Sport transportiert Werte und Ideale. Auch das macht seinen hohen gesellschaftlichen Stellenwert aus. Sport hat das Potential zu verbinden und zu integrieren, zu erziehen und präventiv zu wirken. Diesem Fairplay-Gedanken stehen jedoch aktuelle Skandale um Korruption, Betrug und Doping gegenüber.
Dieser Wertedebatte und den ethischen Potentialen des Sports widmete sich das dritte Udo-Steinberg-Symposium an der Hochschule Mittweida. Den Auftakt bildete am Montag ein Workshop zum Thema „Duale Karrieren von Spitzensportlern“ mit dem Mittweidaer Professor André Schneider und OSP-Laufbahnberater Andreas Hülsen. Im Mittelpunkt stand die Frage, ob und wie sich Studium oder Beruf mit Hochleistungssport vereinbaren lassen. „Viele Sportler beenden ihre sportliche Karriere wenn sie den Ausbildungsweg für ihre berufliche Zukunft beginnen“, so Schneider. Hier setzen spezielle Studien- und Beratungsprogramme wie das der Hochschule Mittweida an. Als Partnerhochschule des Spitzensports sorgt sie für eine Vereinbarkeit von Studium und Leistungssport.
Die Rolle des Sports für die Gesellschaft
Rektor Ludwig Hilmer eröffnete am Dienstag den zweiten Konferenztag, der ganz im Geiste der Wertedebatte stand. „Ziel ist es, die Werte des Sports in die Gesellschaft zu transportieren“, so Hilmer. Dies wurde auch in der Keynote des DOSB-Ethikpreisträgers Prof. Gunter Pilz zum Thema „Fairplay im Sport“ deutlich, die Dr. Julia Köhler vom Organisationsteam des Udo-Steinberg-Symposiums für den krankheitsbedingt abwesenden Pilz vortrug: Sportvereine leisteten als Wertegemeinschaften einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zum Gemeinwohl, so Pilz. Toleranz, Streitfähigkeit und Regelakzeptanz sollten als Orientierung dienen. Als Antwort auf die Frage nach der Wertekrise im Sport, verwies Pilz auf den DOSB-Präsidenten Hörmann: „Der Sport habe keine Wertekrise, die Krise besteht darin, diese Werte in die Tat umzusetzen.“
Verschiedene Fach- und Praxisvorträge stellten im Laufe des Tages Doping, Sport als Integrationshelfer und die Wertevermittlung im Sport in den Mittelpunkt. Dr. André Körner von der TU Chemnitz und seine Forscher-Kollegen stellten einen motivationalen Ansatz zur Erklärung des Dopings beim Einzelsportler vor. Der Geschäftsführer der DFB-Stiftung Egidius Braun, Wolfgang Watzke, sowie der Vizepräsident des Sächsischen Fußballverbandes, Jörg Gernhardt, berichteten über die Flüchtlingsinitiative „1:0 für ein Willkommen“ und beleuchteten dabei die integrative Rolle des Fußballs mit konkreten Einblicken in ein regionales Projekt. „Auf einem Fußballplatz sehe ich nie Asylanten oder Flüchtlinge, sondern immer nur Fußballer“, so Watzke.
Fairplay aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet
Den Abschluss des Symposiums bildete eine gemeinsame Talkrunde des Udo-Steinberg-Symposium und des Medienforum Mittweida unter der Überschrift „Fairplay in Sport, Politik und Gesellschaft“. Es diskutierten - moderiert von Sportmoderator René Kindermann - Wolfgang Watzke von der DFB-Stiftung Egidius Braun, Dr. Mandy Risch-Kerst von der Kanzlei Eventlawyers, Guido Schäfer von der Leipziger Volkszeitung und die Bahnradfahrerin und Olympiasiegerin Kristina Vogel.
Je nach Profession und Erfahrung hatte jeder Gast seinen ganz eigenen Bezug zum Thema Fairplay im Sport. Mit seiner Erfahrung als ehemaliger Fußballspieler könne Guido Schäfer auch als Journalist die Spieler fair beurteilen. Wolfgang Watzke kommentierte zur Fairness im Fußball: „Es ist wichtig, dass man auch einmal die gegenüberliegende Position einnimmt, um zu erkennen, was Fairness bedeutet. Was man als Spieler als ungerecht ansieht, ist aus der Position des Schiedsrichters meist richtig.“ In juristischer Hinsicht müsse man ebenfalls differenzieren, so Dr. Risch-Kerst. So meinte sie im Zusammenhang mit dem Rechtsstreit nach dem schweren Unfall von Kristina Vogel im Jahr 2009: „Nicht alles, was rechtens ist, ist auch moralisch“. Vogels eigenes Abschluss-Statement zu Fairplay im Sport lautete: „Fairplay ist im hart umkämpften Bahnradsport durch Regeln gegeben, und das ist auch gut so. Wer sich nicht an die Regeln hält, wird disqualifiziert.“
Idealist im Sport: Udo-Steinberg-Dokumentation erschienen
Im Rahmen der Abschlussveranstaltung stellten Rektor Ludwig Hilmer und Dr. Marion Stascheit, Leiterin des Hochschularchivs, die erst am Vortrag erschienene biografische Dokumentation „Zum Leben und Wirken von Udo Steinberg" vor, der von 1895 bis 1900 in Mittweida studierte.
Dreieinhalb Jahre lang recherchierte das Hochschularchiv für das fast dreihundert Seiten starke und mit mehr als 650 Abbildungen illustrierte Werk. Es dokumentiert das Wirken von Udo Steinberg, seine Karriere als Sportler, Redakteur, Ingenieur und (Mit-)Begründer vieler Sportvereine und des Deutschen Fußballbundes (DFB). „Udo war einfach ein Multitalent“, so Stascheit. Rektor Ludwig Hilmer würdigte die aktuelle Bedeutung Steinbergs: „Udo Steinberg steht für Ideale im Sport. Er ist ein Symbol für unsere Hochschule.“
Das Buch ist ab kommender Woche für eine Schutzgebühr von 15 Euro erhältlich in der Kasse der Hochschule Mittweida, im Informationszentrum T9 und im Onlineshop der Hochschule Mittweida.
Fotos: Gerit Weidel