Die Hochschule Mittweida ist ein Ort für Kunst. Zahlreiche der großen Flächen in den Gebäuden bieten sich an für dauerhafte oder wechselnde Präsentationen vornehmlich von Gemälden und Fotografien, gerne auch in großen Formaten. Zum Lichthof im Hauptgebäude als nach wie vor prominentestem Ort für Ausstellungen kamen in den vergangenen Jahren mit dem Zentrum für Medien und Soziale Arbeit und dem Laserinstitut Hochschule Mittweida (LHM) zwei neue auch für die Öffentlichkeit zugängliche Gebäude hinzu, in denen sich Kunst hervorragend zeigen lässt.
Verlängert bis Ende August 2018 sind im Foyer des Laserinstituts auf dem Schillerberg Gemälde von Günther Härtel zu sehen. Die Ausstellung des 1944 im Vogtland geborenen Künstlers steht unter dem Titel „Bewahrung (die Erde blutet)“.
Der Chemnitzer Künstler Ronald Münch (Jahrgang 1972) zeigte bis Anfang Juli im Lichthof des Hauptgebäudes der Hochschule rund 30 Arbeiten unter dem Titel „ist ungezogen sein gelassen?“.
Die Ausstellungen waren Anlass zu einer gemeinsamen Finissage am 2. Juli im Lichthof des Carl-Georg-Weitzel-Baus. Dr. Ursula Zenker von der Stiftung Musik, Kunst, Natur begrüßte zahlreiche kunstinteressierte Hochschulangehörige und Bürger der Hochschulstadt.
Laudator Andreas Manz-Kozár, Schauspieler am Schauspielhaus Chemnitz, stellte die beiden Künstler vor:
„Ronald Münch und Günther Härtel sind im besten Sinne thematische Künstler, die nicht nur über individuelle Spannungen oder zwischenmenschliche Beziehungen nachdenken, sondern darüber hinaus auch auf Spannungen, Fragestellungen und Probleme der Gesellschaft, in der sie/wir leben, reagieren, weil diese sich in ihnen, teilweise schmerzhaft widerspiegeln, prismenhaft brechen und als ungelöste Fragen in ihren Arbeiten wieder auftauchen.“
„Mich reizen Grenzbereiche, das Unfertige, Suchende, in der Kunst wie im Leben.“
Günter Härtel kam auf Umwegen über technische Berufe zur Kunst, obwohl diese schon immer ein Teil seines Interesses war. Nach 1989 entscheidet er sich, sich ganz der Kunst zu widmen, auch durch die Selbsterkenntnis, das ihm das Musische näher und wichtiger ist als das Technische.
Studienaufenthalte führten ihn unter anderem nach Italien, Anatolien und Griechenland.
Günter Härtel interessiert der Schaffensprozess noch mehr als das Ergebnis. Auf die Frage nach der Motivation für seine Arbeit sagte er, er möchte „aufrütteln“, „wach machen“, die Erde zu erhalten.
„Ich male – was ich sehe – und denke“
Ronald Münch kam nach unter anderem einer Maschinenbaulehre im Jahr 1999 zum Studium der Malerei und Grafik an das Institut für bildende Kunst und Kunsttherapie in Bochum, wo er bis 2004 studierte. Danach arbeitete er - teils frei, teils in Anstellung - als Grafiker, Illustrator, Werbegestalter, Restaurator und Fotograf.
Seit 2012 ist er freier Künstler und 2013 eröffnete er sein offenes Atelier, das auch ein Ausstellungs- und Begegnungsprojekt ist. Im vergangenen Jahr wurde er in den Chemnitzer Künstlerbund aufgenommen.
Zunehmend gewinnt neben der Malerei, die Bildhauerei für ihn an Bedeutung. „Mein Antrieb“, sagt Münch, „ist der unbändige Trieb, die unstillbare Sehnsucht den Fragmenten aus Unterbewusstsein, Traum und Wahrnehmung des Realen in ihrem Zusammenhang zu begegnen, das, was es scheinbar nicht gibt, sichtbar zu machen, kenntlich zu machen und so auch zu entängstigen. Bestehende Systeme in Frage zu stellen und neu anzuordnen.“
Laudator Manz-Kozár weiter über die Arbeit beider Künstler: “Diese Fragen und Probleme sind die Grundierung ihres Schaffens. Das erschließt sich vielleicht manchmal erst auf den zweiten oder dritten Blick, auch weil sie sich häufig außerhalb der Gegenständlichkeit, im Abstrakten bewegen. Diese Abstraktion hat aber für mich nie etwas Beliebiges, sondern bei genauerem, eingehendem Betrachten der Arbeiten entstehen durch die Gesamtkomposition der Farben und Formen wiederum im Betrachter Empfindungen, Spannungen und Gefühle, die zur Reflexion, zu Fragen den Anstoß geben. Die Antworten müssen und sollen wir selber suchen.“
Tobias Brunn, Bühnenmusiker am Schauspielhaus Chemnitz, begleitete die Finissage mit teils überraschenden Zwischenspielen am Kontrabass und am Klappenhorn.
Ursula Zenker – Botschafterin der Hochschule Mittweida
Die inzwischen 22 Ausstellungen im Lichthof und im Laserinstitut sind eng mit Dr. Ursula Zenker verbunden.
Sie hat die Entwicklung der Hochschule Mittweida seit 1992 an vielen Stellen entscheidend mitgestaltet. Auch die Ausstellungen organisiert die Kunstfreundin seit vielen Jahren und holt dazu die unterschiedlichsten regional und überregional tätigen Künstler an die Hochschule. Daneben engagiert sie sich als Vorsitzende der Bildungsakademie Mittweida in der Erwachsenenbildung und arbeitet dazu mit zahlreichen Partnern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft in der Region zusammen. Aus diesem Engagement sind an und im Umfeld der Hochschule Mittweida neben den Kunstausstellungen in den vergangenen 25 Jahren zahlreiche weitere Projekte entstanden, wie zum Beispiel die Bürgerakademie Mittweida, das Projekt „Industriegeschichte“, der Career Service oder das sächsische Mentoring-Projekt „Mentosa“.
Für ihr Wirken ist Dr. Ursula Zenker in diesem Jahr als erste mit der Ehrung „Botschafterin der Hochschule Mittweida“ ausgezeichnet worden.
Die nächste Ausstellung an der Hochschule Mittweida wird von Dr. Ursula Zenker und ihrem Team bereits vorbereitet: „Ende September wird es neue Kunstaustellungen geben. Lassen Sie sich überraschen.“
Die Ausstellung von Günter Härtel im Laserinstitut Hochschule Mittweida (LHM) in der Schillerstraße 10 (zu Fuß auch über das Zentrum für Medien und Soziale Arbeit, Bahnhofstraße 15, zu erreichen) ist verlängert bis 31. August zu sehen.
Öffnungszeiten: montags bis freitags jeweils von 8 bis 18 Uhr.