Praxisnahes Lernen – und damit auch praxisnahes Lehren – gehören zum Wesen einer Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Dass man über Wesentliches auch nachdenken und reden muss, zeigte der „Tag des praxisnahen Lernens“ an der Hochschule Mittweida am 10. Januar.
Die Veranstaltung im Zentrum für Medien und Soziale Arbeit am vergangenen Mittwoch war dabei selbst Teil eines praxisnahen Studienprojekts: Elf Studierende im dritten Semester der Fachrichtungen Maschinenbau sowie Immobilienmanagement und Facilities Management organisierten den Tag im Rahmen eines Projektmanagement-Seminars mit ihrer Dozentin Claudia Hösel.
Bei der Eröffnung schlug Hösel die Brücke vom Lernen zum Lehren: „Die Planung dieser Veranstaltung hat bei den Lernenden zu einem Erfahrungszuwachs geführt, der in einem rein theoretischen Wissenserwerb in dieser Form nicht möglich gewesen wäre. Praxisnahes Lernen - insbesondere in studentischen Projekten - sind daher ideale Lernumgebungen, um die im beruflichen Kontext geforderten Schlüsselkompetenzen zu entwickeln. Denn Verantwortung zu übernehmen, erfolgreich im Team zusammenzuarbeiten und sich selbst zu managen - das lernen Studierende nicht im Frontalunterricht sondern im direkten Erfahren und sich selbst Ausprobieren.“
Wie gut die Hochschule Mittweida hier aufgestellt ist, zeigten im Folgenden Professor Uwe Mahn, Prorektor Forschung, und Professor Horst. Exner, Direktor des Laserinstitut Hochschule Mittweida. Prorektor Mahn verwies unter anderem auf die vielen Kooperationen mit Unternehmen in Forschung und Lehre bis hin zu dualen Studiengängen, die Studieren mit engem Praxisbezug ermöglichen. Professor Exner stellte die international anerkannte Mittweidaer Laserforschung vor, die Studierenden schon früh einen Einstieg in die anwendungsnahe Forschung bietet.
Der weitere Verlauf des Tags des praxisnahen Lernens bot drei Workshops:
„MINT meets GSW – Interdisziplinarität als Schlüsselkompetenz“
Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik (MINT) auf der einen Seite , Geistes- und Sozialwissenschaften (GSW) auf der anderen Seite – aber interdisziplinäre Kooperation wird in zahlreichen Forschungs- und Anwendungsfeldern, wie zum Beispiel "Human-Computer Interaction", immer mehr zum Normalfall. Jedoch vermitteln die wenigsten Studienordnungen Kompetenzen für das Zusammenarbeiten über Disziplinen- und Fakultätsgrenzen hinweg. Im Workshop vermittelte Dr. phil. Andreas Bischof, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Technischen Universität Chemnitz, zum einen, worin Herausforderungen und Kompetenzen für die interdisziplinäre Kooperation bestehen. Zum anderen stellte er Möglichkeiten für die konkrete didaktische Umsetzung des Kompetenzerwerbs für interdisziplinäre Kooperation vor.
„Heterogenität berücksichtigen und Wissen vertiefen. Die Methode des Inverted Classroom“
Im zweiten Workshop stellte Claudia Albrecht von der Evangelischen Hochschule in Dresden die Methode des Inverted Classroom vor, die die gewohnten Aktivitäten innerhalb und außerhalb des Hörsaal vertauscht. Die Möglichkeiten und Potenziale dieser Methode bei der Wissensvertiefung von heterogenen Studierendengruppen wurden vorgestellt und praktische Hinweise für die Umsetzung gegeben.
„Lernergebnisse durch Integration von PC-Übungen und Medienmix“
Der dritte Workshop gab Erfahrungen weiter, die der Workshop-Leiter Dr.-Ing. Volker Wittstock von der Technischen Universität Chemnitz bei der Neugestaltung einer Lehrveranstaltung im Rahmen des Sächsischen Hochschuldidaktik-Zertifikats gemacht hat. Eine neue Herangehensweise an die Lehrveranstaltung „Werkzeugmaschinen-Mechatronik“ war nötig, um Studierenden mit unterschiedlichem Vorwissen über den Einsatz unterschiedlicher Medien sowohl Überblickswissen als auch spezialisiertes Fachwissen zu vermitteln. Ziel war eine höhere Lernmotivation der Studierenden und deren Fähigkeit, gemeinsam interdisziplinäre Aufgaben zu lösen.
Für die Studierenden war die Organisation und Durchführung dieses Projektes eine lehrreiche praktische Herausforderung: „Wir haben so etwas noch nie gemacht. Die Planung und Umsetzung hat jedoch großen Spaß bereitet und wir konnten einiges dazulernen!“
Fotos: Helmut Hammer (1, 2, 4-7, 9), Miriam Kind (3, 8)