„Digitalisiert Euch! Oder: Ihr werdet digitalisiert“

„Digitalisiert Euch! Oder: Ihr werdet digitalisiert“

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Auftakt für die Diskussionsreihe „Dialog kontrovers“ mit vollem Haus.
Zweite Veranstaltung an diesem Mittwoch fragt nach (mehr) Klugheit, Glück und Abhängigkeit in der virtuellen Welt.

Mitinitiator Professor Stefan Busse (r.) begrüßt Diskutanten, Moderator und das Publikum zur Auftaktrunde des "Dialog kontrovers": "Digitalisiert euch! Oder: Ihr werdet digitalisiert." ist die Überschrift über insgesamt sieben Runden im Sommersemester.

Am Mittwoch, dem 27. März, ging die erfolgreiche Diskussionsrunde des IKKS in ihre zweite Saison. Moderiert von PD Dr. Gunter Süß diskutierten Prof. Dr. Stefan Brunnhuber und Dipl.-Volkswirt Mario Oettler darüber, wie sich der Kapitalismus durch die Digitalisierung ändern wird. Brunnhuber ist ärztlicher Direktor der Diakonie-Kliniken Zschadraß und Professor für Nachhaltigkeit, Sozialmedizin, Psychosomatik und Komplementärmedizin an der Hochschule Mittweida. Sein Diskussionspartner Oettler ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur Informatik/Verteilte Informationssysteme der Hochschule und Experte für die Blockchain-Technologie.

Vor allem durch die Blockchain-Technologie und künstliche Intelligenz sei die Digitalisierung  in der nahen Zukunft gekennzeichnet, so Mario Oettler im Eingangsstatement. Beide Technologien ließen sich für positive oder aber auch negative Anwendungen nutzen: So könnten Prognosen auf Basis künstlicher Intelligenz vor dem Ausbruch von Krankheiten schützen oder aber von „Überwachungsregimen“ genutzt werden. Mit Hilfe der Blockchain-Technolgie könnten ohne Beteiligung von Kreditinstituten globale Transaktionen durchgeführt werden. Durch den unveränderbaren Geldwert innerhalb der Blockchain falle allerdings auch der Spielraum bei der Festlegung der Währung eines Landes weg. Mario Oettler meinte dazu: „Man kann gewisse Probleme damit lösen, man muss aber immer vorsichtig sein, welche Probleme dann noch kommen.“

Hochschule Mittweida AktuellSpannende Diskussion auf dem Podium zwischen Prof. Stefan Brunnhuber (l.) und Mario Oettler (r.) - moderiert von Gunter Süß (m.).

Professor Brunnhuber stellte in seinem Auftaktbeitrag klar, dass wir, bevor wir „mehr Digitalisierung“ einfordern, erst einmal die richtigen Fragen stellen müssen, nämlich: Welche Digitalisierung wollen wir eigentlich - Kommerzialisierung und Kontrolle oder Kooperation? Noch grundsätzlicher: „In welcher Gesellschaft wollen wir leben?“, denn erst die Antwort darauf könne die Weichen für den Einsatz digitaler Technologien stellen. Weiterhin bemerkte Professor Brunnhuber: „Alles was wirkt, hat auch eine Nebenwirkung. Und das ist bei technologischen Innovationen nicht anders. Wenn wir uns diesen Diskurs nicht zumuten, dann laufen wir Gefahr, in totalitäre Strukturen hineinzukommen, wie wir das in Südostasien mittlerweile sehen.“

Die Schlüsselfrage Brunnhubers erweiternd stellte Prof. Dr. Stefan Busse, wissenschaftlicher Direktor des IKKS, im Diskussionsteil fest: „Digitalisierung gebiert aber nicht aus sich heraus Ungeheuer. „Der Treibsatz hinter der Digitalisierung ist, Geld zu verdienen. Dieser pflanzt sich aber in die zugrundeliegende Technologie ein.“ Es bestehe, so Busse weiter, die Gefahr einer „teuflischen Trias aus Digitalisierung, Diktatur und Kapitalismus“, auf die wir schlimmstenfalls nur noch reagieren können.

Im Gespräch mit dem Publikum wurden vor allem Aspekte der Auswirkungen des digitalen Kapitalismus auf das menschliche Zusammenleben lebhaft erörtert.

Lehbafte Diskussion auch mit dem Publikum - ausdrücklich ewrünscht beim Dialog kontrovers.

Sechs weitere Veranstaltungen im Sommersemester - die nächste diesen Mittwoch

Im Verlauf des Sommersemesters debattieren Expertinnen und Experten der Hochschule Mittweida und anderen Institutionen an weiteren sechs Veranstaltungen über die Auswirkungen der Digitalisierung auf Gesundheit und Freizeit, Bildung, Arbeitswelten, Demokratie, Überwachung und Sicherheit sowie auf den ländlichen Raum. Der nächste Dialog kontrovers findet an diesem Mittwoch, dem 10. April, wieder um 18:15 Uhr im Studio B des Grunert-de-Jácome-Baus (Haus 6) der Hochschule statt. Dann diskutieren Dr. Sandra Fleischer (DPFA Weiterbildung), Prof. Alexander Marbach (Hochschule Mittweida) und Matthias Rost (Diakonisches Werk Leipzig). Prof. Dr. Stefan Busse moderiert die Runde unter der Frage: „To be online, or not to be – Macht uns die virtuelle Welt klüger, glücklicher und abhängiger?“ Angehöriger aller Fakultäten sowie Bürgerinnen und Bürger sind eingeladen mitzudiskutieren.

Zeit und Ort: Jeden zweiten Mittwoch von 18:15 bis 20:15 Uhr im Studio B, Grunert-de-Jácome-Bau der Hochschule Mittweida (Am Schwanenteich 4b, barrierefrei zugänglich). Die Plätze im Studio B sind begrenzt. Alle Veranstaltungen sind aber auch im Live-Stream zu verfolgen auf „Kanal EINS – Hochschule Mittweida Aktuell“.

Alle Termine, Themen und weitere Informationen finden sich stets aktuell hier: www.hs-mittweida.de/dialog-kontrovers

http://www.hs-mittweida.de/dialog-kontrovers