Nahezu jede Straftat ist heute mit etwas Digitalem verbunden: Smartphones und Computer sind auszuwerten, Spuren in sozialen Netzwerken zu sichern, digitale Beweise gerichtsfest zu dokumentieren. Viele Delikte haben sich aber auch ganz in das Internet verlegt, richten sich gegen IT-Systeme - oder nutzen sie. Die jüngsten Hackerangriffe auf Router im Netz der Deutschen Telekom sind da nur die prominente Spitze eines sprichwörtlichen Eisbergs.
Nicht nur die Anzahl der Straftaten steigt, sondern auch der Aufwand bei deren Begehung So haben es Ermittler mit immer weiterwachsenden Datenmengen zu tun und die Verantwortlichen für die IT-Sicherheit von Unternehmen und anderen Organisationen stehen vor der wachsenden Herausforderungen bei der Abwehr von Cyber-Attacken.
Diese Entwicklung verlangt sowohl eine neue und tiefgehende Art der Qualifizierung von Polizeibeamten, die in Ermittlungsgruppen zum Phänomenbereich Cybercrime eingesetzt sind, als auch die Qualifizierung von entsprechenden IT-Spezialisten privater Unternehmen oder deren Dienstleister. Hier hat sich inzwischen ein wichtiger Wirtschaftszweig entwickelt. Für die Weiterbildung von Experten in allen diesen Berufsgruppen und Tätigkeitsfeldern hat die Hochschule Mittweida einen neuen Studiengang maßgeschneidert: IT-Forensik/Cybercrime.
Ganz besondere "Erstis"
22 Frauen und Männer begegnen der Qualifizierung-Herausforderung und begannen in diesem Wintersemester an der Hochschule Mittweida mit dem Studium im Studiengang IT-Forensik/Cybercrime. Nicht nur für die „Erstsemester“ ist das ein neuer Schritt, auch für die Hochschule, denn sie hat den Studiengang in diesem Jahr zum ersten Mal angeboten. Die berufsbegleitende Durchführung bringt es mit sich, dass die „Erstis“ dieses Studiengangs nicht frisch vom Abi kommen, sondern durchweg gestandene Frauen und Männer sind, die bei der Polizei oder in privaten Sicherheitsfirmen arbeiten. Das Studium machen sie „nebenher“ über Lehrbriefe, eLearning, Videovorlesungen - und an zehn Präsenztagen pro Semester.
Weiterbildung für Spezialisten
Eine der „Erstis“ ist Sandra Nordmann aus Sondershausen (Thüringen). Die 39-jährige Justizsekretärin war schon als Berufssoldatin im IT-Bereich eingesetzt. Mit dem Studium in Mittweida will sie vorhandenes Wissen im juristischen Bereich mit neuem Wissen im IT-Sektor kombinieren. Der Fernstudiengang bietet ihr die Möglichkeit, in Vollzeit berufstätig zu sein.
„Nach erfolgreichem Abschluss des Studiengangs möchte ich einer Behörde als Cybercrime-Expertin tätig sein und dazu beitragen, Fälle auf diesem Gebiet aufzuklären“, so das Ziel von Sandra Nordmann.
Jörg Seifert ist 52 Jahre alt und damit einer der ältesten Studienanfänger in Mittweida, aber einer, der schon in den 1980er Jahren ein Technikstudium an der damaligen Ingenieurhochschule Mittweida absolviert hat und „von der soliden Ausbildung bis heute profitieren konnte - davon fast 25 Jahre bei einem IT-Konzern“. Zum „Wiederholungstäter“ machen ihn die guten Erfahrungen mit der Hochschule Mittweida und neue Herausforderungen von Industrie 4.0, Big Data und Social Media. Große Chancen sieht Seifert hier, gleichzeitig möchte er den Risiken für Privatpersonen und Unternehmen mit aktuellem Wissen begegnen.
„Wir haben den Studiengang in enger Zusammenarbeit mit dem Bundeskriminalamt, dem Bund deutscher Kriminalbeamter (BdK) und mit mehrjährigen Erfahrungen in der forensischen Weiterbildung entwickelt“, betont Studiendekan Professor Christian Hummert. Module wie Mobilfunkforensik, Cybercrime, Cloud Forensik, Hacking/Angriffsanalyse oder Forensik in Datenbanksystemen sind Beispiele für die konsequente Anwendungsorientierung. Auf Grundlagenfächer wie Mathematik wird verzichtet. Mathematische Inhalte werden stattdessen dort vermittelt, wo sie gebraucht werden. "Das Studium vermittelt zudem anschlussfähiges Wissen, das neugierig und fähig macht, sich ständig weiterzubilden.“
Das Studium schließt nach acht Semestern mit dem staatlichen Bachelor of Science oder nach nur drei Semestern mit einem staatlichen Zertifikat ab.
Informationen zum Studiengang und Kontaktdaten der Ansprechpartner hier: www.hs-mittweida.de/cybercrime