Wissenschaft bei Glühwein und Spekulatius

Wissenschaft bei Glühwein und Spekulatius

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Mittweidaer Professoren setzen Tradition fort: Weihnachtliche Nobelpreisvorlesung

Beliebter Jahresausklang: Mit ihrer Nobelpreis-Vorlesung<br>an der Hochschule Mittweida sorgen<br>die Professoren Alexander Horn, Dirk Labudde<br>und Röbbe Wünschiers für einen vollen Hörsaal.

Um einen Glühwein zu trinken, spazieren die meisten Menschen in der Vorweihnachtszeit zum heimatlichen Weihnachtsmarkt. Die Studenten der Hochschule Mittweida gingen dafür in der Adventszeit in den großen Hörsaal im Zentrum für Medien und Soziale Arbeit.

Dort stellten am 10. Dezember die Professoren Röbbe Wünschiers und Dirk Labudde von der Fakultät Angewandte Computer- und Biowissenschaften zusammen mit ihrem Kollegen Alexander Horn von der Fakultät Ingenieurwissenschafte die Meisterleistungen der Preisträger und -trägerinnen des Nobelpreises 2018 vor. Ganz traditionell bei vorweihnachtlichem Ambiente - das heißt: Genussmittel in Form von Spekulatius und Glühwein waren im Hörsaal ausnahmsweise erlaubt.

Der Nobelpreis wird seit 1901 an jedem 10. Dezember, dem Todestag des schwedischen Dynamit-Erfinders Alfred Nobel, auf seinem Wunsch hin an herausragende Wissenschaftler verliehen. „In Schweden ist der Nobelpreis ein riesiges Ding. Eine Woche lang gibt es in den Medien kein anderes Thema“, sagte Professor Wünschiers, der selbst für einige Zeit in Schweden lebte. “Aber die neusten Erkenntnisse aus der Chemie, Physik, Medizin, der Wirtschaft und dem Frieden gehen uns alle etwas an. Deshalb wollen, ja vielmehr müssen wir Sie auf dem Laufenden halten.“

Wünschiers stellte an diesem Abend die Nobelpreisträger der Kategorie Medizin vor. Für ihre Entdeckung der „Krebstherapie durch Hemmung von negativen Immunreaktionen“ wurden James P. Allison (USA) und Tasuku Honjo (Japan) ausgezeichnet. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass bestimmte Proteine wie eine Handbremse auf das Immunsystem wirken und es so von der Abwehr von Tumorzellen abhalten. Wird diese Handbremse gelöst, bekämpft das Immunsystem die Krebszellen.

Der Kategorie Physik widmete sich Professor Horn: Arthur Ashkin (USA) gelang es, kleine Partikel in das Zentrum eines Laserstrahls zu befördern und zu halten. Diese Technik einer optischen Pinzette erlaubt es, biologische Systeme, wie zum Beispiel lebende Bakterien, zu fassen, ohne sie dabei zu zerstören. Auch mit DNA und Proteinen ist das möglich und revolutioniert damit das molekularbiologische Labor. Die zweite Hälfte des Preises teilten sich Donna Strickland (Kanada)und Gérard Mourou (Frankreich). Sie wurden für ihre Methode zur Generierung hoch intensiver, ultrakurzer optischer Impulse geehrt. Als Grundlage für die Ausdehnung weiterer Forschungsfelder führte diese Technik zu vielen Anwendungen in der Medizin und Industrie. Mit Donna Strickland erhielt nach einem halben Jahrhundert erstmals wieder eine Frau den Physik-Nobelpreis.

Professor Labudde sprach über den Chemie-Nobelpreis. Der wurde in diesem Jahr auf drei Wissenschaftler aufgeteilt. Frances Arnold (USA) schaffte es, Enzyme in eine bestimmte Richtung zu entwickeln, also gerichtete Evolution zu betreiben. Diese maßgeschneiderten Enzyme, sogenannte Katalysatoren, leiten bestimmte chemische Reaktionen ein und sind somit nützlich für die Herstellung von Pharmazeutika. Der Wissenschaftler George Smith (USA) entwickelte eine Methode, bei der Bakteriophagen Proteine mit neuen Eigenschaften entstehen lassen. Dieses Verfahren- Phagendisplay genannt, nutzte wiederum der Brite Gregory Winter, um Antikörper mit gewünschten Eigenschaften zur Produktion neuer Pharmazeutika entstehen zu lassen.

Das besinnliche Konzept der jährlichen Nobelpreisvorlesung kommt sehr gut bei den Studenten an. „In entspannter Atmosphäre die komplexen Zusammenhänge so erklären, dass sie auch der angehende Otto-Normal-Akademiker versteht“, wirbt die Fakultät Angewandte Computer- und Biowissenschaften. Und es stimmt. Fast alle Plätze waren von Studenten, Dozenten und Ehemaligen besetzt, die sich für die angewandte Wissenschaft interessieren und sich schon freuen, wenn es im nächsten Jahr - und dann zum achten Mal - heißt: ”Välkommen till presentationen av Nobelprisen!

Text und Fotos: Lisa Prudnikow