Die Kompetenz der Mittweidaer IT-Forensiker wird inzwischen von vielen Strafverfolgungsbehörden und Staatsanwaltschaften in Mitteldeutschland und darüber hinaus genutzt und geschätzt. Weiterbildungsmaßnahmen und Studienangebote im Bereich Cybercrime sind die Antwort auf den wachsenden Bedarf an Spezialisten in den Behörden. Kooperationen, die auch die Unterstützung durch die Experten aus Mittweida in konkreten Ermittlungsfällen einbeziehen, bestehen bereits mit den Bundesländern Sachsen und Thüringen. Gespräche über weitere Kooperationen werden mit Niedersachsen und Hessen geführt.
In der zurückliegenen Woche konnte sich nun auch Bundesinnenminister Thomas de Maizière einen Eindruck von der anwendungsnahen Forschung im Bereich IT-Forensik/Cybercrime an der Hochschule Mittweida verschaffen. Bei seinem Besuch am Dienstag lernte er die Wissenschaftler, ihre Labore und Projekte kennen, darunter auch aktuelle Arbeiten von Nachwuchsforschern.
Beispielhafte Einblicke in die moderne Kriminalitätsbekämpfung
Professor Dirk Labudde stellte in den neuen Seminar- und Laborräumen im Grunert-de-Jacome-Bau seine Forschungs-Gruppe „Forensic Science Investigation Lab (FoSIL)“ vor und gab einen Überblick über das Weiterbildungs- und Studienangebot, das in den vergangenen Jahren von ihm und seinen Kollegen an der Fakultät Angewandte Computer- und Biowissenschaften ausgebaut wurde und sich seitdem erfolgreich behauptet.
Beispielhafte Einblicke in die Anwendung IT-gestützter Verfahren im Bereich der Kriminalitätsbekämpfung gaben im Anschluss die Kurzvorträge „Neue Ansätze für die Bekämpfung von Wirtschaftskriminalität: Nutzung von Social Bots zur Marktmanipulation“ von Hanna Siewerts, die „Darstellung der 3D-Rekonstruktion von Tatorten und Tathergängen“ am Beispiel realer Fälle“ durch Professor Labudde und Steffen Grunert, die „Computergestützte Altersbestimmung von Blut“ von Tommy Bergmann und schließlich die Livepräsentation der Eigenentwicklungen „MoNA/SoNA“ als Anwendungsbeispiel von Text Mining in der Digitalen Forensik durch Michael Spranger und Professor Labudde.
„SoNA und MoNA“ stehen für „Social und Mobile Network Analyzer“. Die Software ermöglicht die gezielte semantische Analyse sozialer Netzwerke wie Facebook oder von Kurznachrichten (SMS und WhatsApp). Die Ermittlungsarbeit bei der Aufklärung von Verbrechen oder zu deren Verhinderung wird damit erheblich effizienter.
Beim anschließenden Rundgang durch die weiteren Labore der Forensik demonstrierte Michelle Stebner, Studentin im 6. Semester des Studiengangs „Allgemeine und Digitale Forensik“, welche Daten moderne Autos über ihre Fahrer sammeln und wie die dafür verbauten elektronischen Systeme von außen manipuliert werden können. Michelle Stebner beschäftigt sich in ihrer Bachelorarbeit mit diesem im Umfeld der zunehmenden Vernetzung und Automatisierung von Fahrzeugen immer wichtiger werdenden Thema. Betreut und unterstützt wird sie dabei von Professor Christian Hummert, Kollege von Professor Labudde in der Mittweidaer IT-Forensik.
Kooperationen für mehr Kompetenz
Der Besuch des Bundesministers zeigt sowohl die Bedeutung der angewandten Forschung in Mittweida als auch die inzwischen große Bedeutung des Themenfelds IT-Sicherheit/Cybercrime auf politischer Ebene. Dazu kommen in jüngerer Zeit auch konkrete Maßnahmen zur Erhöhung der Kompetenz staatlicher Stellen und der Wirtschaft auf diesem Gebiet.
In diesem Zusammenhang steht ein weiteres Ereignis für die Hochschule Mittweida in den kommenden Wochen: Am 20. September wird mit dem Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie (SIT) in Darmstadt das gemeinsame „Lernlabor Internetsicherheit und Forensik“ an der Hochschule Mittweida offiziell eröffnet.
Die bereits im Herbst vergangenen Jahres angebahnte Zusammenarbeit mit den IT-Forensik-Spezialisten der Hochschule Mittweida umfasst neben der Entwicklung von Weiterbildungsangeboten für Einsteiger und Experten auch eine aktive Forschung in ausgewählten Bereichen der digitalen Forensik.
Rektor Ludwig Hilmer freut sich über die Partnerschaft mit Fraunhofer: "Nachdem wir in IT-Ausbildung und in Kooperation mit staatlichen Stellen Marktführer in Deutschland sind, bringt uns das auch in der Forschung weiter voran."