Warum sitzt der kleine Junge in einem Stuhl mit Rädern? Und warum spricht die Frau immer so undeutlich? Jeden Tag entdecken wir, dass viele Menschen auf dieser Welt ganz anders sind als wir selbst. Der eine ist dick, die andere dünn, der eine ist groß, die andere klein, ... Schon Kinder erfahren in der Schule verschiedene Arten von Anderssein. Warum es wichtig ist, tolerant zu sein, jeden so zu akzeptieren wie er ist, respektvoll miteinander umzugehen und sich gegenseitig zu helfen, besprachen Melanie Kilger und Steve Sokol von der Sozialkontaktstelle der Hochschule Mittweida mit den jungen Studenten der KinderUni in der Vorlesung am 24. November.
Dabei war schon vor Beginn etwas anders: Überall im Foyer des Gerhard-Neumann-Baus hingen Hinweisschilder. An Schilder mit einem Rollstuhl, einem Ohr mit Hörgerät und einem Auge konnten die Kinder sich später erinnern. „Das sind alles Arten vom sichtbaren und unsichtbaren Anderssein“, erklärten die beiden Dozenten. „Solche Hinweisschilder sollen im Alltag den Menschen dabei helfen, sich besser zurechtzufinden. Zum Beispiel, wenn jemand, der im Rollstuhl sitzt, einen Aufzug oder eine Rampe benötigt.“
Mit Mitmach-Tests und Abstimmungen stellten Steve Sokol und Melanie Kilger ein buntes Programm zusammen, aus denen die Kinder Erkenntnisse für ihren eigenen Alltag mitnehmen konnten. Dazu sollten zuerst zwei Freiwillige vom oberen Teil des Hörsaals in den unteren gelangen. Nur musste ein Kind den Rollstuhl benutzen und dazu erst den Saal zum Aufzug verlassen. Schließlich stellten die Kinder fest: Im Rollstuhl braucht man zwar länger aber kommt trotzdem an. Und nur das sei in diesem Fall wichtig. An diesen Gedanken knüpfte Melanie Kilger an: „In der Schule müssen alle Kinder dasselbe lernen. Und damit jeder die gleiche Chance bekommt, gibt es verschiedene Hilfsmittel.“ Zwei weitere Kinder bekamen die Aufgabe, einen Text mit einer Leselupe zu lesen. Auch hier stellten die Kinder fest, dass beide den Text genauso gut und schnell vorlesen konnten wie jemand, der ohne Brille sehen und lesen kann.
Ihr eigenes Verhalten zum Thema „Anderssein“ konnten die Kinder auch einschätzen. Über farbige Karten stimmten die Kinder über „falsch“ oder „richtig“ ab. Bei Fragen, ob man zum Beispiel ein an der Straße wartendes blindes Kind auf die grüne Ampel hinweisen sollte, konnten die Kinder mit ihren Karten selbst entscheiden, wie sie handeln würden. Jedes Mal kamen die Kinder einstimmig zu einem Entschluss: „Man sollte manchmal einfach überlegen, wie man sich selbst fühlen würde“ oder „Alle müssen gleichbehandelt werden.“
Als Highlight dieser KinderUni wurden Diplome an die Kinder vergeben, die die vier Vorlesungen des Jahres 2018 besucht haben.
Diesmal waren die Organisatoren der KinderUni auch die Dozenten: Steve Sokol und Melanie Kilger sind beide Sozialpädagogen, haben an der Hochschule Mittweida Soziale Arbeit studiert und arbeiten hier in der Sozialkontaktstelle. Neben der KinderUni gehört zu ihren Aufgaben, chronisch kranke oder behinderte Studierende zu beraten und betreuen, damit diese, so „normal“ wie alle anderen ihr Studium absolvieren können. „Uns ist es wichtig, schon Kinder für dieses ihnen immer wieder begegnende Thema zu sensibilisieren“, erklärte Steve Sokol.
Die nächste KinderUni wird im März 2019 stattfinden. Hier gibt’s Informationen zur KinderUni und zum Programm für 2019.