„Mehr Punk – weniger Hölle“ verhieß am vergangenen Mittwoch der zweite Vortrag der öffentlichen Ringvorlesung „Konkrete Utopien“. Thomas Schneider, Filmemacher und Aktivist aus Wien, stellte Leitideen und Aktivitäten des Netzwerks „Neue Arbeit - Neue Kultur“ (NANK) vor. Das Netzwerk ist von den Ideen des 1930 in Sachsen geborenen und überwiegend in den USA und Europa wirkenden Sozial-Philosophen Frithjof Bergmann bzw. dem Konzept des „New Work“ inspiriert.
Es ging um die alte Frage, inwieweit man innerhalb der kapitalistischen Produktionsweise Formen sinnvoller Arbeit, „Arbeit die man wirklich will“, jenseits von Job und reiner Beschäftigung, entdecken und realisieren kann. „Die Arbeit vom Leben her denken“, „Verwandle deine Sehnsucht in Arbeit“ oder „Es braucht wieder mehr Schürfrechte am Leben“ sind Leitsätze, die sich dem Hörer sofort einbrennen und in sich schon eine utopische Energie zu entfachen vermögen. Schneider macht deutlich, dass es dabei zwar um das Große und Ganze, aber nicht um einen politisch-verbindlichen Gesellschaftsentwurf von oben geht, wenngleich die Vorstellungen über die gesellschaftliche Verteilung von Arbeitszeit sehr konkret sind: 1/3 Erwerbsarbeit, 1/3 Hightech-Self-Providing (i.S. handwerklicher aber Hightech nutzender Selbstversorgung) und Smart Consumption und schließlich 1/3 Arbeit, „die man wirklich will“, für jeden!
Damit dies eine konkrete Utopie werden kann, bedarf es konkreter Projekte von unten, die Menschen wagen und andere Menschen einladen. Zwei dieser Projekte stellte Schneider vor: sein bei der Vienna Biennale 2015 vorgestelltes „New Factories“, das in der Produktion eins Schuhs Hightech (3D-Druck) und klassische Hand-made-Produktion Ressourcen schonend verbindet. Das zweite Projekt ist eine in Wien entstehende „fischzüchtende Wohngemüsewerkhalle“, in der soziales Wohnen, lokale Produktion und Kreislaufwirtschaft vereint werden.
Es war ein spannender Abend, der die Zuschauer angeregt, nachdenklich und auch etwas „verstört“ entließ – „mehr Punk – weniger Hölle“.
Vom Punk zum Papst
Die Vorlesung in dieser Woche befasst sich mit der ganzheitlichen Ökologie, die Papst Franziskus 2015 in seiner Umwelt-Enyklika „Laudato si“ entfaltet. Unter der Überschrift „Über die Sorge für das gemeinsame Haus“ erläutert Pater Hermann Kügler, Leiter der Leipziger Kontaktstelle Orientierung, das Konzept. Franziskus schreibt über die aktuelle öko-logische Krise und über deren Ursachen – und legt ein Konzept der ganzheitlichen Ökologie vor, die sich nicht nur auf Natur- und Klimaschutz beschränkt, sondern auch das "große Ganze" im Blick hat.
Diese nächste Vorlesung unter dem Titel „Über die Sorge um das gemeinsame Haus“ findet am Mittwoch, dem 6. April, um 18:15 Uhr im Hörsaal 39-001 im Zentrum für Medien und Soziale Arbeit (Bahnhofstraße 15) statt. An der linken Gebäudeseite ist ein barrierefreier Zugang.
Alle Informationen zur Ringvorlesung hier