Bitcoins, Kryptowährungen und die Blockchain-Technologie – Begriffe, die jedermann spätestens seit der Bitcoin-Welle Ende vergangenen Jahres schon gehört hat. Dabei versteckt sich hinter der noch jungen Blockchain-Technologie viel mehr, und nur den Wenigsten sind die tatsächlichen Vorteile und Chancen für Wirtschaft und Verwaltung bekannt.
Bereits vor einigen Wochen, vom 5. bis 9. März, trafen sich über 160 Teilnehmer zur Blockchain Spring School an der Hochschule Mittweida, darunter Studierende und Vertreter von Unternehmen aus Deutschland und Österreich.Organisiert wurde die Veranstaltung durch das Blockchain Competence Center Mittweida (BCCM) mit dem Ziel, sowohl Anfängern als auch Blockchain-Experten einen Einblick in die Technologie zu geben und das vorhandene Wissen gezielt anzuwenden.
Für Anfänger und Fortgeschrittene
Die Blockchain Spring School knüpfte mit einer noch größeren Teilnehmerzahl an die im Herbst 2017 veranstaltete Blockchain Autumn School an. Neben zahlreichen Vorträgen von Mitgliedern des BCCM sowie externen Referenten gab es auch dieses Mal wieder vier Praktika, in denen die Teilnehmer das theoretische Wissen direkt am Computer umsetzen konnten. Erneut wurden die Teilnehmer bei diesen Hands-on-Sessions von Mitarbeitern und studentischen Tutoren des BCCM individuell betreut.
Inhaltlich gab es dabei zwei Schwerpunkte: Zum einen erhielten die Teilnehmer grundlegende Erläuterungen zur Funktionsweise von alternativen Distributed Ledger Technologien wie zum Beispiel IOTA, Hashgraph, Hyperledger oder Ripple. Zum anderen befassten sich mehrere Vorträge mit sogenannten Initial Coin Offerings oder kurz ICOs, darunter der des Mittweidaer Finanz- und Risikomanagement-Experten Prof. Dr. Volker Tolkmitt und der Vortrag von Dr. Nina-Luisa Siedler von der DWF Germany Rechtsanwaltsgesellschaft in Köln. Sie thematisierten besonders die aktuell noch unklare rechtliche Handhabung von Token mit bestimmten Funktionalitäten. Neben möglichen Regulierungsansätzen diskutierte man auch die Chancen und Risiken für Investoren. Blockchain-Pionier Christoph Jentzsch erläuterte in zwei Vorträgen die Grundlagen der Ethereum-Blockchain und die Auditierung von Smart Contracts.
Networking und Ideenwettbewerb
Neben der Vermittlung und Vertiefung von Blockchain-Inhalten stand auch das Networking im Fokus der Veranstaltung. So konnten die Spring-School-Teilnehmer beim großen Get-together am zweiten Veranstaltungstag ihre Kontakte in die Blockchain-Szene erweitern und sich mit Gleichgesinnten über die Inhalte austauschen. Am darauffolgenden Abend waren außerdem zahlreiche weitere Blockchain-Enthusiasten beim „Blockchain Meetup Saxony“ zu Gast, dass Dank Initiator Ralf Knoblauch regelmäßig an unterschiedlichen Standorten in Sachsen stattfindet.
Abschluss der Veranstaltung war die Verleihung des 2. Mittweidaer Blockchain-Ideenwettbewerbs. Alle Teilnehmer waren im Vorfeld aufgefordert wurden, möglichst originelle Anwendungsbeispiele für die Blockchain-Technologie zu entwickeln und ihre Ideen einzureichen. Den mit 500 Euro dotierten ersten Preis erhielt Johann Birnik, Schüler am Lessing-Gymnasium in Hoyerswerda für seine Idee einer dezentralen Online-Tauschbörse „Distributed Private Sale“. Gesponsert wurde die Preisverleihung vom Mittweidaer Blockchain-Startup slock.it.
Fortsetzung folgt
Eine Fortsetzung findet die Veranstaltung vom 10. bis 14. September mit der 2. Blockchain Autumn School. Darüber hinaus bietet die Hochschule Mittweida ab dem kommenden Wintersemester den auf dem europäischen Festland ersten Masterstudiengang zur Blockchain-Thematik an: „Blockchain & Distributed Ledger Technologies (DLT)“. Die Bewerbung ist ab sofort möglich.
Forschungseinrichtung und Ansprechpartner zugleich
Das BCCM wurde im Sommer 2017 gegründet und ist ein interdisziplinäres Institut der Fakultät Angewandte Computer- und Biowissenschaften an der Hochschule Mittweida. Die Wissenschaftler des BCCM kommen aus den verschiedenen Fachrichtungen der Hochschule Mittweida, um das Thema Blockchain und Distributed Ledger Technologien nicht nur technisch, sondern auch rechtlich und wirtschaftlich zu untersuchen und weiterzuentwickeln. Das BCCM bündelt diese Kompetenzen und ist Ansprech- und Entwicklungspartner für Institutionen und Unternehmen der Finanz- und Realwirtschaft sowie der Politik und der kommunalen und staatlichen Verwaltung.
Aktuell erarbeitet die Hochschule im Verbund mit der Stadtverwaltung Mittweida sowie der Volksbank Mittweida eG ein Konzept, mit dem sich die Partner um Bundesmittel zur weiteren Erforschung der Blockchain-Technologie und deren Anwendung bewerben. Das Vorhaben mit dem Titel "Blockchain - Schaufensterregion Mittweida" wurde als eines von deutschlandweit 32 Projekten im Rahmen des WIR!-Programms vom Bundesministerium für Bildung und Forschung ausgewählt. Ziel ist es zum Beispiel, Blockchain und Distributed Ledger Technologien in der Dokumentenverwaltung der Kommune einzusetzen.
Weitere Informationen zum Institut finden sich hier.
Foto 1 und 3: Helmut Hammer
Foto 2, 4-6: Georg Sesterhenn