprüche und Herausforderungen mittelständischer Unternehmen. Daneben stellt das Institut umfassende Qualifizierungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten zur Verfügung, indem es die berufsbegleitendenden Studiengänge der Hochschule Mittweida bündelt und mit Angeboten ergänzt, die auf die Bedürfnisse von Unternehmen zugeschnitten sind.
Der nächste MIKOMI Wirtschaftsdialog findet am 27. Oktober unter der Überschrift "Arbeitgeberattraktivität im Mittelstand. Mehr als nur Gehalt!?" statt. Weitere Informationen hier.