Der jüngste Gründerstammtisch der Hochschule am 19. April erfreute sich einer Rekordresonanz. In jedem Semester treffen sich auf Einladung des Gründernetzwerks SAXEED Studierende, Professoren, Gründer und Gründungsinteressierte. Am vergangenen Dienstag waren es über 30 Stammtischler und damit so viele wie noch nie zuvor.
Gastreferentin des Abends war Diplom-Wirtschaftsjuristin Annett Barth, Geschäftsführerin der Delta Barth Systemhaus GmbH, eines IT-Mittelständlers aus der Region. Annett Barth berichtete von ihren Erfahrungen in einer Führungsposition, von ihrer persönlichen Rolle sowie dem Prozess der Nachfolge im Familienunternehmen. Prof. Dr. Ulla Meister und Dirk Liebers vom Existenzgründernetzwerk SAXEED organisierten die Veranstaltung und führten durch den Abend.
Lieber Unternehmerin sein
„Jura war mir zu langweilig, ich musste unter Menschen.“ - Mit diesen Worten eröffnete Annett Barth ihren Vortrag. Sie erläuterte, wie sie sich nach ihrem Jurastudium dazu entschied, in das Unternehmen ihrer Eltern einzusteigen, obwohl sie diesen Schritt zuvor kategorisch ausgeschlossen hatte. Um bei der Unternehmensnachfolge von den eigenen Mitarbeitern sowie den Kunden akzeptiert zu werden, sei es ganz entscheidend, dass man im operativen Kerngeschäft des Unternehmens beginnt und Leistung zeigt: „Man ist nicht dadurch definiert, welche Position man innehat, sondern durch das, was man tut!“ So startete sie zunächst nicht als Juniorchefin, sondern als Vertriebsmitarbeiterin im Familienunternehmen. Dabei sei das gegenseitige Vertrauen der beiden Unternehmergenerationen der Grundstein für eine erfolgreiche Unternehmensnachfolge gewesen. „Ohne Vertrauen und annährend ähnliche Vorstellung über den weiteren Verbleib der Unternehmung geht es nicht“. Das gelte auch für eine externe Unternehmensnachfolge.
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist eine Herausforderung für beide Geschlechter – und auch für das Unternehmen.
Das zweite große Diskussionsthema war die Rolle von Frauen in der heutigen Arbeitswelt. Es gibt zwar ähnlich viele weibliche Akademiker wie männliche, aber nur ein Drittel der Frauen ist später in einer Führungsposition tätig. Gendervielfältigkeit hat für Barth eine ganze Reihe von Vorteilen: In gemischten Teams gibt es weniger extreme Entscheidungen, Männer und Frauen gleichen ihre Meinungen einander an und handeln somit objektiver. Frauen seien zudem häufig kommunikativer und die besseren Beobachter. Wohingegen Männer sich manchmal besser durchsetzen können. "Die Mischung macht's!" Um die Vereinbarkeit von Familie und Arbeit für die Mitarbeiter möglich zu machen, setzt Annett Barth zudem auf flexible Arbeitszeitmodelle und führt mit allen Mitarbeitern individuelle Gespräche über ihre berufliche und private Situation. Sie zeigte am eigenen Beispiel, wie sich Frauen und Männer unabhängig von den klassischen Rollenbildern entgegenkommen können: „Bei meinem Sohn habe ich die Elternzeit gemacht, bei meiner Tochter mein Mann. Wenn man selbst etwas vorlebt, fällt es den Mitarbeitern leichter“.
Wer nicht als Unternehmerkind geboren wird, kann sich trotzdem in einer Gründung verwirklichen!
Ziel der Veranstaltung war es, Studierende und Lehrende der Hochschule für das Thema Gründung, Unternehmertum und Nachfolge zu begeistern. Hinzu kam diesmal, dass die Unternehmerin Annett Barth aus der Sicht eines Beschäftigungsverhältnisses und der Perspektive einer Geschäftsführerin sprach - für die Studierenden eine gute Orientierungshilfe für die eigene Gründungs-Entscheidung nach dem Studium.
Um Gründungsinteressierte zu beraten, zu fördern und zu begleiten, arbeitet die Hochschule Mittweida mit der TU Chemnitz, der TU Bergakademie Freiberg und der Westsächsischen Hochschule Zwickau im Verbundprojekt SAXEED zusammen. Das Mittweidaer Existenzgründerteam unterstützt Akademiker - Studierende, Absolventen und wissenschaftliche Angestellte - auf dem Weg in die Selbständigkeit. Viele der in der Vergangenheit betreuten Gründungsprojekte konnten ihre Selbständigkeit behaupten.
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