Wie wirklich ist die Medienwirklichkeit?

Wie wirklich ist die Medienwirklichkeit?

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Der „Dialog Kontrovers“ diskutierte über Glaubwürdigkeit im Journalismus. Nächster Dialog diesen Mittwoch zum Nutzen staatlichen Strafvollzugs.

Prof. Horst Müller und Ine Dippmann diskutierten.<br>Marios Karapanos vom Institut für Kompetenz, Kommu-<br>nikation und Sport (IKKS) der Hochschule Mittweida<br>moderierte (v.l.).

Nachdem beim „Dialog Kontrovers“ schon über die Grenzen wirtschaftlichen Wachstums diskutiert und ein kritischer Blick auf politische und gesellschaftliche Entwicklungen in Sachsen geworfen wurde, stellten die Macher des neuen Diskussionsformats an der Hochschule Mittweida zuletzt zwei nicht minder kontroverse Begriffe in den Mittelpunkt: Unter dem Titel „Lügenpresse und Fake News – wie wirklich ist die Medienwirklichkeit?“ diskutierten am Abend des 3. Mai im Studio B der Hochschule die MDR-Hörfunkjournalistin Ine Dippmann und der Journalist Horst Müller über die Glaubwürdigkeitskrise der Medien. Dippmann ist Vorsitzende des Sächsischen Landesverbandes des Deutschen Journalisten-Verbands (DJV) und Müller lehrt an der Fakultät Medien der Hochschule Mittweida als Professor für Redaktionspraxis.

Interessengesteuert, einseitig, gleichgeschaltet – immer häufiger sehen Journalisten sich mit diesen und ähnlichen Vorwürfen konfrontiert. Das spiegelt sich auch in Zahlen: Nach einer Befragung der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) aus dem Jahr 2015 sagen nur 36 Prozent der Bundesbürger, dass sie Journalisten noch vertrauen. Horst Müller bemerkte dazu, Medienverantwortliche und Journalisten müssten sich „vorhalten lassen, dass die Berichterstattung nicht selten einseitig, überzogen oder unzureichend ist und gelegentlich auch selbstherrlich erscheint“. Also doch alles Lügenpresse? Dem widersprach Müller. Der Begriff sei absurd, historisch besetzt und behindere eine sachliche Auseinandersetzung.

Tendenzen in der Berichterstattung beobachtet auch Ine Dippmann. Sie widersprach aber der These, seriöse Medien wie der öffentlich-rechtliche Rundfunk unterdrückten systematisch bestimmte Themen. Wer glaube, dies geschehe „womöglich auf Geheiß von oben, weiß nichts über die Arbeit dieser Medien und verkennt völlig die Grenzen und Möglichkeiten von Regierungsmacht im liberalen Rechtsstaat Deutschland“, so die Journalistin. In der Folge nahm die Diskussion immer wieder einzelne Aspekte in den Blick, etwa enge Verbindungen zwischen Journalismus und Politik oder die schwierige wirtschaftliche Situation und den Spardruck, der auch in den Redaktionen ankäme und zu Lasten journalistischer Qualität gehe.

Dass mit dem Thema offenbar ein Nerv getroffen wurde, war nicht nur am bis auf den letzten Platz gefüllten Studio B zu erkennen. Mit zahlreichen Fragen und Wortmeldungen beteiligte sich auch das Publikum im zweiten Teil der Veranstaltung rege an der Diskussion.

Der nächste Dialog Kontrovers folgt am Mittwoch, dieser Woche, dem 17. Mai. Thema des Abends ist: "Strafe muss sein - ist aber nutzlos?". Dazu diskutieren Dr. Thomas Galli, Kriminologe und ehem. Leiter JVA Zeithain, und Prof. Dr. Frank Czerner, Professor für Recht in der Sozialen Arbeit an der Hochschule Mittweida.

Eingeladen sind nicht nur Hochschulangehörige, sondern auch interessierte Bürgerinnen und Bürger.

Zeit und Ort: Mittwoch, 17. Mai 2017, 18:00 - 20:00 Uhr, Studio B am Grunert-de-Jácome-Bau (Haus 6) auf dem zentralen Campus der Hochschule, Zugang über Leisniger Straße oder Straße am Schwanenteich. Das Studio B ist barrierefrei zugänglich.

Text: Dr. Gunter Süß
Fotos: Helmut Hammer