Verbrecher im Netz. Ermittler ins Netz.

Verbrecher im Netz. Ermittler ins Netz.

HSMW-News, HSMW-Top-News

Weiterbildung zur IT-Forensik für Ermittler, Staatsanwälte und Richter an der Hochschule Mittweida

Die Kriminalpoilzei an der Hochschule<br>mit Professor Dirk Labudde (Mitte vorne)

Wenn es an der Hochschule Mittweida kriminell zugeht, dann arbeitet sie auf der Seite der Guten: Über einhundert Studenten haben ihr erstes Semester im bundesweit einzigartigen Studiengang Allgemeine und Digitale Forensik hinter sich. Bevor sie nach den Semesterferien im März ihre Seminarräume und Labors im Richard-Stücklen-Bau der Hochschule wieder bevölkerten, nahmen über einhundert Staatsanwälte, Richter und Kriminalbeamte die Plätze ein. Sechs verschiedene Weiterbildungskurse der Forensik-Spezialisten der Hochschule standen zur Auswahl.

"Kein Kontakt zwischen zwei Objekten kann vollzogen werden, ohne dass diese wechselseitige Spuren hinterlassen."

Dieses vor über einhundert Jahren formulierte sogenannte Locard'sche Prinzip gilt auch heute. Der Alltag von Strafverfolgungsbehörden bei der Aufklärung von Delikten ist mit dem Umgang großer Datenmengen verbunden, unabhängig davon, ob bei dem Verbrechen Blut geflossen ist, oder es sich um Cyber-Crime handelt. Ermittler müssen solche Daten professionell sichern, aufbereiten und auswerten. Parallel dazu sind schnelle Entscheidungen auf der Grundlage von Informationen und den recherchierten Beweismitteln gefordert.
Genau hier setzen Staatsanwaltschaften aus Mitteldeutschland, die sächsische Polizei und der Bund Deutscher Kriminalbeamte (BDK) auf die Kompetenz der Mittweidaer Wissenschaftler um Professor Dirk Labudde.



In den Weiterbildungsveranstaltungen ging es dann auch um Themen wie forensische Entomologie und Mykologie, um Ermittlungsansätze in Sozialen Netzwerken und die Suche nach Vermissten im Netz oder auch um Cloud-Forensik. Die Ermittler erfuhren, wie sich Verbindungen und Aktivitäten von Personen in Facebook systematisch auswerten lassen oder wie sich in einer Vielzahl von SMS-Nachrichten mit spezieller Software verdächtige Botschaften identifizieren lassen.

Vorteil auch für den Studiengang: Zusammenarbeit mit der Polizei

Mit den wissenschaftlichen Grundlagen und der Entwicklung konkreter Methoden digitaler Forensik beschäftigt sich die Hochschule seit einigen Jahren. Seit dem Jahr 2009 arbeitet sie auch mit der Polizeidirektion in Chemnitz zusammen. Die Erfahrungen sind in die Entwicklung des Studiengangs eingeflossen, der seit dem vergangenen Jahr angeboten wird und auf großes Interesse bei Studienbewerbern und Ermittlungsbehörden stößt. Spezialisten für digitale Forensik sind bei Polizei und Staatsanwaltschaft rar. "Auch Sachsen ist hier im Hintertreffen", sagte der Chemnitzer Polizeipräsident Uwe Reißmann bei der Vorstellung des Studiengangs im März 2014. "Der Freistaat hat einen hohen Bedarf an Top-Spezialisten bei der Polizei." Gerade angesichts des geplanten Stellenabbaus stehe deshalb die Qualität der Ausbildung im Vordergrund. Die Weiterbildungsangebote bestehen parallel zum Studienangebot. Auch die Vertreter der Justiz sehen den Bedarf: "IT kann ein Baustein in der Beweisführung sein. Entsprechend wichtig ist es, dessen Funktionsweise, Chancen und Grenzen zu kennen", teilte Jörg Herold, Pressesprecher des sächsischen Justizministeriums gegenüber Freie Presse mit, die auch über die Forensik-Weiterbildungen an der Hochschule berichtete.

Dirk Labudde, Professor für Informatik und Bioinformatik, leitet die Weiterbildungskurse und ist Studiendekan des Forensik-Studiengangs. Er sieht auch einen Vorteil für seine Studierenden: „Die Weiterbildungen sind für uns so etwas wie ein realer Praxistest: Hier können wir die Inhalte unseres Studiengang an den aktuellen Anforderungen prüfen."


Für die nächsten Weiterbildungskurse, die in der vorlesungsfreien Zeit Ende August starten, liegen schon die ersten Anmeldungen vor.

Weitere Informationen zum Studiengang Allgemeine und Digitale Forensik

Weitere Informationen zum Forensic Science Investigation Lab der Hochschule Mittweida