Von Brahms bis Rammstein – die „Gesungene Vielfalt“ war am gestrigen Mittwochabend die Überschrift der Auftaktveranstaltung zum großen Jubiläumsfest der Hochschule Mittweida. Etwa fünfhundert Besucher kamen zum zweistündigen Konzert der beiden Chöre aus Edmonton in Kanada und Mittweida in die Evangelische Stadtkirche „Unser lieben Frauen“. Dem Konzert folgten auch über eintausend Menschen im Livestream im Internet und via Facebook, darunter viele Zuschauer aus dem Ausland.
Vielfalt der Stimmen, Vielfalt der Nationen und Hautfarben, Vielfalt der Genres und Epochen – das zweistündige Konzert hielt, was die Überschrift versprach und war so gleich mehrfach Symbol für das Geburtstagskind Hochschule Mittweida, das schon in den Anfangsjahren viele Studenten aus dem Ausland anzog und sich heute weltoffen und mit Partnern in aller Welt präsentiert.
Eine dieser internationalen Partnerschaften machte das Konzert gestern möglich: Seit 2014 arbeitet die Hochschule Mittweida mit der kanadischen Concordia University of Edmonton (CUE) zusammen, tauschen Wissenschaftler und Studenten aus. Vor 94 Jahren als College der Lutheran Church-Missouri Synod gegründet ist die CUE heute eine unabhängige Hochschule in der Hauptstadt der kanadischen Provinz Alberta. Etwa zweitausend Studierende sind in einem der 45 Bachelor- und Masterstudiengänge eingeschrieben. Der Campus ist ähnlich wie in Mittweida mitten in der Stadt.
Die CUE pflegt ihre lutherischen Wurzeln. So kam es auch dass ihr Konzertchor anlässlich des 500-jährigen Jubiläums nach Deutschland reist und auf seiner Tournee auch zum Hochschuljubiläum in Mittweida auftritt. Unter der Leitung von Dr. Joy Berg haben die 30 bis 40 jungen Sängerinnen ein breites Repertoire an Stilen und Genres von alten Traditionen bis in die heutige Zeit mitgebracht. Davon war gestern einiges zu hören, darunter auch die englischsprachige Version von Luthers gesungenem Bekenntnis „Ein feste Burg ist unser Gott“ – „A Mighty Fortress“.
Dr. Julia Köhler, Referentin für Internationales an der Hochschule führte durch den Abend. Gemeinsam mit „Hausherr“ Pfarrer Johannes Grasemann eröffnete sie den Abend und begrüßte auch den zweiten Chor des Abends, der das Konzert internationaler und noch vielstimmiger machte: die Gruppe „VielStimmig“ aus Mittweida, das jüngste Ensemble aus zwanzig Sängerinnen und Sängern des Gemischten Chors unter der Leitung von Thomas Nebel. Die Gruppe begann zunächst zu acht im Wohnzimmer einer Sängerin, bevor die Proben in die Mensa verlagert wurden. „VielStimmig“ steht nicht nur für den mehrstimmigen Gesang, sondern auch für die Vielfalt des Repertoires. Es reicht von Gospel über Rock und Pop zu Jazz.
„Als wir die Gruppe VielStimmig ansprachen, traf die Idee eines gemeinsamen Konzerts mit dem kanadischen Chor sofort auf offene Ohren, und sie zögerte nicht lange mit ihrer Zusage“, so Julia Köhler über das unkomplizierte Arrangement der Zusammenarbeit für die beiden Chöre, die zum Abschluss des Konzerts auch drei Stücke gemeinsam sangen – darunter „Engel“ von Rammstein. Viel Zeit zum gemeinsamen Proben hatten die Chöre nicht, erst am späten Nachmittag lernten sich die Sänger kennen.
Eine Erklärung für den gelungenen gemeinsamen Auftritt gab Julia Köhler: „Die Musik hat eine ganz besondere Eigenschaft, wenn es darum geht, interkulturelle Begegnungen zu ermöglichen und Brücken zu bauen. Musik ist Weltsprache und braucht nicht übersetzt zu werden. Es ist eine Sprache, die wir alle verstehen und die uns alle verbindet, da sie nicht nur die Ohren, sondern auch die Herzen öffnet.“
Abschied
Hochschulrektor Ludwig Hilmer nahm den Abend zum Anlass, sich bei Pfarrer Johanes Grasemann für die gute Zusammenarbeit in den vergangenen Jahren zu bedanken. Nach über 10 Jahren verlässt Pfarrer Grasemann die Hochschulstadt und wechselt nach Riesa. Die Hochschule ist seit vielen Jahren jeweils im Herbst mit der Feierlichen Immatrikulation zu Gast in der Stadtkirche, seit einigen Jahren auch mit den Exmatrikulationsfeiern im Mai und Oktober.
Ausblick
Das Konzert war der Auftakt zu einem Festwochenende, das von Freitag bis Sonntag weiter Vielfalt bietet. Dazu erwartet die Hochschule viele Gäste auf dem Campus und in der Hochschulstadt, darunter den Sächsischen Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich, viele Alumni aus aller Welt sowie Bürgerinnen und Bürger. Es wird ein Fest in der Stadt und mit der Stadt.
Abgesehen von den geschlossenen Veranstaltungen Festakt und Festabend am Freitag präsentieren sich Hochschule und Innenstadt offen für Bürgerinnen und Bürger und mit einem vielfältigen Programm für alle: wissenschaftlich, sportlich, kulinarisch, lustig, historisch, nachdenklich, musikalisch - zum Staunen, Genießen und Mitmachen.
Höhepunkte sind am Samstag zunächst ab 11 Uhr das Udo-Steinberg-Jubiläums-Fußballturnier im Stadion am Schwanenteich – unter anderem mit der Traditionsmannschaft von Dynamo Dresden und weiteren Prominenten. Ab 17 Uhr ziehen beim Festzug, dem „Technikerbummel“, Absolventen, Studierende, Professoren und Mitarbeiter der Fakultäten durch die Stadt und zeigen die Erfolgsgeschichte der Erfindungen und Entdeckungen Mittweidaer Ingenieure und Forscher, darunter so bekannte Namen wie August Horch, Hans Bahlsen oder Friedrich Opel. Das Konzert am Abend ab 20 Uhr mit dem Sound des "Electric Light Orchester (ELO)“ ist zwar ausverkauft, wird aber auf den Technikumplatz unterhalb des Hauptgebäudes der Hochschule übertragen.
Das Konzert findet ebenso wie Festakt und Festabend in der „Queen of Flanders“ statt, dem mit 30 Metern Durchmesser und 12 Metern Höhe größten Spiegelzeit der Welt, das die Hochschule nach Mittweida geholt hat. Es kann am Freitag von 13 bis 16 Uhr von jedermann besichtigt werden. Am Sonntag finden dort unter anderem um 10 Uhr die KinderUni und um 14 Uhr der KinderKlangZauber statt. Am familienorientierten Fest-Sonntag haben zudem von 10 bis 15 Uhr die Geschäfte in der Innenstadt geöffnet.
Das komplette Programm inkl. des Rahmenprogramms auf dem Campus und in der Stadt findet sich unter:
Wie das Konzert gestern werden auch der Festakt, das Udo-Steinberg-Turnier, der Technikerbummel und das ELO-Konzert live im Internet und via Facebook übertragen. Auch auf dem Technikumplatz können die Festbesucher die Veranstaltungen auf einer Großbildleinwand verfolgen.