Marion ist 44 Jahre alt und arbeitet als Ärztin. Sie fühlt sich außerdem zu Frauen hingezogen, aber das weiß bei der Arbeit niemand. Und das ist auch besser so. Neulich war sie dabei, als sich einige ihrer Kolleginnen abfällig über eine lesbische Kollegin geäußert haben. „Ist doch klar, dass sie lesbisch ist. So wie DIE aussieht!“ Deshalb behält Marion ihre sexuelle Neigung lieber für sich.
Marions Geschichte ist eine von zwanzig in der Ausstellung „Ach, so ist das?!“ - zwanzig Geschichten vom alltäglichen Lebens der sogenannten "LGBTI" (engl. Abkürzung für Lesben, Schwule, Bi-, Trans- und Intersexuelle) und von den Problemen und Vorurteilen, mit denen sie häufig konfrontiert sind. Die Ausstellung ist seit Dienstag im Zentrum für Medien und Soziale Arbeit der Hochschule Mittweida zu sehen. Im Mittelpunkt steht die Frage: Welche Schwierigkeiten erleben Menschen, wenn sie eine sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität leben, die nicht der Mehrheit entspricht? „Es freut mich, dass wir eine solche Ausstellung hier an der Hochschule machen können. Das ist ein Thema, über das immer noch zu wenig gesprochen wird“, so Gudrun Ehlert, Dekanin der Fakultät Soziale Arbeit.
Für Peggy Gruna, Mitarbeiterin der Fakultät Soziale Arbeit, ist die Ausstellung im Zuhause der Fakultät Soziale Arbeit am richtigen Ort: "Im Studiengang Soziale Arbeit sind auch Geschlechterverhältnisse Bestandteil der Lehre. Und über die Lebenswelten von Menschen wird an der Fakultät vielfältig geforscht. Sie sind auch oft Gegenstand von Bachelor- oder Masterarbeiten. Im Sinne der sogenannten 'Dritten Mission' von Hochschulen finden wir es ebenso wichtig, dass es einen Transfer aus der Wissenschaft in die Gesellschaft und das Leben der Menschen gibt. Die Ausstellung ist ein gutes Instrument dafür. So kann sich jeder auf eine unkomplizierte Art, Gedanken machen."
Die Entstehung der Comics
Hinter den Bildern der Ausstellung steckt die Künstlerin Martina Schradi. Sie sammelt wahre Geschichten über "LGBTI" und verpackt diese in kleine Comics. Themen sind unter anderem das „Outing“ in der Schule, geschlechtstypische Erwartungen sowie Erfahrungen mit Diskriminierung. Vorurteile, Mobbing, selbst Übergriffe sind für Menschen an der Tagesordnung, die nicht den scheinbar üblichen Lebensweisen und Körperlichkeiten zuzuordnen sind. Die Idee zu den Comics habe Martina Schradi beim Kaffeetrinken mit ihrer besten Freundin gehabt. „Wir sprachen über verschiedene Erfahrungen in unserem Freundeskreis und fragten uns dann; warum nicht all diese Erfahrungen in etwas Anschauliches verpacken, damit es auch andere Menschen verstehen können? Diskriminierung entsteht oft durch Unkenntnis. Das Projekt soll einen Beitrag leisten, das zu ändern.“
Daraus wurde eine Wanderausstellung, die nun zum 16. Juni auch in der Hochschule Mittweida zu sehen ist.
Verständnis und Sympathie für die Betroffenen
Die Fakultät Soziale Arbeit zeigt die Ausstellung in Zusammenarbeit mit dem Verein „different people e.V.“ in Chemnitz, einer Anlaufstelle für Menschen mit unterschiedlichen Lebens- und Liebesrealitäten. Eunike Zobel, Projektkoordinatorin für Bildungsarbeit des Vereins, zum Ziel der Ausstellung: „Stellen Sie sich bei jedem Comic vor, wie es wäre, wenn Ihnen so etwas passieren würde."
Am Ende solle jeder Besucher über die Geschichten nachdenken und dann mit einem Nicken sagen: „Ach....SO ist das!“
Weitere Informationen zur Ausstellung hier
Die Ausstellung ist noch bis zum 16. Juni montags bis samstags im Zentrum für Medien und Soziale Arbeit der Hochschule Mittweida, Bahnhofstr. 15, zu sehen.