Stiftungsprofessuren sind für Hochschulen ein Instrument der langfristigen Kooperation mit der Wirtschaft mit vielen Vorteilen für die Hochschule und die fördernden Unternehmen. Auf ihre erste Stiftungsprofessur blickt die Hochschule Mittweida nach fünf Jahren zurück. Am vergangenen Donnerstag gab es dazu ein Wissenschaftliches Bilanzkolloquium im Neubau des Laserinstituts.
Im Jahr 2011 hatte die Hochschule Mittweida zur Erweiterung der erfolgreichen Forschungsaktivitäten an ihrem Laserinstitut eine Stiftungsprofessur eingerichtet. Auf diese Professur wurde Prof. Dr.-Ing. Udo Löschner berufen. Sie sollte sich deutschlandweit erstmalig mit Themen der Hochrate-Laserbearbeitung beschäftigen, einer innovativen Anwendung, bei der für die möglichst schnelle Bearbeitung von Werkstoffen der Laserprozess an sein physikalisches Limit angenähert wird. So können beispielsweise Blechzuschnitte mittels Laser in Sekundenbruchteilen getrennt werden. Die Fertigung ist im Vergleich zum normalen Stanzen mit nun größer wählbarer Formenvielfalt deutlich flexibler. Auch im Mikrobereich können Strukturen mit kleinsten Abmessungen sehr schnell generiert und dank neuester Anlagentechnik auch großflächig hergestellt werden. Verfahren aus dem Mikrobereich werden so auf makroskopische Bauteilgrößen übertragen. Diese hocheffiziente Technologie wird viele neue Anwendungsfelder erobern und perspektivisch einen entscheidenden Beitrag zur energie- und ressourcenschonenden Produktion liefern.
Zusammen mit Professor Löschner blickte die Hochschule beim Bilanzkolloquium auf fünf erfolgreiche Jahre zurück. Die Hochschulleitung und die Leitung des Laserinstitut Hochschule Mittweida begrüßten neben Dr. Fritz Jaeckel, Staatsminister und Chef der Sächsischen Staatskanzlei, die Vertreter der Stifterunternehmen sowie zahlreiche weitere Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik.
Die Errichtung der Professur wurde durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen einer Förderinitiative unter dem Dach der Innovationsinitiative für die neuen Länder „Unternehmen Region“ angeregt. Initiator auf Hochschulseite war Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. Horst Exner, Direktor des Laserinstitut Hochschule Mittweida, der mit der Hochschulleitung das für die Hochschule damals neue Verfahren betreut hat. Professor Exner eröffnete das Kolloquium im noch nicht ganz fertiggestellten Tagungsraum des Neubaus.
Die Stifter: ein Netzwerk aus 13 regionalen und überregionalen Unternehmen
Insgesamt 13 Unternehmen unterstützten die Stiftungsprofessur finanziell, darunter zehn kleine und mittelständische Unternehmen aus der Region und drei große überregionale Konzerne. Diese Kombination ist ein starkes Netzwerk, das die Ergebnisse der Forschung aus erster Hand sowohl Anwendern in der Region als auch weltweit agierenden Unternehmen zur Verfügung stellt. Gleichzeitig kommen aus diesen vielen unterschiedlichen Unternehmen auch unterschiedliche Impulse für die Forschung an der Hochschule.
Staatsminister Dr. Fritz Jaeckel betonte die besondere Profilierung des Forschungs- und Wissenschaftsstandorts Sachsens. Europa werde immer mehr zum Dienstleistungsstandort. Um aber die Produktion von Gütern nach Sachsen zu holen und hier zu halten, brauche es Innovationen, die aus Forschung entstehen.
Professor Udo Löschner gab einen Überblick über die Inhalte und Aufgaben der Stiftungsprofessur in Forschung und Lehre und über das verbundene Forschungsvorhaben mit dessen fachlichen und nicht-fachlichen Projektzielen. Unter seiner Leitung arbeitete eine fünfköpfige Nachwuchsforscher-Gruppe zur Hochrate-Laserbearbeitung. Diese Arbeit wurde vom BMBF durch ein begleitendes gefördertes Forschungsvorhaben „Innoprofile Transfer: Rapid Micro - Hochrate-Laserbearbeitung“ zu 100% gefördert.
„Wir wollen in unserem Forschungsprojekt sowohl Technologien weiterentwickeln, die bereits Weltspitzenpositionen halten und zurzeit eine wachsende Nachfrage erfahren, als auch neue Verfahren erforschen. Wir antworten hiermit auf aktuelle Erforschungsbedürfnisse der regionalen Wirtschaft. Alle Technologien sollen in der industriellen Produktion umgesetzt werden. Unsere Arbeit an bislang unerschlossenen Teilbereichen der Hochrate-Technologie soll unterstützt durch die regionalen Unternehmen zur Profilschärfung und zum weiteren Ausbau des Laserstandorts Mittweida führen“, so Professor Löschner.
Folgende Unternehmen sind die Stifterunternehmen der nun auslaufenden Stiftungsprofessur Laser: 3D micromac AG Chemnitz, ACSYS Lasertechnik GmbH Kornwestheim/Mittweida, EOS GmbH Krailling/München, fiberware Generalunternehmen für Nachrichtentechnik GmbH Mittweida, IMM Holding GmbH Mittweida, KOKI TECHNIK Transmission Systems GmbH Niederwürschnitz, KSG Leiterplatten GmbH Gornsdorf, Laservorm GmbH Altmittweida, MicroCeram GmbH Meißen, LIM Laserinstitut Mittelsachsen GmbH Mittweida, SITEC Industrietechnologie GmbH Chemnitz, ThyssenKrupp Electrical Steel GmbH Gelsenkirchen, ThyssenKrupp Steel Europe AG Bochum, Volkswagen AG Wolfsburg
Kontinuität in der anwendungsnahen Forschung
Fünf Jahre sind ein üblicher Zeitraum für eine Stiftungsprofessur. Professor Löschner wird mit seinem Wissen und seinen guten Industriekontakten auch danach der Hochschule erhalten bleiben und ab Mitte 2016 die reguläre Professur „Laserfertigungstechnik“ an der Hochschule Mittweida innehaben. Auch sein Nachwuchsforscher-Team wird an der Hochschule bleiben und in Anschlussfördervorhaben weiter forschen. Die Zusammenarbeit mit den aktuell stiftenden und neu gewonnenen Unternehmen soll in den nächsten Jahren weiter verstetigt werden.
Für Gerhard Thiem, Prorektor für Forschung und Entwicklung der Hochschule Mittweida, sind Stiftungsprofessuren ein wichtiges Instrument für eine forschungsstarke Hochschule: „Die Einrichtung von Stiftungsprofessuren wird die Hochschule Mittweida in Zukunft auf weiteren Forschungsgebieten aktiv betreiben. Hier erschließt sich uns ein Forschungs- und Transferpotential, mit dem wir die anwendungsorientierte Forschung weiter stärken und auch die Verbindung mit regionalen Unternehmensnetzwerken auf ein neues Niveau heben.“
Laserforschung - ein Exzellenzbereich der Hochschule Mittweida
Schon seit Jahren gehört das „Laserinstitut Hochschule Mittweida“ (LHM) zu den führenden Forschungseinrichtungen im Bereich der Lasertechnik in Deutschland mit weltweit anerkannten Forschungsergebnissen. Schwerpunkte liegen in der anwendungsorientierten Forschung und Entwicklung in den Bereichen Lasermikro- und nanobearbeitung, Laserpulsabscheidung, Lasermakrobearbeitung, Photonik und der Hochrate-Laserbearbeitung.
Forschungsneubau kurz vor der Fertigstellung
Auch aufgrund dieser außerordentlichen Erfolgsgeschichte entschied der Bund auf Empfehlung des Wissenschaftsrates, sich an der Finanzierung des Institutsneubaus an der Schillerstraße im Rahmen der Förderung von Forschungsbauten zu beteiligen. Die forschungsprogrammatische Hauptausrichtung des Neubaus ist von der Hochrate-Laserbearbeitung und der Lasermikro- und -nanostrukturierung geprägt. Mit der Fertigstellung in diesem Jahr verbessern sich die Bedingungen für Laserforschung an der Hochschule weiter. Die Gesamtkosten der Baumaßnahme betragen etwa 21,3 Millionen Euro. Hierzu kommen noch weitere Kosten in Höhe von 6,1 Millionen Euro für die Ausstattung und technischen Anlagen der Labore und Werkstätten. Der Bau wird gefördert im Rahmen der Exzellenzinitiative, einem Bund-Länder-Förderprogramm für Wissenschaft und Forschung an deutschen Hochschulen. Die Hochschule Mittweida ist die erste von bisher nur drei Fachhochschulen, die in dieses Programm aufgenommen wurden. Die Förderung der Mittweidaer Laserforschung zeigt, dass sich der Standort auch mit universitären Einrichtungen messen kann.
Die feierliche Eröffnung des Forschungsneubaus des Laserinstitut Hochschule Mittweida unter anderem mit der sächsischen Wissenschaftsministerin Dr. Eva-Maria Stange wird am 12. Oktober 2016 stattfinden.