"Die Mahlzeiten werden von den Studierenden grundsätzlich mit der Familie des Direktors eingenommen". Ganz so wie vor 150 Jahren ist es heute nicht mehr an der Hochschule mit ihren 6000 Studierenden, aber das gemeinsame Bier mit dem Rektor beim Bergfest ist feste Tradition. Das Bier am vergangenen Mittwoch kam vom Oberbürgermeister der Hochschulstadt - auch eine Tradition.
Rund 400 Bergfestler stießen am Mittwoch auf dem Technikumplatz und - traditionsgemäß - viele Male vorher und hinterher an anderen Plätzen auf dem Campus und in der Stadt darauf an, die Hälfte ihres Studiums geschafft zu haben. Für die Bachelorstudenten ist das in der Regel nach dem dritten und für die Masterstudenten nach dem zweiten Semester.
Unter dem Motto "Uni heute - Captain Morgen" (in Anspielung auf die Rum-Marke "Captain Morgan") starteten die Studenten frühmorgens um halb fünf, um in den Wohnheimen die Kommilitonen wachzuklingeln. Später traf man sich zum Frühstück in der Mensa und danach folgte die Erstürmung der Hörsäle für die "Professorenspiele" - in der Regel fachbezogene aber nicht zum normalen Wissenschaftsalltag gehörende Herausforderungen an die Dozenten.
Um 13 Uhr gab es auf dem Technikumplatz vor dem Carl-Georg-Weitzel-Bau erst den Fototermin und dann das Bier von Oberbürgermeister Matthias Damm. Der OB konnte selbst nicht kommen und schickte Sebastian Killisch, den Leiter des Fachbereichs Bau und Ordnung der Hochschulstadt. Der konnte oben vom Festwagen die Ordnung auf dem Platz gut übersehen.
Aus dem "Black & White" wird die Jubiläums-Kneipe für Studenten und Bürger
Von dort verkündete Rektor Ludwig Hilmer - gekleidet wie einst Technicum-Gründer Uhland - unter dem Jubel der Studenten, dass das ehemalige "Black & White" in der Rochlitzer Straße 68 in "Bergfestkneipe 2015" umbenannt wird. Keine Pointe des Rektors ohne seriösen Hintergrund: Wegen dessen Bedeutung für die Geschichte der Hochschule wird sie in dem Haus für den zweijährigen Jubiläumszeitraum bis Mai 2017 einen Ort schaffen, der Studierende und Bürger der Stadt in angenehmer und nostalgischer Atmosphäre zum Thema Jubiläum zusammenbringen soll.
Das "Haus Mehlhorn" nämlich wurde vom 25-jährigen (!) Technicum-Gründer Wilhelm Heinrich Uhland ab 1866 sowohl als Pension für Studierende und Lehrer als auch für Unterrichtszwecke zusätzlich zum Theaterhaus (heute Kino Filmbühne) genutzt. Uhlands Nachfolger Direktor Carl Georg Weitzel ab 1867 wohnte mit seiner Familie bis März 1868 dort und führte das Internat fort - inklusive gemeinsamer Mahlzeiten mit den Studierenden.
Nach dem Termin auf dem Technikumplatz zogen die Studenten mit ihrem Festwagen durch die Stadt. Gegen Abend ging es vor und in der Mensa weiter - laut Plan bis 3 Uhr. Macht 22,5 Stunden Bergfest 2015. Captain Morgan und Wilhelm Heinrich Uhland wären stolz.