Lydia Winogradoff mogelte sich in Männerkleidung zum Studium an die Hochschule Mittweida. Das war im Jahr 1908. Heute steht Frauen die Hochschultür weit offen, auch in bisher männerdominierten Fachgebieten.
Ausschließlich für Mädchen ist der Girls' Day. Hierfür hatte die Hochschule Mittweida am Donnerstag unter anderem einen Workshop in der Forensik in ein ganztägiges Programm integriert.
Im neuen Labor der Mittweidaer Forensiker ging es am Vormittag um moderne Spurensicherung. Studentinnen des Studiengangs Allgemeine und Digitale Forensik zeigten den 16 Mädchen, wie Blutspritzer zu deuten sind, die einmal auf glatten Oberflächen, einmal auf Stoff vorgefunden werden, oder wie sie auch verborgenes Blut mit Luminol wieder sichtbar machen und diese Spur mit der Kamera sichern. Die Mädchen erfuhren und konnten auch ganz praktisch nachvollziehen, wie man gelöschte Nachrichten vom Handy wieder herstellt oder das Aufrufen von Internetseiten über einen rekonstruierten Browserverlauf nachvollzieht. Das entsprechende Werkzeug dafür ist eine Eigenentwicklung des Mittweidaer Informatik-Professors Dirk Pawlaszczyk.
Masterstudentin Anett Marciniak demonstrierte, wie Fingerabdrücke ausgewertet werden und was ein Scan der Iris an biometrischen Daten liefert. Auch die Gesichtsrekonstruktion am Computer oder die mikroskopische Haaranalyse standen auf dem kriminalistischen Programm der Mädchen.
Nach der Mittagspause erklärte Studienberaterin Monique Furchner "Wie funktioniert studieren". Danach kamen die Girls'-Day-Teilnehmerinnen mit Studentinnen unterschiedlicher Fachrichtungen ins Gespräch.
Junge Frauen, die "Männerdomänen" erobern wollen, haben die Wahl: Viele neue Studiengänge in den Ingenieur- und Naturwissenmschaften oder in der Informatik sind an der Hochschule Mittweida in den vergangen Jahren entstanden. Auch der neue Forensik-Studiengang hat einen starken Informatik-Anteil.
Der Girls' Day ist eine gute Möglichkeit, Mädchen schon lange vor der Entscheidung für ein Studium neugierig zu machen und Vorbehalte gegenüber den eigenen Möglichkeiten gar nicht erst stark werden zu lassen.