Während sich vor dem Herbert E. Graus Studio im Zentrum für Medien und Soziale Arbeit bereits die Zuschauer tummeln, herrscht im Studio und hinter den Kulissen rege Betriebsamkeit. Was ein wenig nach Hektik aussieht, hat System, denn jeder der Beteiligten hat seine Aufgabe: zum Beispiel schnell noch die Mikrofone der Künstler checken, überprüfen, ob der Ton stimmt, und ob alle Verantwortlichen auf Position sind.
Trotz einiger Erfahrung ist die Produktion einer Live-Show für die Medienstudenten der Hochschule Mittweida immer etwas ganz Besonderes – vor allem, wenn es sich bei der Show um ein Finale handelt und als Livestream übertragen wird. Doch selbst die Profis vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk trauen den Studierenden in Mittweida einiges zu. So geschehen in der vergangenen Woche bei der Produktion des MDR Sputnik Slamedy Finales 2017.
Insgesamt neun Slamedys, eine Mischung aus Poetry Slam und Comedy, haben die Studierenden aus den dritten und fünften Semestern der Studiengänge Medienmanagement und Media and Acoustical Engineering in diesem Jahr bereits live für den MDR produziert. "Projekte, die nicht nur für die Studierenden, sondern auch für die Dozenten einzigartig sind", verrät der verantwortliche Professor für Bewegtbildproduktion Christof Amrhein.
„Durch die Zusammenarbeit mit dem MDR haben wir die Möglichkeit, unsere Studierenden relativ schnell in ein professionelles Produktionsumfeld zu führen. Das geht natürlich nicht auf Knopfdruck, sondern bedarf eines langen Vorlaufs. Alles, was wir in der Lehre machen, bereitet die Studierenden auf solche Live-Produktionen vor. Wir sprechen in Modulen über visuelle Kommunikation, über Gestaltung, über Regie, Kamerakonzepte und den Aufbau von Dispositionen. Das alles trägt dazu bei, dass die Studierenden in den letzten Semestern in der Lage sind, derartige Live-Shows zu produzieren", führt Amrhein weiter aus.
Eine Win-Win-Situation
Seit über zwei Jahren kooperiert hier die Hochschule bereits mit dem MDR. Für beide Institutionen ist die Zusammenarbeit eine Win-Win-Situation. Während der MDR zum Beispiel neue Erfahrungen über moderne Ausspielwege gewinnt, profitiert die Hochschule besonders von den Kontakten des Senders. So konnten bereits bekannte Künstler wie Alice Merton (“No Roots”), LOTTE (“Auf beiden Beinen”) und zuletzt Tom Gregory (“Run to You”) im Mittweidaer TV-Studio auftreten.
Auch weitere Projekte und Kanäle der Hochschule wie das Campusfestival und 99drei Radio Mittweida profitieren von der Kooperation. Kanalübergreifendes Arbeiten heißt hier das Zauberwort. “Das Radio-Team der Hochschule interviewt die Künstler für den Hörfunk. Gleichzeitig zeichnen wir die Interviews auf und verwenden sie für unseren Kanal bei YouTube. Die Hochschule hinterlässt so auf verschiedenen Kanälen einen Fingerabdruck, und das ist wichtig für das Image.“
“LateLine” gab den Anstoß
Der Ursprung der Kooperation zwischen Hochschule und MDR liegt im Jahr 2015. „Wir haben damals die Comedyshow LateLine mit Ingmar Stadelmann in unserem TV-Studio und mit unseren Studierenden produziert. Damals kamen lediglich der Regisseur, ein Tontechniker, ein Aufnahmeleiter und der Moderator vom Sender selbst. Den Rest haben unsere Studis allein produziert. Und das live und real fürs Fernsehen“, so Amrhein, der weiter gesteht: „Ich glaube, ich selbst war der einzige, der damals Bammel vor der Produktion hatte. Ich vermute die Studierenden wussten zu diesem Zeitpunkt gar nicht, was es heißt, live ins Fernsehen zu übertragen.“
Heute kennen die Studierenden diese Situation und die Produktion von Live-Sendungen ist zu einem festen Bestandteil der Studiengänge Medienmanagement und Media and Acoustical Engineering geworden. Eine wichtige Zusammenarbeit, betont Amrhein, der darauf hinweist, dass die Umsetzung einer Live-Sendung für einen Studiengang allein nicht zu stemmen sei. Für ihn und seinen Kollegen und Hörfunk-Experten Prof. Mike Winkler ist es darum auch besonders wichtig, aus beiden Studiengängen ein Team zu formen.
„Wenn wir im dritten Semester mit der Ausbildung für Live-Produktionen beginnen, sind sich Akustiker und Manager noch fremd. Ein Jahr später im fünften Semester ist ein echtes Team entstanden, das gemeinsam an Lösungen arbeitet. Medienproduktionen sind immer ein Gemeinschaftswerk. Das wollen wir den Leuten mitgeben.“
Während der zahlreichen TV-Produktionen wächst das Team laut Christof Amrhein übrigens nicht nur fachlich, sondern auch menschlich. “Bei Live-Übertragungen sind Fehler sofort sichtbar, Studierende müssen auf den Punkt liefern und lösungsorientiert denken. Es ist schön zu sehen, wie sich diese Fähigkeiten über die Semester hinweg entwickelt haben.“
Leipziger entscheidet Slamedy Finale für sich
Rund 200 Zuschauer im Studio und viele Weitere bei Facebook Live konnten sich beim MDR Sputnik Slamedy Finale selbst davon überzeugen, wie hervorragend die Medienstudenten der Hochschule Mittweida Live-Übertragungen mittlerweile beherrschen.
Schlussendlich ging aus insgesamt sieben Finalisten, die sich im Jahresverlauf durch Vorrunden qualifiziert hatten, der Slammer Malte Rosskopf als Sieger hervor. Mit seinen je drei minütigen Texten über das Kennenlernen und über Beziehungen mit Frauen konnte der Leipziger zunächst die Jury im Studio und später auch die Zuschauer von sich überzeugen. Dafür gab es von Moderatorin Franziska Wilhelm den begehrten MDR Sputnik Slamedy Pokal.
Und wie geht es jetzt weiter? Prof. Christof Amrhein blickt mit einem lachenden und mit einem weinenden Auge auf seine Schützlinge und die Slamedy-Saison 2017. Die meisten seiner Studenten muss der Experte für Bewegtbild im Januar ins Praxissemester entlassen. Zuvor steht jedoch eine weitere, diesmal hochschuleigene TV-Produktion an. „Den Namen kann ich noch nicht verraten. Das Ganze findet aber am 25. Januar im Fernsehstudio statt. Man darf gespannt sein.”