Die zweite Veranstaltung der Ringvorlesung am Mittwoch vergangener Woche ging an den „Ursprung“ des Bösen. Dr. Hans Joachim Maaz, Psychiater und Psychoanalytiker, führte vor einem erneut übervollen Hörsaal das Publikum an die „Quelle“ des Bösen. Sie besteht nach Maaz in mangelnder Liebe bzw. in einer mangelnden Beziehungsqualität der Eltern.
Wenn Eltern nicht genügend präsent, emphatisch, feinfühlig, stärkend und ermutigend sind, stattdessen „Muttervergiftung“ oder „-besetzung“, „Vatererpressung“ oder „-flucht“ in den frühkindlichen Beziehungen dominieren, dann erfahren Kinder „das Böse“. Böse Erfahrungen werden in der Regel weitergegeben und können nicht nur in Krankheit münden sondern auch zu gesellschaftlichen Pathologien führen.
So spann Maaz seine Zeitdiagnose des Bösen von familiären Beziehungsmustern hin zur Normopathie im Nationalsozialismus oder auch zur Normopathie unserer Tage - als das falsche Leben in einer narzisstischen Gesellschaft. Wenn die Fehlentwicklung des Einzelnen zu einem Massenphänomen wird, dann erscheine „falsches Leben“ als Norm. Mit unterschiedlichem Vorzeichen sei hier ein Mechanismus am Werk, der die eigenen „bösen“ Impulse leugnet und abspaltet und auf Äußeres und Andere projiziert. So wird das Böse „bekämpft“ aber eigentlich verstetigt.
Nächste Vorlesung am Mittwoch dieser Woche: Das Verbrechen - die Freiheit des Bösen?
Verbrechen schockieren und verängstigen uns, doch gleichzeitig geht von ihnen eine grausame Faszination aus. Doch wie entsteht Verbrechen? Ist es Ausdruck der Freiheit - sich alle Rechte herauszunehmen? Oder entspricht es dem Gegenteil unserer Freiheit?
In seiner Reise durch die Geschichte des Verbrechens will Dr. rer. nat. Christian Hummert dem Bösen im Verbrechen auf die Spur gekommen werden. Christian Hummert ist Professor für IT-Sicherheit und Digitale Forensik an der Fakultät Angewandte Computer- und Biowissenschaften der Hochschule Mittweida.
Öffentliche Ringvorlesung im Sommersemester an der Hochschule Mittweida: 13 Veranstaltungen gehen „dem Bösen“ auf den Grund.
Nach 2012, 2014 und 2016 gibt es zum vierten Mal es an der Hochschule Mittweida eine öffentliche Ringvorlesung. Alle zwei Jahre findet sie im Wechsel mit der 2017 erfolgreich gestarteten Veranstaltungsreihe „Dialog kontrovers“ statt. Beide Formate werden vom Institut für Kommunikation, Kompetenz und Sport an der Hochschule (IKKS) organisiert.
In diesem Semester geht es um „das Böse“: Das Böse ist überall. Es scheint uns täglich zu begegnen - in den Nachrichten über Terrorangriffe, Naturkatastrophen, Epidemien, über Amokläufe oder die Unbarmherzigkeit politischer Autokraten, aber auch als Lüge, Betrug und Täuschung im menschlichen Miteinander.
Die einzelnen Vorlesungen gehen dem Bösen über seine vielen Erscheinungsformen hinweg auf den Grund. Dreizehn Vorlesungen mit Referentinnen und Referenten aus unterschiedlichen Disziplinen und Institutionen beleuchten, klären auf – und regen an zum Gespräch. Bürgerinnen und Bürger sind herzlich eingeladen.
Die Vorlesungen finden im Zeitraum vom 21. März bis 20. Juni 2018 immer mittwochs von 18:15 Uhr bis ca. 20:00 Uhr im Zentrum für Medien und Soziale Arbeit der Hochschule Mittweida (Bahnhofstraße 15) statt. Der Veranstaltungsort ist barrierefrei zugänglich. Der Eintritt ist kostenlos.
Ausführliche Informationen zur Ringvorlesung mit allen Terminen und Themen finden sich hier: www.hs-mittweida.de/ringvorlesung
Alle Vorlesungen werden aufgezeichnet und auf dem YouTube-Kanal der Hochschule bereitgestellt. Hier geht es direkt zur Vorlesung von Dr. Hans-Joachim Maaz.