Der Jahreszeit voraus war die Hochschule Mittweida in in der vergangenen Woche: Zur "Blockchain Autumn School" trafen sich bei hochsommerlichem Wetter mehr als 100 Blockchain-Enthusiasten im Zentrum für Medien und Soziale Arbeit der Hochschule, darunter Studierende und Vertreter von Unternehmen aus ganz Deutschland.
Veranstaltungsformat sorgt für Vielfalt
Die Blockchain Autumn School vom 10. bis 14. September bot sowohl Blockchain-Fortgeschrittenen als auch -Anfängern neue Einblicke in die faszinierende Technologie. Neu in der inzwischen dritten Blockchain School an der Hochschule war, dass es für Profis und Neulinge parallele Veranstaltungen gab. Bewährtes und Besonderes dagegen wurde beibehalten: Im Unterschied zu einer klassischen Konferenz sind die Blockchain School-Veranstaltungen zur Aus- und Weiterbildung. Neben Vorträgen und Vorlesungen gab es eine Reihe von individuell betreuten Praktika am Rechner, um Neues direkt am PC umsetzen und vertiefen zu können. Das Highlight dieser Hands-on-Sessions, bei denen die Teilnehmer von Mitarbeitern und studentischen Tutoren des BCCM sowie von Vertretern der Kryptowährung NEM unterstützt wurden, war die Programmierung eines Microkontrollers basierend auf der Ethereum Blockchain.
Die diesjährige Blockchain Autumn School knüpfte erfolgreich an die erste Ausgabe im Herbst 2017 und die Blockchain Spring School im vergangenen März an. 23 Vorträge beleuchteten die Blockchain Technologie, darunter solche von Mittweidaer Dozenten wie Professor Klaus Dohmen und Mario Oettler vom BCCM oder Professor Volker Tolkmitt sowie von zahlreichen externen Experten wie Frank Boberach von der Reisebank AG oder Sascha Dobratz und Johannes Lang-Koetz von T-Systmes MMS. Auch Bundesbank-Vorstandsmitglied Dr. Johannes Beermann gab einen Einblick, welche Potentiale und Risiken die Blockchain-Technologie aus Sicht der Deutschen Bundesbank mit sich bringt. Die Blockchain School bot so Erfahrungen und Knowhow aus verschiedenen Branchen und Blickwinkeln.
Von der Blockchain School zum eigenen Startup
Auch dieses Mal war Christoph Jentzsch vom international agierenden Mittweidaer Vorzeige-Startup Slock.it dabei. In zwei Vorträgen informierte er Anfänger und Fortgeschrittene über Grundlagen und mögliche Weiterentwicklungen der Ethereum Blockchain. In der Startup-Session am Dienstag erhielten drei weitere Startups die Möglichkeit, sich den Teilnehmern der Autumn School zu präsentieren. Von ersten Erfolgen konnten die Gründer der BlockAxs GmbH Fabian Pohl, Marcel Horndasch und Dominik Müller berichten. Die Idee für das Unternehmen entstand im Frühjahr auf der Blockchain Spring School, als sich die drei Gründer dort kennen lernten.
So bot die Blockchain School in Mittweida nicht nur theoretisches Wissen und praktische Übungen, sondern auch wieder die Möglichkeit, sich mit anderen auszutauschen und zu vernetzen. In regelmäßigen Get-togethers zwischen den Veranstaltungen konnten Teilnehmer und Dozenten Kontakte in der Blockchain-Szene knüpfen und erweitern. Das von Ralf Knobloch initiierte „Blockchain Meetup Saxony“ am Mittwochabend mit einem erweiterten Teilnehmerkreis gab Blockchain-Interessierten zusätzlich die Möglichkeit, miteinander über die Technologie und Zukunftsvisionen zu diskutieren.
Blockchain für die Region
Prof. Dr. Alexander Knauer, Mitglied des BCCM, berichtete über die aktuellen regionalen Blockchain-Initiativen im Rahmen des BMBF-Förderprogramms „WIR! – Wandel durch Innovation in der Region“. Hochschule Mittweida, Stadtverwaltung Mittweida und Volksbank Mittweida eG erarbeiten zurzeit ein Strategiepapier, mit dem sich die drei Partner um Bundesmittel zur weiteren Erforschung der Blockchain-Technologie und potentieller Anwendungen bewerben. Das Vorhaben mit dem Titel „Blockchain-Schaufensterregion Mittweida“ wurde dafür bereits als eines von 32 regionalen Projekten in Ostdeutschland ausgewählt
Ideenwettbewerb als Chance für zukünftige Gründer
Zur diesjährigen Autumn School richtete das BCCM am letzten Veranstaltungstag wieder den Blockchain-Ideenwettbewerb aus, der mit 800 Euro Preisgeld von Slock.it gefördert wurde. Neun Teilnehmer stellten ihre Ideen vor, wie die Blockchain-Technologie wirtschaftlich eingesetzt werden kann. Nach der anschließenden Abstimmung aller Mitstreiter und Referenten nahm Phillip Richter den ersten Preis entgegen. Seine Idee „ComBox“ entspricht einer regionalen Infrastruktur, die das Teilen von wenig genutzten Gegenständen mittels Blockchain ermöglichen soll. Den zweiten bzw. dritten Platz belegten Tobias Perenthaler und Leon Langhans.
Die Blockchain Autumn School wurde vom Blockchain Competence Center Mittweida (BCCM) organisiert. Das BCCM wurde im Sommer 2017 gegründet und ist ein interdisziplinäres Institut der Fakultät Angewandte Computer- und Biowissenschaften an der Hochschule Mittweida. Die Wissenschaftler des BCCM kommen aus den verschiedensten Fachrichtungen der Hochschule, um das Thema Blockchain und Distributed Ledger Technologien nicht nur technisch, sondern auch rechtlich und wirtschaftlich zu untersuchen und weiterzuentwickeln.
Einzigartiger Studiengang startet im Wintersemester
Ab diesem Wintersemester bietet die Hochschule Mittweida auch den auf dem europäischen Festland ersten Blockchain-Masterstudiengang „Blockchain & Distributed Ledger Technologies (DLT)“ an. Bewerbungen sind noch möglich.
Nähere Informationen zum Studiengang.
Nähere Informationen zum BCCM.
Nähere Informationen zur Blockchain-Schaufensterregion Mittweida.
(Fotos: Lisa Prudnikow, Erik Hilse, Andreas Hiekel, Helmut Hammer)