Ihre Leidenschaft liegt darin, Wert und Schönheit von Wissen verständlich näher zu bringen. Das macht sie nicht mit langen Texten, unübersichtlichen Tabellen und komplizierten Grafiken - Professor Katy Börner nutzt Karten, um Daten sichtbar zu machen. So entstehen „Landkarten“ des Wissens. Bekannt sind ihr „Atlas of Knowledge“ und der „Atlas of Science“, die die Prinzipien und Vorzüge des “Science mapping” beschreiben.
Katy Börner forscht und lehrt seit zwanzig Jahren in den USA. Im Juli war die Wissenschaftlerin auf Heimatbesuch in Sachsen und dabei auch an der Hochschule Mittweida zu Gast. Geboren in Leipzig studierte sie dort Elektrotechnik, promovierte an der Uni Kaiserslautern. Dann ging sie in die USA, wo die heute Fünfzigjährige Professorin für „Information Science“ an der Indiana University Bloomington (IUB) ist.
Daten sichtbar machen - die Welt verstehen
Katy Börner ist überzeugt, dass im Informationszeitalter die Fähigkeit Datenvisualisierungen zu erstellen und zu interpretieren, genauso wichtig ist, wie Texte lesen und schreiben zu können. Sie hat zu diesem Thema einen Massive Open Online Course (MOOC), den "Information Visualization MOOC" (IVMOOC) entwickelt, der in die theoretischen Grundlagen und praktischen Anwendungen der Datenvisualisierung einführt. Studierende aus über einhundert Ländern haben bereits an diesem Online-Kurs teilgenommen – auch Studierende der Hochschule Mittweida.
Gemeinsam forschen in der alten Heimat
Im Juli kam es nun zu einer „leibhaftigen“ Begegnung von Mittweidaer Studierenden und Professoren mit der renommierten Wissenschaftlerin aus den USA. Der Kontakt entstand über Professor Klaus Liepelt von der Hochschule Mittweida und dessen Kollegen Professor Thomas Köhler von der TU Dresden.
Die beiden möchten Katy Börner zu einem längeren Forschungsaufenthalt nach Sachsen holen, in dem auch eine Zusammenarbeit mit der Hochschule Mittweida vorgesehen ist. Der Besuch am 11. Juli diente so zum Kennenlernen der Hochschule und zu ersten Gesprächen über die mögliche Zusammenarbeit in Forschungsprojekten.
Den Auftakt am Vormittag bildete ein Besuch in der Fakultät Medien. Am Nachmittag gab zunächst Heike Höhne Einblicke in die Erfahrungen mit dem IVMOOC von Katy Börner in der Lehre an der Hochschule Mittweida. Heike Höhne hatte im vergangenen Jahr Masterstudierende bei der Teilnahme am Kurs begleitet, der auch künftig weiter an der Hochschule eingesetzt werden soll.
Den Abschluss von Börners Besuch bildete ein Forschungskolloquium, das zum einen Studierenden und Professoren aus Mittweida Einblicke in die Forschung von Katy Börner gab und zum Austausch animieren sollte. Zum anderen konnte der Gast aktuelle Forschungsprojekte kennenlernen und so Anknüpfungspunkte für gemeinsames Forschen identifizieren, die schon bald zu einem Austausch von Doktoranden mit der IUB führen sollen.
Neben Katy Börner, die umfassende Einblicke in die Datenvisualisierung und den Wert von Karten für die Wissenschaftskommunikation gab, präsentierten drei Wissenschaftler von der Hochschule Mittweida und der TU Dresden ihre Forschungsthemen.
Professor Mark Ritter von der Fakultät Angewandte Computer- und Biowissenschaften der Hochschule Mittweida gab einen Überblick zur strukturellen und inhaltlichen Analyse von Bild- und Videomaterialien in der Medieninformatik. Von der Fakultät Medien präsentierte Rika Fleck M.Sc. Ansätze zur Visualisierung in Form von Bewegtbildern, die sich im Rahmen der Lehre einsetzen lassen. Franziska Günther M.A. von der Dresdener Forschungsgruppe um Professor Köhler stellte das Forschungsprojekt „MOVING - TraininG towards a society of data-saVvy inforMation prOfessionals to enable open leadership Innovation“ vor, das sich unter anderem mit Wegen zum einfachen Umgang mit großen Datenmengen beschäftigt.
Zum Mittweidaer-Vortrag "MOOC and more" von Katy Börner (als pdf) hier. Weitere Informationen über Katy Börner mit Links zu ihren Veröffentlichungen hier
Fotos: Helmut Hammer (1, 2, 4, 5, 6), Julia Köhler (3, 7).