In der siebten Veranstaltung der öffentlichen Ringvorlesung der Hochschule Mittweida fragte der Mittweidaer Bioinformatiker Prof. Dirk Labudde am vergangenen Mittwoch nach „Utopie oder Realität? Kommissar Computer – Ermittlungsergebnisse auf Knopfdruck“ und gab damit einen Einblick in die spannende Welt der digitalen Forensik.
Gesammelte Daten im Internet enthalten Informationen, die Wissen über die Nutzer liefern können – auch über solche Zeitgenossen, die das Internet für die Vorbereitung von Straftaten nutzen. Wir hinterlassen alle digitale Spuren in Browserverläufen, aus denen Nutzerprofile generierbar sind. Dies ist bereits eine bekannte Methode des Handels, um individuell angepasste Profile von potentiellen Käufern zu erstellen. Auch in der Kriminalistik liefern die gespeicherten Daten zahlreiche Informationen zur Person hinter dem Bildschirm. Relevant sind hier vor allem Nachrichtenverläufe mit Kontakten, aus denen mittels Text Mining Korrelationen von Personen, Orten und Ereignissen aufgedeckt werden können. Text Mining sind Verfahren zur statistischen Analyse von Texten, sodass die anfallenden Massendaten (BigData) anhand vorhandener Ähnlichkeiten in Kategorien/Cluster geteilt werden können. Daraus wird eine Ontologie (Netzwerk der begutachteten Person) mit dazugehörigen Semantiken (einzelne Bedeutung einer jeden Person in diesem Netzwerk) erstellt. Das ist im Prinzip nichts anderes, als eine – mit Stecknadeln und Fäden uns aus Krimis bekannte – Aufstellung von Personen und deren Beziehungen zueinander. Die Möglichkeiten des Text Mining gehen dabei sogar noch weiter, indem mittels sogenannter Sentiment Detection auch Stimmungen in Texten analysiert werden können, die wiederum Aufschluss über eine begangene oder geplante Straftat geben können.
Doch löst der Computer tatsächlich die traditionelle Kriminalistik ab und übernimmt die gesamte Ermittlungsarbeit? (Noch) nicht. So ist die Informationsdichte von digitalen Daten zwar immens, aber der Bezug zur Realität ist nach wie vor essentiell zur tatsächlichen Aufdeckung von Straftaten. Denn ohne „reale Daten„ (Geständnisse, Zeugenaussagen etc.) kann eine Überführung mit rechtlichen Folgen nicht stattfinden. Außerdem ist die Wissensgewinnung auf Grundlage digitaler Forensik höchst abhängig von der Beschaffenheit der Daten sowie der Interaktion mit Menschen. Kurznachrichten enthalten beispielsweise meist kaum grammatikalische Regeln, dafür aber eine Reihe von Slang und sind somit nur schwer auszuwerten. Somit bleibt der Kommissar Computer (zunächst) eine Utopie, bildet aber schon jetzt eine große und wichtige Unterstützung für Kriminalisten im Zuge der fortschreitenden Technisierung, durch dessen Einsatz die Ermittlungsarbeit innovativ verbessert wurde.
Auch ohne Arbeit Einkommen gesichert
Seit Anfang der 80er Jahre wird in (West-)Deutschland, aber auch in der Schweiz, Spanien oder Argentinien die Forderung nach einem solchen Grundeinkommen diskutiert oder erhoben. Im Prinzip geht es dabei um die Korrektur der Sozialsysteme durch eine Sicherung des Existenzminimums ohne Arbeitszwang bzw. ohne Sanktionen und Bedürftigkeitsprüfung. Diese Sicherung für alle soll die Freiheit ermöglichen, ohne materiellen Druck und ohne Zwang zur Lohnarbeit soziale Phantasie und wirkliche Innovation zur Umgestaltung gesellschaftlicher Verhältnisse zu erproben und zu leben. Die Ideen und Modelle wird Prof. Wolfgang Scherer zur achten Ringvorlesung mit dem Titel „Lohn ohne Arbeit - Bedingungsloses Grundeinkommen für alle?!“ vorstellen.
Diese nächste Vorlesung findet am Mittwoch, dem 18. Mai, um 18:15 Uhr im Hörsaal 39-041 (Peter Schütt Hörsaal) im Zentrum für Medien und Soziale Arbeit (Bahnhofstraße 15) statt. An der linken Gebäudeseite ist ein barrierefreier Zugang.