Man ist Student oder Absolvent, Mitarbeiter oder Professor und hat DIE zündende Idee für ein verkaufswürdiges Produkt. Oder man will sich einfach nur einmal ausprobieren. Aber wie kommt man auf diese Idee? Wie setzt man sie erfolgreich um? Wer hilft bei der Planung und vor allem bei der Finanzierung? Das Gründernetzwerk SAXEED ist der richtige Ansprechpartner. Es sensibilisiert, motiviert und unterstützt Gründungsinteressierte an den sächsischen Hochschulen und Forschungseinrichtungen in Mittweida, Freiberg, Chemnitz und Zwickau.
An der Hochschule Mittweida findet neben den vom SAXEED organisierten Workshops rund um das Thema Unternehmensgründung auch regelmäßig ein Gründerstammtisch statt. Bei dieser Veranstaltung kommen Gründungsinteressierte, junge Gründer und erfahrene Unternehmen zusammen. Expertenvorträge regen zur Diskussion an und führen zum Austausch in entspannter Atmosphäre über Know-How, Strategien und mehr.
Der erste Gründerstammtisch im Jahr 2019 fand am 8. Januar in der Mittweidaer Gaststätte Schwanenschlösschen statt. Den „Startup-Spirit“ brachte die Gastvortragende Diana Weiser, selbstständige Vermögensberaterin in Burgstädt. Nachdem Weiser einige Jahre im Gesundheitswesen arbeitete, entschloss sie sich, ihr Leben umzukrempeln und absolvierte ein BWL-Studium an der Hochschule Mittweida. „Ich startete schon während des Studiums mit einem Nebenjob in der Vermögensberatung. So fand ich nach meinem Abschluss sofort Anschluss in der Branche“, berichtete die Gründerin.
Neben ihren täglichen Aufgaben als Selbstständige erzählte Diana Weiser auch von einer ganz besonderen Bildungsreise ins Silicon Valley. Über ihre Fotos und Videos der Reise konnte sich jeder in das Feeling für den Arbeitsalltag und die Mentalität von Firmen wie Apple, Zappos, Google oder der Universität Standfort hineinversetzen. „In San Francisco kommt Innovation von überall. Die Arbeitsphilosophie ist ganz anders als bei uns in Deutschland. Der Mut zum Scheitern ist sehr groß. Jedoch stehen die Menschen im Silicon Valley dadurch auch unter einen enormen Druck, nicht wieder Fuß fassen zu können. Ein 15- bis 18-Stundentag ist dort vollkommen normal.“
Dass neben diesen beeindruckenden und bunten Arbeits- und Freizeitbedingungen auch Schattenseiten wie Armut, Burnout oder Vereinsamung entstehen, konnten auch die Gründerstammtischgäste Tobias Tauscher und Claus Steinau vom Startup Cinector in der anschließenden Diskussion bestätigen. Beide konnten ebenfalls eigene Eindrücke und Erfahrungen von einer Reise nach San Francisco weitergeben:. „Ein großes psychisches Problem für die Leute im Silicon Valley ist die Fluktuation. Wer 10 Jahre arbeitete, tat dies an 15 verschiedenen Firmen.“
Der zweite Vortragende, Ivo Harzdorf, Beteiligungmanager beim Technologiegründerfonds Sachsen (TGFS), brachte die angeregte Diskussion mit seinem Vortrag wieder nach Sachsen zurück: „Sie müssen ihre Idee nicht im Silicon Valley verwirklichen. Sie können das auch im Silicon Saxony machen“. Der TGFS arebitet eng mit Hochschulen zusammen und investiert in Unternehmungsgründungen. „Wir wollen ausschließlich den wirtschaftlichen Erfolg unterstützen, und dass mit unserem Geld und Ihrem Know-How der Unternehmenswert steigt“, ermutigte Harzdorf. TGFS ist dabei nicht nur ein Investor. Neben der Beratung und Unterstützung bei Unternehmensentwicklung und -aufbau stellt TGFS auch ein regionales und überregionales Netzwerk zur Verfügung.
Höhepunkt des Abends war die Preisverleihung für die beste Projektidee. Über eine Crowdfunding-Kampagne konnten Teams ihre Visionen vorstellen. Die Teams mit dem besten Feedback der Crowd erhielten ein Preisgeld von bis zu 300 Euro. Gestiftet wurde das Preisgeld vom TGFS und vom Förderverein zur Unterstützung von Unternehmertum und Technologietransfer in Südwestsachsen e.V. Dieser zu SAXEED gehörige Verein war durch Dirk Liebers und Tomás Cabrera vertreten und möchte gemeinsam mit dem TGFS auch zukünftig gute Ideen und Visionen von Studierenden würdigen.
Der dritte Platz ging an das Projekt „Künstliches Notblut“ von Pascal Köhler, Rene Köhler, Benedikt Preis, Tobias Preis, Madeleine Gietzelt und Philipp Wagner. Kerngedanke der Projekt-Vision ist es, künstliches Blut der Blutgruppe 0 negativ zu entwickeln um damit die Knappheit der Blutkonserven in Deutschland zu decken, da die Blutgruppe 0 negativ jeder vertragen kann. Das Team will Menschen dieser Blutgruppe dazu anregen, ihr Knochenmark zu spenden. Mit Hilfe der Stammzellen aus dem Knochenmark könnte die Produktion roter Blutkörperchen angeregt und das künstliche Notblut „hergestellt“ werden. Mit dem Projekt „KeepcOntrol: Der KO-Tropfen Strohhalm-Test“ bekamen Linda Steinhäußer, Claudia Schröter, Tamana Omari, Celina Geith, Maximilian Möbius und Philipp Schläfke den zweiten Platz. Der wachsenden Gefahr, Opfer von KO-Tropfen zu werden, will das Team mit farbumschlagenden Strohhalmen entgegenwirken. Die Strohhalme sollen aus Biopolymeren hergestellt werden, um zusätzlich dem Plastikproblem entgegenzuwirken.
Der tatsächlichen Umsetzung des dritten und des zweiten Platzes bedarf es allerdings noch intensiver Forschung. Die Idee des ersten Platzes lässt sich schon mit deutlich weniger Forschungsaufwand umsetzen: Für das Projekt „SOS: Notruf-App für Diabetiker“ erhielten Elisa Israel, Lisa Kalms, Anne Winkler, Darya Maryenkova, Felix Munz, Helene Vinke und Emanuel Harzer den ersten Preis. Die App misst den Blutzuckerspiegel, kann den Betroffenen vorwarnen und im Ernstfall einen automatischen Notruf mit Standortübermittlung abgeben.
Für Gründungsinteressierte an der Hochschule Mittweida steht das von Prof. Dr. Ulla Meister geleitete SAXEED-Team mit Caroline Auerswald, Tomás Cabrera und Dirk Liebers zur Verfügung.
Hier gibt es weitere Informationen über SAXEED, Sprechzeiten und bevorstehende Veranstaltungen.
Text: Lisa Prudnikow
Fotos: 1-7 Lisa Prudnikow; 8-10 Carolina Auerswald